Berlin. Ist die Saarland-Wahl ein Fingerzeig für die kommende Bundestagswahl? Bei Anne Will entbrannte über die Frage zwischenzeitlich Streit.

Volker Kauder hat’s gefreut. Der Fraktionschef der Union blickte auf einen gelungenen Abend: 40,7 Prozent holte die CDU im Saarland, fünf Prozentpunkte mehr als bei der letzten Wahl. Kein Wunder also, dass er bei Anne Will am Sonntagabend von einem „guten Start“ ins Wahljahr 2017 sprechen konnte. „Das Saarland hat gewählt – Ist der „Schulz-Effekt“ schon verpufft?“, fragte die ARD-Moderatorin.

Neben ihm saß Malu Dreyer, die SPD-Ministerpräsidentin aus Rheinland-Pfalz. An der Saar holten sich die Genossen eine blutige Nase – auch weil sie sich ein Bündnis mit der Linken offen gehalten haben. „Wir schließen keine Koalitionen mehr aus“, fasste Dreyer die Linie der Partei zusammen. Und das freut natürlich Konservative. „Ein schönes Geschenk“, jubelte Kauder.

CDU gewinnt Wahl im Saarland - "Schulz-Effekt" reicht nicht

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    Wagenknecht sieht Schuld bei der SPD

    Im Saarland hat sich gezeigt, dass die Aussicht auf rot-rote Koalitionen bürgerliche Wähler mobilisiert – und die CDU damit ein Thema gefunden hat, um die SPD und ihren umfrageverwöhnten Kanzlerkandidaten Martin Schulz auch im Bund anzugreifen.

    Es kommt selten vor, dass sich die Fraktionschefin der Linken im Bundestag, Sahra Wagenknecht, positiv über verpasste Regierungsbeteiligungen äußert. Im Saarland, wo ihr Mann Oskar Lafontaine als Spitzenkandidat antrat, sei es aber „schade, dass es für Rot-Rot-Grün nicht reicht“, sagte sie. Schuld daran ist: natürlich die SPD.

    Malu Dreyer bekommt „die Krise“

    „Soziale Gerechtigkeit gibt es nicht in Koalitionen mit der Union, sondern nur mit der Linken“, so Wagenknecht. Die SPD habe sich dazu an der Saar nicht bekannt. Und auch im Bund wisse man nicht, wofür Martin Schulz stehe.

    „Es ist absurd, dass Sie immer sagen, dass Martin Schulz für nichts steht. Da bekomme ich die Krise“, ätzte Malu Dreyer zurück. Schließlich habe sich der neue SPD-Parteichef schon für konkrete Änderungen beim Arbeitslosengeld ausgesprochen.

    Das Saarland: zu klein für Prognosen

    Im Saarland, so Dreyer, stelle die CDU „eine sehr gute Ministerpräsidentin“. Dagegen sei es schwer anzukämpfen. Auch der „Spiegel“-Journalist Markus Feldenkirchen warnte davor, das Ergebnis im Saarland auf Berlin zu übertragen. „Die Wähler wissen, ob sie sich für eine beliebte Ministerpräsidentin oder einen Bundeskanzler entscheiden“, sagte er.

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      Klar ist: Das Saarland mit seinen 800.000 Stimmberechtigten ist zu klein, um als Testlauf für die Bundestagswahl zu gelten. Und trotzdem stellt sich die Frage, welche Machtoption die SPD hat, um Angela Merkel im September aus dem Kanzleramt zu drängen.

      Tiefe Gräben zwischen SPD und Linken

      „Herr Schulz würde eine stabile rot-rot-grüne Mehrheit nutzen, dafür ist die Erwartungshaltung in der SPD inzwischen zu groß“, sagte „Spiegel“-Autor Feldenkirchen. Doch in Anne Wills Runde zeigte sich einmal mehr, wie tief die Gräben zwischen SPD und Linken noch immer sind. Wo Wagenknecht mal wieder den Austritt aus der Nato forderte, plädierten Malu Dreyer und die Grüne-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt für Kontinuität in der Außenpolitik.

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        Sahra Wagenknecht zeichnete ein Bild von Deutschland, in dem es immer mehr Menschen schlecht gehe. „Und die SPD ist stolz darauf“, sagte sie. Zumindest die Rhetorik klingt nicht unbedingt nach rot-rot-grüner Annäherung.

        Volker Kauder berauscht sich an sich selbst

        Volker Kauder konnte sich da genüsslich zurücklehnen. „Geht ja gut los, wenn der Streit schon vorher beginnt“, fasste er süffisant zusammen. Die Union sei offen für Koalitionen mit SPD, Grünen oder FDP, sagte er.

        „Es ist aber nicht so attraktiv, mit Frau Merkel zu koalieren“, warf Journalist Feldenkirchen ein. In einem „Spiegel“-Artikel verglich er die Kanzlerin mit einer parasitären Pflanze, die ihrer Umwelt die Energie entziehe – eine Anspielung auf die schlechten Wahlergebnisse von Merkels Koalitionspartnern SPD und FDP.

        Am Ende sprach keiner mehr über das Saarland

        „Nicht alles, was Sie schreiben, muss auch der Rest der Nation toll finden“, ärgerte sich Volker Kauder. Er pries lieber, was die Union zuletzt umgesetzt habe – etwas den ausgeglichenen Bundeshaushalt. „Ein tolles Projekt für junge Generationen“, so Kauder.

        „Wenn Sie mit dieser Selbstzufriedenheit in den Wahlkampf gehen, wird es schwer für die Union“, stichelte der „Spiegel“-Autor zurück. Kauder berausche sich vor allem an sich selbst.

        Über das Saarland sprach zu diesem Zeitpunkt in Wills Talkrunde schon lange keiner mehr. Denn irgendwo war man sich ja doch einig: Die Bundestagswahl wird nicht in Saarbrücken entschieden.