Köln. Bekannt wurde die neugierige Nachbarin Annemie Hülchrath durch die WDR-Sendung „Zimmer frei“. Nach acht Jahren Pause ist sie wieder da.

Ihre Sätze fangen oft mit „Hömma“ oder „Pass mal auf!“ an. Geduzt wird sowieso jeder. Eine auftoupierte und wie betoniert sitzende Dauerwelle gehört ebenfalls zu ihren Markenzeichen: Die Kölner Komikerin Cordula Stratmann und der Westdeutsche Rundfunk (WDR) beleben die Kunstfigur Annemie Hülchrath wieder.

Acht Jahre trat die neugierige Nachbarin und kölsche Frohnatur nicht in Erscheinung. Ab Montag (2. Januar) ist Stratmann alias Hülchrath wieder in ihrem Element. Für zwei neue Folgen besucht Annemie Schauspieler Til Schweiger in Berlin und fliegt zu Sängerin Ute Lemper nach New York.

Pudel Helmut gibt es auch noch

„Wenn ich in einen Blumentapete-Hosenanzug schlüpfen darf, geht die Reise der Annemie auch schon los“, sagt Stratmann im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. „Die Bi-Color-Perücke leistet ihr Übriges.“

So sah Annemie Hülchrath zu Zeiten von „Zimmer frei“ aus.
So sah Annemie Hülchrath zu Zeiten von „Zimmer frei“ aus. © imago stock&people | imago stock

Mit der Formulierung spielt die 53-Jährige auf die undefinierbare Haarfarbe von Annemie an: ein bisschen blond, ein bisschen braunhaarig – Straßenköterfarben eben. Apropos Köter und Frisur: Pudel Helmut, der mit schnurgeraden Haaren auf die Welt gekommen ist, gibt es noch. Er hat die letzten acht Jahre gut überstanden und hat nun einen neuen Lebensgefährten. „Den Daniel“, wie Annemie Til Schweiger in der ersten neuen Folge erzählt.

Ein bisschen peinlich ist sie schon

Die Luft in Schwingungen halten, aus Nichtigkeiten oder Alltäglichkeiten ein Thema machen, das kann Stratmann alias Hülchrath gut – alles stets im kölschen Dialekt mit eigenwilliger Intonation. Oft führt sie Sätze nicht zu Ende, fängt noch einmal neu an und legt den Gesprächspartnern auch gerne die Hand aufs Knie. Ihre Interviewtechnik – wenn man überhaupt von einer Technik sprechen kann – läuft getreu nach dem Motto: einfach raus damit.

Der ehemalige Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, den Annemie in ihrer eigenen Talkshow interviewte, sagte dazu: „Ein Politiker muss sich gut überlegen, ob er zu Ihnen kommt. Sie haben ja einen harten Stil.“ Beim Zuschauer führt dieser allerdings manchmal zu peinlichem Berührtsein oder Ungläubigkeit. Hat sie das jetzt wirklich gefragt? Sie hat.

Bekannt durch „Zimmer frei“

Für Cordula Stratmann ist dies das Geheimnis von Annemies Erfolg: „Hier kannst Du nicht als alter Medienprofi dein Ding durchziehen. Damit zeigt sich der Gesprächspartner als Mensch, das sind tolle Momente!“

Bekannt wurde Annemie durch die WDR-Sendung „Zimmer frei“. In unregelmäßigen Abständen schellte die Nachbarin bei der Wohngemeinschaft und stellte dem Gast neugierige Fragen, die die Moderatoren wohl nicht zu stellen gewagt hätten. Oft kam sie in Hausschlappen runter, in denen sie Nylon-Strümpfe trug. Ihr Outfit insgesamt war immer sehr farbenfroh.

„So sieht es nämlich aus!“

2001 bekam Annemie ihr eigenes Format und ging zehn Mal auf Reisen, um Prominente zu treffen. Unter den Besuchten: Ulrich Wickert, Sabine Postel, Ludger Pistor, Franz-Josef Antwerpes, Axel Schulz und Guido Westerwelle. Diese Reihe setzt der WDR nun für zwei Folgen fort.

Erfahrungen hat Annemie also. Falls es doch mal zu Missverständnissen kommt, hat sie ihre eigene charmante Art, diese „wegzumoderieren“. „Verstehst du, was ich meine?“ wird der Interviewte dann gefragt. Und ohne eine Antwort abzuwarten, folgt meist ein sich selbst zustimmendes „So!“ oder „So sieht es nämlich aus!“ (dpa)