Essen. LeFloid ist der Star unter den deutschen YouTubern. Mehr als drei Millionen Fans sehen zu, wenn er im Netz das Weltgeschehen erklärt.

Er behandelt tagesaktuelle Themen, aber er macht es auf seine Weise, und die hat mit „Tagesschau“ und Co. nichts zu tun. Der Berliner Florian Mundt (29) alias LeFloid gilt als Stimme einer Generation, die mit dem Internet aufgewachsen ist. Auf der Videoplattform YouTube lassen sich mehr als drei Millionen Menschen von ihm die Welt erklären. Sogar Angela Merkel hat er schon interviewt. Für den Goldene Kamera Digital Award ist er in der Kategorie „Channel“ nominiert – neben Julien Bam und TheSimpleClub.

Als Film- und Fernsehpreis war die Goldene Kamera bisher nicht dafür bekannt, sich für YouTube-Stars zu interessieren ...

Florian Mundt: Zuerst habe ich mich extrem über die Nominierung gefreut. Und dann begann das Herantasten: Die Goldene Kamera ist ja echt schon renommiert, aber eigentlich in einem völlig anderen Feld. Auch der nach außen hin wahrgenommene Unterschied zwischen TV und Online ist ja immer noch riesig. Interessant, dass man versucht, sich anzunähern. Spannend! Und ich finde nichts so aussagekräftig wie Zuschauerpreise.

Glauben Sie, dass es zu viele Vorbehalte gibt zwischen den Machern von TV und Internet?

Mundt: Vorbehalte nicht. Ich glaube tatsächlich – ich sehe es ja schon an meinen Eltern –, dass die pure Masse an Informationen und On-demand-Angeboten für einige Leute zu viel ist. Meine Eltern kommen mit dem Internet nicht klar, weil es ungefiltert für sie zu viel ist.

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Da spielt es tatsächlich eine Rolle, wie man mit den verschiedenen Medien aufwächst, und da stehen zwei Generationen an einem Scheideweg: Die einen werden Ewigkeiten auf analoges Fernsehen zurückgreifen, das dir vorschreibt, zu welcher Zeit du etwas gucken kannst. Was aber auch für einen bestimmten Rhythmus und einen bestimmen Kult sorgt. Ich gehöre sogar, so spießig es klingt, zu den Leuten, die „Tatort“ gucken, weil ich weiß: Sonntag, 20.15 Uhr, kann mich die Welt mal, da ist mein Wochenende – Punkt!

Wie schaffen Sie es, jede Woche neue Videos online zu stellen und nebenbei noch zu studieren?

Mundt: Das ist nicht so schwer. Mit dem Studium brauche ich jetzt ein gutes Zeitmanagement, aber das kriege ich auch irgendwie gebacken. Ich habe auch Leute – Grüße an Jan und Olli! –, die mir beim Schnitt unter die Arme greifen. Es ist zum Glück nicht mehr so, dass ich mich 24 Stunden in meinem stillen Kämmerchen einschließen muss, um Sachen kurz und knapp fertig zu bekommen.

Themen für meine Videos zu finden, ist dagegen mehr als einfach: Es passiert so unglaublich viel in der Welt, über das es sich zu diskutieren lohnt – also, ich sitze wahrlich nicht auf dem Trockenen, was die Themenfindung angeht.

Was, glauben Sie, macht den Erfolg von LeFloid aus?

Mundt: Mit dieser Frage tue ich mich seit acht Jahren schwer! Vielleicht war ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit einer halbwegs vernünftigen Idee und bin dann drangeblieben. Ich weiß es wirklich nicht. Vielleicht ist es der Mix aus „Kein Blatt vor dem Mund nehmen“, Informationsgehalt – und immer auch sich als YouTuber ins Gedächtnis zu rufen, dass YouTube an sich ja ein soziales Netzwerk ist.

Deshalb solltest du dich, wenn du Content kreierst, auch als Teil der Community fühlen und im Austausch bleiben. Man darf sich dem nicht entziehen und das Gefühl den Leuten nehmen.

Kommt daher auch die Faszination für YouTube?

Mundt: Ja, der Dialog hält das ganze Ding am Leben. Trotz riesiger Zahlen haben die meisten Leute immer noch das Gefühl, irgendwo aufgehoben zu sein und verstanden zu werden, weil sie sich ganz oft wiederfinden in dem Feedback, was wir ihnen geben. Und ich erkenne aus den Kommentaren, was die beliebten Themen sind, worauf man noch mal eingehen sollte.

Haben neben YouTube auch Netflix und Amazon bei Ihnen eine Chance?

Mundt: Alles! Ich bin der schlimmste Serienjunkie, den es gibt. Egal ob Netflix, Amazon, UFC Fight Pass – alles. Ich bin auf YouTube wahnsinnig gerne zuhause, aber zu größeren Teilen doch im amerikanischen Raum. Weil mir da das Angebot doch noch wertiger erscheint. Weil ich da Fiction finde, um die sich in Deutschland noch zu wenig gekümmert wird, auch, weil die Mittel fehlen. Und weil sich YouTube 2016 in eine Richtung entwickelt hat, die ich nicht unbedingt vorzeigbar finde. Da sind Prioritäten falsch gesetzt worden: Clicks um jeden Preis darf nicht das Motto sein.

Man kann auch echt nicht jeden Scheiß mit Provokation oder Pranks rechtfertigen, das funktioniert auf einem gewissen Level der Anspruchslosigkeit und Pietätlosigkeit einfach nicht mehr. Und die gibt’s in den USA natürlich auch, aber sie tun sich da nicht so hervor. Wir hängen youtube-technisch den USA immer etwa drei Jahre hinterher. Eine der besten Serien, die ich überhaupt kenne existiert auf YouTube in den USA und wurde von Netflix gekauft in den ersten zwei Staffeln, das ist „Video Game High School“ – und sowas wünsche ich mir für Deutschland.

Der Goldene Kamera Digital Award wird am 18. Februar, um 21.55 Uhr, in ZDFneo und auf goldenekamera.de ausgestrahlt. Das Interview ist zuerst auf goldenekamera.de erschienen.