Rowan Atkinson versucht sich erstmals in der Rolle des Kommissars „Maigret“ – und weiß offenbar auch nicht so genau, was er da soll.

Man kann schon kaum noch zählen, wie viele Schauspieler bisher bereits Georges Simenons Kommissar Maigret verkörpert haben mögen. Im Kino erinnert man sich vor allem an Jean Gabin, der die Figur in nur drei Filmen wesentlich prägte. Einmal hat sich auch Heinz Rühmann an der Rolle versucht, was damals in etwa so kurios wirkte wie heute eine Besetzung mit Rowan Atkinson. Der ewige Mr. Bean soll nun Maigret sein.

Im ersten von zunächst zwei BBC-Filmen wirkt Atkinson denn auch sehr angestrengt. Seine Mimik reduziert sich auf langes Vor-sich-Hinstarren, und mit seiner Pfeife verbringt er deutlich mehr Zeit als mit seiner Ehefrau (Lucy Cohu).

Film feiert Flair der 50er-Jahre

Dabei hat man es Atkinson hier noch leicht gemacht, denn „Maigret stellt eine Falle“ ist einer der populärsten Romane der Reihe. Die Geschichte eines Serienmörders auf Montmartre ist bereits vielfach verfilmt worden. Die Hoffnung auf eine vorsichtige Modernisierung kann man schon bei den ersten Bildern vergessen. Hier feiert man das Flair der 50er-Jahre.

Regisseur Ashley Pearce versteht darunter aber auch ein derart behäbiges Erzählen, dass man manchmal meint, die Zeit sei stehen geblieben. Maigret tappt im Dunkeln, denn wie soll er seine Spezialität entfalten, einen Täter psychologisch zu durchleuchten, wenn kein Täter da ist?

Täter tappt in Maigrets Falle

Vier Frauen mit braunem Haar sind bereits auf dem Hügel Montmartre in Paris ums Leben gekommen, erstochen im Schatten der Dunkelheit. Weil man kein weiteres Opfer riskieren will, greift Maigret zum Äußersten – er schickt einen Schwarm von kampferprobten Polizistinnen als Lockvögel in die Nacht.

Tatsächlich funktioniert es. Die angegriffene Dame kann sich gerade noch wehren, der Täter aber flüchtet unerkannt. Jedoch nicht, ohne diesmal ein im Kampf abgerissenes Stück Stoff zurückzulassen.

Wenig Schwung in tristen Ermittlungen

So selten ist dieser Zwirn, dass die Besitzer leicht auszumachen sind. Maigret legt sich sehr rasch auf den Künstler Marcel Moncon (David Dawson) fest, obwohl ein sicherer Beweis nicht auszumachen ist. Immerhin kehrt mit diesem aufgekratzten Verdächtigen doch noch so etwas wie Leben ein in den ansonsten eher tristen Verlauf der Ermittlungen.

Gleichzeitig aber grübelt man, mit welcher Berechtigung Maigret den Mann einfach verhaften und ohne sichtbaren Rechtsbeistand in den Kerker werfen kann. Er ist sich seiner Sache auch dann noch gewiss, als plötzlich ein neues Opfer zu beklagen ist.

Entschleunigung für versehrte Thrillerfreunde

Im Gefängnis aber wird es derweil eng, weil neben der Gattin (Rebecca Night) auch noch die Mutter des Inhaftierten (Fiona Shaw) auf der Bildfläche erscheint und für ein großes Drama sorgt. Maigret jedoch bleibt ruhig und tut das, was der Zuschauer von ihm erwartet – er raucht Pfeife.

Fazit: Wem schwedische Fernsehkrimis zu hart sind und deutsche zu flach, der findet hier vielleicht eine Heimat. „Maigret“ in dieser Form ist so etwas wie ein Entschleunigungsprogramm für versehrte Thrillerfreunde. In der kommenden Woche geht es im gleichen Tempo weiter mit „Kommissar Maigret: Ein toter Mann“.

Sonntag, 1. Januar, 21.45 Uhr, ARD