Kiew. Sonst gilt der ESC als unpolitisch. Doch nun überprüft der Geheimdienst der Ukraine die russische Teilnehmerin – wegen eines Auftritts.

Beim diesjährigen Eurovision Song Contest (ESC) in der Ukraine könnte auf die Sängerin des russischen Beitrags, Julia Samoilowa, ein Auftrittsverbot zukommen. Erst am Sonntagabend hatte der halbstaatliche russische TV-Sender Perwy Kanal in Moskau mitgeteilt, dass die 27-jährige Rollstuhlfahrerin für den Wettbewerb in Kiew im Mai mit dem Lied „Flame is Burning“ ins Rennen gehe.

Am Montag leitete der ukrainische Geheimdienst prompt die Überprüfung eines früheren Auftritts der 27-Jährigen auf der Krim ein, wie die Pressesprecherin Jelena Gitlanskaja am Montag auf Facebook schrieb.

Einreisesperre für Reisen auf die Krim

Die Sängerin im Rollstuhl ist im Juni 2015 in der Stadt Kertsch auf der ukrainischen Halbinsel aufgetreten, die von Russland im Jahr 2014 annektiert worden war. Reisen auf die Krim über Russland sind seit der Annexion aber von ukrainischer Seite verboten und werden mit einer mehrjährigen Einreisesperre geahndet. Der früher als Grand Prix bekannte ESC an sich ist eigentlich erklärt unpolitisch.

Sollte Samoilowa nicht über das ukrainische Festland eingereist sein, könnte dies eine Teilnahme beim ESC im Mai verhindern. Kiew hat angekündigt, für den Wettbewerb keine Ausnahme zu machen. „Ich bin überzeugt, dass eben ein solches Einreiseverbot in nächster Zeit vom Geheimdienst der Ukraine verhängt werden muss und wird“, schrieb der präsidentennahe Politologe Taras Beresowez bei Facebook. Das sei die einzig richtige Entscheidung.

Außenminister Pawel Klimkin sagte örtlichen Medien zufolge: „Ich meine, dass das Gesetz für alle gleich sein sollte. Russland betreibt schon viele Jahre Provokationen.“

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Auftritt bei Eröffnung der Paralympischen Winterspiele

Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte hingegen in Moskau, dass die Nominierung der 27-Jährigen „keine politische Provokation“ sei. Die Wahl habe nichts mit dem Auftritt Samoilowas auf der Krim zu tun. „Jeder (Russe) war schon irgendwann mal auf der Krim, es gibt wohl kaum jemanden, der noch nicht dort war“, sagte Peskow.

Samoilowa leidet an einer seltenen Erkrankung des Rückenmarks. Seit ihrer Kindheit sitzt sie im Rollstuhl. Sie wurde 2013 als Teilnehmerin einer russischen TV-Show bekannt und sang bei der Eröffnung der Paralympischen Winterspiele in Sotschi 2014.

Einige Kritiker gehen davon, dass Russland mit der Teilnahme der behinderten Sängerin ein schlechtes Abschneiden im ESC zu verhindern versuche. „Ich werde das Gefühl nicht los, dass das Mädchen zu politischen Zwecken verwendet wird“, schrieb der bekannte Blogger Ilja Warlamow. Es gehe den Veranstaltern nicht darum, ein gutes Lied zu präsentieren, sondern um jeden Preis „die Ukrainer zu schlagen“.

Forderungen nach Boykott des ESC

Zuerst hatte es Spekulationen über Russlands Teilnahme am diesjährigen Musikwettbewerb gegeben. Abgeordnete hatten einen Boykott des Events in Kiew gefordert. In der Ostukraine herrschen seit Jahren kriegsartige Zustände. Weil Russland die Separatisten unterstützt, stehen sich beide Länder feindlich gegenüber. Der ukrainische Geheimdienst SBU belegte zudem viele russische Künstler mit einem Auftrittsverbot.

Die Ukraine gewinnt das ESC-Finale

Die Ukraine hat die meisten Punkte geholt und ist Sieger des Eurovision Song Contests 2016. Die Trophäe geht an Jamala und ihren Song „1944“.
Die Ukraine hat die meisten Punkte geholt und ist Sieger des Eurovision Song Contests 2016. Die Trophäe geht an Jamala und ihren Song „1944“. © dpa | Britta Pedersen
Millionen Fans weltweit haben am Samstagabend beim 61. ESC-Finale mitgefiebert. 26 Kandidaten waren in Stockholm ins Rennen gegangen. Deutschland ist auf dem letzten Platz gelandet.
Millionen Fans weltweit haben am Samstagabend beim 61. ESC-Finale mitgefiebert. 26 Kandidaten waren in Stockholm ins Rennen gegangen. Deutschland ist auf dem letzten Platz gelandet. © dpa | Britta Pedersen
Den Anfang des 61. Eurovision Song Contests in Stockholm machte die 19-Jährige Laura Tesoro. Sie ging mit „What’s The Pressure“ für Belgien ins Rennen ...
Den Anfang des 61. Eurovision Song Contests in Stockholm machte die 19-Jährige Laura Tesoro. Sie ging mit „What’s The Pressure“ für Belgien ins Rennen ... © dpa | Britta Pedersen
... und brachte den Funk auf die Bühne.
... und brachte den Funk auf die Bühne. © dpa | Maja Suslin
Gabriela Gunčíková ging mit „I Stand“ für die Tschechische Republik an den Start.
Gabriela Gunčíková ging mit „I Stand“ für die Tschechische Republik an den Start. © dpa | Britta Pedersen
Mit einem bodenlangen, weißen Kleid vertrat sie Tschechien, das zum fünften Mal beim ESC dabei war.
Mit einem bodenlangen, weißen Kleid vertrat sie Tschechien, das zum fünften Mal beim ESC dabei war. © dpa | Maja Suslin
Er galt als einer der ESC-Favoriten: Douwe Bob mit „Slow Down“.
Er galt als einer der ESC-Favoriten: Douwe Bob mit „Slow Down“. © dpa | Britta Pedersen
Er sang für die Niederlande – mit Tattoo am Hals.
Er sang für die Niederlande – mit Tattoo am Hals. © dpa | Britta Pedersen
Samra Rahimli mit ihrem Song „Miracle“ für Aserbaidschan.
Samra Rahimli mit ihrem Song „Miracle“ für Aserbaidschan. © dpa | Britta Pedersen
Rahimli trat mit männlicher Verstärkung und goldenem Ganzkörper-Anzug auf.
Rahimli trat mit männlicher Verstärkung und goldenem Ganzkörper-Anzug auf. © dpa | Britta Pedersen
Für Ungarn ging Freddie mit „Pioneer“ an den Start.
Für Ungarn ging Freddie mit „Pioneer“ an den Start. © dpa | Britta Pedersen
Ein sehr gut aussehendes, singendes Model – die Stimme wie ein Reibeisen.
Ein sehr gut aussehendes, singendes Model – die Stimme wie ein Reibeisen. © dpa | Maja Suslin
Für Italien kam Francesca Michielin mit „No Degree Of Separation“. Sehr unschuldig im Vergleich zur Künstlerin aus Aserbaidschan etwa.
Für Italien kam Francesca Michielin mit „No Degree Of Separation“. Sehr unschuldig im Vergleich zur Künstlerin aus Aserbaidschan etwa. © dpa | Britta Pedersen
Hovi Star und seine Haartolle sangen für Israel.
Hovi Star und seine Haartolle sangen für Israel. © dpa | Britta Pedersen
„Made Of Stars“ hörte sich ganz ordentlich an – mehr noch imponierte die glitzernde Bühne.
„Made Of Stars“ hörte sich ganz ordentlich an – mehr noch imponierte die glitzernde Bühne. © dpa | Britta Pedersen
Poli Genova war schon zum zweiten Mal dabei.
Poli Genova war schon zum zweiten Mal dabei. © dpa | Britta Pedersen
Sie sang für Bulgarien „If Love Was A Crime“.
Sie sang für Bulgarien „If Love Was A Crime“. © dpa | Britta Pedersen
Gastgeberland Schweden schickte den 17-jährigen Frans mit „If I Were Sorry“ ins Rennen. Das Publikum flippte aus. Kreischalarm in der Globe Arena.
Gastgeberland Schweden schickte den 17-jährigen Frans mit „If I Were Sorry“ ins Rennen. Das Publikum flippte aus. Kreischalarm in der Globe Arena. © dpa | Britta Pedersen
Der Song ist gut. Und Frans blieb total relaxed und sympathisch.
Der Song ist gut. Und Frans blieb total relaxed und sympathisch. © dpa | Britta Pedersen
 Der nächste Sommerhit?
Der nächste Sommerhit? © dpa | Maja Suslin
Ja - mie - Lee ! Ja - mie - Lee ! Ja - mie - Lee ! Ja - mie - Lee !
Ja - mie - Lee ! Ja - mie - Lee ! Ja - mie - Lee ! Ja - mie - Lee ! © dpa | Britta Pedersen
Jamie-Lee mit ihrem Song
Jamie-Lee mit ihrem Song "Ghost". © dpa | Britta Pedersen
Jamie-Lee trug ein blaues Tütü-Kleid und ein Blumennest auf dem Kopf.
Jamie-Lee trug ein blaues Tütü-Kleid und ein Blumennest auf dem Kopf. © dpa | Britta Pedersen
Sie ging als Zehnte an den Start. „Ein klasse Auftritt“, sagte ARD-Kommentator Peter Urban. Am Ende gab es allerdings nur elf Punkte – und den letzten Platz.
Sie ging als Zehnte an den Start. „Ein klasse Auftritt“, sagte ARD-Kommentator Peter Urban. Am Ende gab es allerdings nur elf Punkte – und den letzten Platz. © dpa | Britta Pedersen
Für Frankreich trat der favorisierte Amir auf. Er schmetterte den Song „J’ai cherché“.
Für Frankreich trat der favorisierte Amir auf. Er schmetterte den Song „J’ai cherché“. © dpa | Britta Pedersen
Kommentator Peter Urban verglich sein Äußeres mit Elyas M’Barek.
Kommentator Peter Urban verglich sein Äußeres mit Elyas M’Barek. © dpa | Britta Pedersen
Polen schickte Michal Szpak mit „Colour Of Your Life“ auf die ESC-Bühne.
Polen schickte Michal Szpak mit „Colour Of Your Life“ auf die ESC-Bühne. © dpa | Britta Pedersen
Trotz gewöhnungsbedürftigem Outfit und langer Haarpracht wirkte der Song doch recht langweilig.
Trotz gewöhnungsbedürftigem Outfit und langer Haarpracht wirkte der Song doch recht langweilig. © dpa | Maja Suslin
Eine tolle Stimme aus Australien. Dami Im sang „Sound Of Silence“ – mit viel Pathos.
Eine tolle Stimme aus Australien. Dami Im sang „Sound Of Silence“ – mit viel Pathos. © dpa | Britta Pedersen
Australien war zum zweiten Mal beim ESC dabei. Die Australier sind große Fans des Song Contests ...
Australien war zum zweiten Mal beim ESC dabei. Die Australier sind große Fans des Song Contests ... © dpa | Britta Pedersen
... und überzeugten mit ihrem Auftritt. Am Ende musste sich Dami Im nur Jamala aus der Ukraine geschlagen geben.
... und überzeugten mit ihrem Auftritt. Am Ende musste sich Dami Im nur Jamala aus der Ukraine geschlagen geben. © dpa | Maja Suslin
Zypern schickte seine harten Kerle nach Stockholm.
Zypern schickte seine harten Kerle nach Stockholm. © dpa | Britta Pedersen
Die Band Minus One präsentierte den Song „Alter Ego“.
Die Band Minus One präsentierte den Song „Alter Ego“. © dpa | Britta Pedersen
Mit der Startnummer 15 trällerte Sanja Vučič für Serbien.
Mit der Startnummer 15 trällerte Sanja Vučič für Serbien. © dpa | Britta Pedersen
Die serbische Sängerin wurde von vier weiteren Damen im schwarzen Lederoutfit tänzerisch begleitet.
Die serbische Sängerin wurde von vier weiteren Damen im schwarzen Lederoutfit tänzerisch begleitet. © dpa | Maja Suslin
Litauen schickte Donny Montell ins Rennen und gab die Mainstream-Nummer „I’ve Been Waiting For This Night“ zum Besten.
Litauen schickte Donny Montell ins Rennen und gab die Mainstream-Nummer „I’ve Been Waiting For This Night“ zum Besten. © dpa | Britta Pedersen
Nebelmaschine und Outfitwechsel!
Nebelmaschine und Outfitwechsel! © dpa | Maja Suslin
Für Kroatien ging Nina Kraljić mit „Lighthouse“ an den Start. Den Song haben zwei Österreicher geschrieben.
Für Kroatien ging Nina Kraljić mit „Lighthouse“ an den Start. Den Song haben zwei Österreicher geschrieben. © dpa | Maja Suslin
Auch dieses Jahr bot der ESC das obligatorische Wechselkleid.
Auch dieses Jahr bot der ESC das obligatorische Wechselkleid. © dpa | Maja Suslin
Der nächste Favorit war Russland mit Sergey Lazarev.
Der nächste Favorit war Russland mit Sergey Lazarev. © dpa | Britta Pedersen
Die Popnummer war relativ lahm, die Choreographie dafür umso aufwendiger.
Die Popnummer war relativ lahm, die Choreographie dafür umso aufwendiger. © dpa | Maja Suslin
Peter Urban kommentierte: „Der russische Marco Reus.“
Peter Urban kommentierte: „Der russische Marco Reus.“ © dpa | Britta Pedersen
Spanien wollte mit Barei den ESC-Pokal holen.
Spanien wollte mit Barei den ESC-Pokal holen. © dpa | Maja Suslin
Sie trat als Neunzehnte mit dem Song „Say Yay!“ auf.
Sie trat als Neunzehnte mit dem Song „Say Yay!“ auf. © dpa | Maja Suslin
Lettland versuchte es mit Justs und „Heartbeat“.
Lettland versuchte es mit Justs und „Heartbeat“. © dpa | Maja Suslin
Eine solide Disco-Nummer.
Eine solide Disco-Nummer. © dpa | Britta Pedersen
Ein heftig diskutierter ESC-Beitrag aus der Ukraine, der von der Deportation der Krimtataren handelt, kam von Jamala legte ihren ganzen Schmerz in den Song „1944“. Sie holte die begehrte Trophäe und schafft es auf Platz eins.
Ein heftig diskutierter ESC-Beitrag aus der Ukraine, der von der Deportation der Krimtataren handelt, kam von Jamala legte ihren ganzen Schmerz in den Song „1944“. Sie holte die begehrte Trophäe und schafft es auf Platz eins. © dpa | Britta Pedersen
Endlich wieder Glitzer. Malta wurde von Ira Losco und ihrem Song „Walk On Water“ vertreten.
Endlich wieder Glitzer. Malta wurde von Ira Losco und ihrem Song „Walk On Water“ vertreten. © dpa | Maja Suslin
Sie ist im vierten Monat schwanger.
Sie ist im vierten Monat schwanger. © dpa | Britta Pedersen
Die „Young Georgian Lolitaz“, eine Indie-Rockband aus Georgien startete auf Platz 23. Mit „Midnight Gold“ lieferten ...
Die „Young Georgian Lolitaz“, eine Indie-Rockband aus Georgien startete auf Platz 23. Mit „Midnight Gold“ lieferten ... © dpa | Britta Pedersen
... die Jungs einen soliden Indie-Song.
... die Jungs einen soliden Indie-Song. © dpa | Britta Pedersen
Österreich schickte die hübsche Zoë mit „Loin d’ici“ ins Rennen.
Österreich schickte die hübsche Zoë mit „Loin d’ici“ ins Rennen. © dpa | Britta Pedersen
Joe and Jake kamen aus Großbritannien.
Joe and Jake kamen aus Großbritannien. © dpa | Britta Pedersen
Die Zwei hatten den Song „You’re Not Alone“im Angebot.
Die Zwei hatten den Song „You’re Not Alone“im Angebot. © dpa | Britta Pedersen
Die letzte Nummer des Abends: Iveta Mukuchyan aus Armenien.
Die letzte Nummer des Abends: Iveta Mukuchyan aus Armenien. © dpa | Britta Pedersen
„Love Wave“ wurde mit viel nackter Haut in Szene gesetzt.
„Love Wave“ wurde mit viel nackter Haut in Szene gesetzt. © dpa | Britta Pedersen
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für die Ukraine. Er erinnert an die Deportation ihres Volkes von der Krim. Viele werteten das Lied als Provokation gegen Moskau; viele Russen waren empört, dass die Ukraine mit einem ihrer Ansicht nach politisch motivierten Lied gewinnen konnte. Texte, Ansprachen und Gesten politischer Natur sind während des Contests eigentlich untersagt. Dies gilt ebenso für die Texte wie für die Bühnenshow.

Die Halbfinale des ESC 2017 finden am 9. und 11. Mai in der ukrainischen Hauptstadt Kiew statt, das Finale am 13. Mai. (dpa)

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