Berlin. In der neuen ProSieben-Show „Global Gladiators“ treten wieder mal Promis in „Challenges“ gegeneinander an. Wen soll das noch reizen?

Es gibt Sendungen, die einen Menschen dazu verlocken, den Fernseher aus dem Fenster zu werfen – und zwar mit Anlauf. „Global Gladiators“ ist so eine Show. Was ProSieben seinen Zuschauern zur Prime Time am Donnerstagabend geboten hat, nämlich einen Wettbewerb zwischen Promis im afrikanischen Nirgendwo, ist weder innovativ noch spannend noch gut besetzt.

Es sei denn, der eine oder andere Zuschauer erfreut sich – noch immer – an der Pöbelei eines Oliver Pocher (39). Oder sieht Pietro Lombardi (24) gerne dabei zu, wie er seine gescheiterte Beziehung zu der treulosen Tomate Sarah verarbeitet. All diejenigen, die mit diesen VIPs nichts anzufangen wissen, können sich trotzdem freuen, „Global Gladiators“ gesehen zu haben. Die Show ist ein Geschenk, ja die Aufforderung, endlich mal wieder gemütlich vor dem Fernseher einzuschlafen. Wenn man nicht Folgeschäden fürchtet. Aber dazu später.

Die Hälfte der Kandidaten dürfte kaum jemand kennen

Die Kandidaten von links nach rechts: Oliver Pocher, Pietro Lombardi, Lilly Becker, Raul Richter, Ulf Kirsten und Mario Galla.
Die Kandidaten von links nach rechts: Oliver Pocher, Pietro Lombardi, Lilly Becker, Raul Richter, Ulf Kirsten und Mario Galla. © imago/Future Image | Anita Bugge

Ok, gut, wollen wir Milde walten lassen. Das deutsche Fernsehen hat tatsächlich schon schlimmere Formate gesehen (Wir erinnern an „Das Sommerhaus“ auf RTL im vergangenen Jahr). Doch wieso sollten wir uns mit Vergnügen den 881. Wettbewerb zwischen „Stars“ ansehen, die südlich von Namibia auf Quads Polo spielen, aus einem Hubschrauber springend zu lebenden Dartpfeilen mutieren oder aus 50 Metern Höhe eine Kugel möglichst nah an einen Baum werfen?

Das ist gar nicht leicht zu beantworten. Zumal dann nicht, wenn die Hälfte der Kandidaten dem breiten Publikum eher unbekannt sein dürfte. Siehe Schauspielerin und Ex-„Germany’s Next Topmodel“-Kandidatin Larissa Marolt (24), Model Mario Galla (31) sowie Schauspieler und Synchronsprecher Raúl Richter (30).

Acht Promis, 20 Quadratmeter, 30 Tage

Ob es den Promis bei der Teilnahme wohl nur um die Moneten geht? Oder sind sie tatsächlich scharf auf den von ProSieben versprochenen „Wettkampf/ Road Trip/ das größte Abenteuer ihres Lebens“? Ja, das wird es sein.

Weniger ums Geld geht es ganz sicher Lilly Becker (40), der besseren Hälfte von Boris Becker. Die „Fashion-Ikone“ (ach so?) sucht vielmehr die Herausforderung, die ihr gleich zu Beginn der Sendung in Form eines rund 20 Quadratmeter großen Containers präsentiert wird. In diesem hausen die acht Promis in den kommenden 30 Tagen, also dem Zeitraum, in dem einer von ihnen der neue Gladiator wird. „Fu…, it’s so klein!“, ruft die Niederländerin beim Anblick ihrer neuen Behausung.

Schweinetransport“ auf holpriger Straße

Und die weitere Besichtigung sorgt auch nicht für Ekstase: 70 Zentimeter breite Hochbetten, Ameisen im Snack sowie eine Toilette für die gesamte Gruppe? Alcatraz lässt grüßen. Nun ja, aber wie formuliert es Elmar Paulke, Kommentator aus dem Off, so treffend? „Wer hier weiterkommen will, muss mit dem einfachen Leben zurechtkommen.“ Und das einfache Leben kennen diese Promis von Welt nun wirklich nicht. Nee, also wirklich nicht.

Larissa Marold gibt bei
Larissa Marold gibt bei "Global Gladiators" Gas - auch beim Klagen. © ProSieben/Richard Hübner | ProSieben/Richard Hübner

Deswegen leidet Ex-Fußballnationalspieler Ulf Kirsten (51) bei der Zwölf-Stunden-Fahrt im fensterlosen Container auch gleich an Übelkeit. Ob das am „Schweinetransport“ auf der holprigen Straße liegt oder dem plötzlichen Gefühlsausbruch Oliver Pochers geschuldet ist, bleibt ungeklärt (Der Comedian berichtet von seinem schweren Schicksal als ehemaliger Zeuge Jehovas). Sollte Letzteres der Fall sein, hätte Kirsten es wohl kaum zugegeben. Denn wer möchte schon freiwillig einen Streit mit Herrn Pocher provozieren? Außer Lilly Becker, der jetzigen Ehefrau des ehemals Verlobten der Ex-Frau von Oliver Pocher, sicher niemand.

„Ich war nie mit einer Spitzensportlerin zusammen!“

Aber das Stilvorbild hat ja nur „Bum Bum Bine“ in Schutz nehmen wollen, ihre „gute“, wenn auch „nicht enge“ Freundin. Die gemeinte Dame, die Tennisspielerin Sabine Lisicki, beleidigt Pocher nämlich mal wieder. Wie es sei, eine Spitzensportlerin zu kennen, möchte Model Marolt von ihm wissen. „Das weiß ich nicht, ich war nie mit einer Spitzensportlerin zusammen!“, erwidert Pocher. Wie lautete es noch, das Jugendwort des Jahres 2010? Ach ja, „Niveaulimbo“, das ständige Absinken des Niveaus.

Ex-Profifußballerin Nadine Angerer (38) hat sich aus dieser Entwicklung fein rausgehalten, so sehr sogar, dass die Vorstellung ihrer Person erst nach 22 Uhr passiert. Immerhin. Fast hätte sich der Sender im Wiederholen der dramatischen Szenen des Quad-Polo-Spiels verloren (Lilly fährt wie Henker, Lilly fährt gegen Stange, Pietro fährt drei Treffer ein). Oder „Global Gladiators“ von vornherein dem dritten und entscheidenden Spiel „Spidernet-Boule“ gewidmet.

Mentale Folgeschäden?

Dabei müssen die Kandidaten aus besagten 50 Metern Höhe und bei freiem Fall einen Ball neben einen Baum feuern (Angerer gewinnt, knapp drei Meter Abstand zum Zielobjekt). Marolt: „Kann man mentale Folgeschäden von diesem Spiel bekommen?“

Von dem Spiel vielleicht nicht, von der Show im Allgemeinen aber sicher; zumindest auf Dauer. Denn fünf Folgen „Global Gladiator“ warten in den kommenden Wochen auf begeisterte Zuschauer. Vorausgesetzt, ihr Fernseher ist nach diesem Donnerstag noch funktionsfähig.

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