Essen. Für das Regiedebüt von Daniel Prochaska ist der Film „Geschenkt“ eine erstaunlich sichere Inszenierung geworden. Lohnt es sich auch?

Filme, in denen sorglose Männer ohne Anhang es plötzlich und unerwartet mit Kindern zu tun bekommen, bilden fast schon ein eigenes Genre im Fernsehen. Erst letzte Woche konnte man bei der ARD wieder so einen „Plötzlich Papa“-Film sehen, der sehr sinnfällig auch noch unter dem Titel „Der beste Papa der Welt“ vermarktet wurde.

Dabei erwartet man gerade von österreichischen Produktionen weniger Rührung, eher schon einen schrägen Blick in die Realität, gewürzt mit reichlich Schmäh. All das kann man jetzt bei der Tragikomödie „Geschenkt“ nachholen. Auch hier gibt es einen „plötzlichen Papa“, aber hier muss sich der späte Sohn lange Zeit mit einem versoffenen Zyniker herumschlagen.

Regiedebüt ist eine erstaunlich sichere Inszenierung geworden

Dass in diesem Film nicht auf der zuckrigen Welle geritten wird, das merkt der Zuschauer schon in den ersten Bildern. Da sieht man die Hauptfigur Gerold „Gerry“ Plassek (grandioser Auftritt: Thomas Stipsits), der sich mit zwei ebenfalls schwer alkoholisierten Kumpeln daheim Musik aus besseren Tagen anhört. Hier ist es der 14-jährige Manuel (Tristan Göbel), der sich die Lautstärke verbittet, weil er am nächsten Morgen eine Klausur schreibt.

Der Junge wurde von seiner Mutter, einer ehemaligen WG-Mitbewohnerin, für einige Zeit bei Plassek abgestellt, was keine gute Idee war. Beide können es überhaupt nicht miteinander, weder der gern brüllende Gastgeber noch der sensible Junge.

Vor allem, weil Plassek sein Leben als Journalist dahinfließen sieht. Inzwischen ist er bei einem Gratisblatt gelandet, das ihn eigentlich nur noch beschäftigt, weil seine karitativen Reportagen regelmäßig von einem unbekannten Gönner mit 10.000 Euro belohnt werden.

Vater will sich völlig dem Buben liefern

Für das Regiedebüt von Daniel Prochaska ist dies eine erstaunlich sichere Inszenierung geworden. Was vermutlich auch daran liegt, dass er der Sohn des Filmemachers Andreas Prochaska („Spuren des Bösen“) ist. Gemeinsam mit den Drehbuchautoren Stefan Hafner und Thomas Weingartner (nach dem Roman von Daniel Glattauer) gelingt ihm ein Film, der manchmal sogar mit Wundern spielt.

Etwa wenn Plassek, dem unfreiwilligen „Glücksengel“, auf dem Pissoire tatsächlich kurzzeitig breite Flügel wachsen, mit denen er aber nicht mehr in die Kneipe passt. Und ebenso wunderlich erscheint einem das Rendezvous des klassischen Versagers mit der schönen Lehrerin Rebecca (Julia Koschitz). Die ist so draufgängerisch veranlagt, dass sie bei seinen Bier-Eskapaden einfach mithält. Offenbar lebt sie nach dem Motto, dass man sich den Mann des Herzens erst einmal schöntrinken sollte.

Und ja, Manuel ist natürlich der leibliche Sohn des höchst schwierigen Gerry, das beichtet ihm schließlich seine Ex per Video. Und natürlich will der aufgeregte neue Vater sich nun völlig dem Buben widmen. Wer nun aber meint, dass am Ende nun doch alles irgendwie nach Schema funktionieren würde, der mag vergessen haben, in welchem Land er sich befindet.

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