Berlin. Bei „Maybrit Illner“ wurden die Folgen der Niedrigzinsen für Sparer diskutiert. Kann ein staatliches Anlageprodukt das Problem lösen?

Die Menschen in Deutschland sparen immer mehr, gleichzeitig sind die Zinsen niedrig wie selten zuvor. Um dieses Paradoxon ging es am Donnerstagabend bei Maybrit Illner: „Wann lohnt sich Sparen wieder?“, lautete die Leitfrage des Talks.

Diskutiert wurde das Thema von Sahra Wagenknecht (Linke) und Mike Mohring (CDU) sowie den Finanzexperten Dorothea Mohn, Marcel Fratzscher und Marc Friedrich.

„Maybrit Illner“ zu Niedrigzinsen: Wer ist schuld?

Relativ einig war sich die Runde bei der Frage, wer verantwortlich für die niedrigen, teils gar negativen Zinsen ist. Überraschende Eintracht herrschte etwa zwischen Wagenknecht und Mohring, die beide die Rolle der Europäischen Zentralbank betonten. Als Hauptschuldiger wurde aber die Politik identifiziert: „Die EZB hat der Politik Zeit gekauft, aber die Politik hat keine Reformen umgesetzt“, kritisierte der Autor Marc Friedrich.

Bei der Frage nach dem Gegenmittel gingen die Meinungen allerdings auseinander. Mohring will auf keinen Fall mehr auf Pump investieren. Genau das empfahl aber Fratzscher: In Deutschland bestehe eine massive Sparschwemme, sagte der Ökonom. Dagegen würden Investitionen helfen, die zu Wachstum und mehr Nachfrage nach Krediten führen würden.

Was soll der Sparer bei Niedrigzinsen tun?

Soweit die volkswirtschaftliche Großwetterlage. Doch was bedeutet das für die Sparer? Wieder ein Punkt, bei dem sich Wagenknecht und Mohring einig waren: Negativzinsen, wie es sie bisher bei zwei Banken gibt, werden wohl keine Seltenheit mehr bleiben. Geld fürs Abheben – So oft verlangen Geldinstitute Gebühren.

Dorothea Mohn von der Verbraucherzentrale Bundesverband erinnerte zunächst daran, dass das Sparkonto noch nie eine tolle Anlageform war. „Als es fünf Prozent Zinsen gab, war die Inflation auch viel höher“, sagte sie. Nun seien obendrein die Zeiten, in denen man relative hohe Zinsen mit sicheren Anlageformen erhalten habe, endgültig vorbei.

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Was also tun? Mohn warb für ein staatliches Anlageprodukt. Dieses solle sicher und günstig sein und es einer breiten Masse ermöglichen, gut gestreut auch in Aktien zu investieren. Das leuchtete ein, zumal andere Länder wie etwa Schweden ein solches Modell längst erfolgreich praktizieren. Warum nur hat man stattdessen erstmal Riester eingeführt?, fragte sich in diesem Moment der geneigte Zuschauer. Lesen Sie auch: So können Riester-Sparer doppelte Provisionen zurückfordern.

Den Schlagabtausch des Abends …

… lieferten sich schließlich Friedrich und Fratzscher. Ersterer, der ohnehin mit sehr drastischen Ansichten auffiel, prognostizierte zum Schluss den großen Finanzcrash – bis spätestens 2023. Die Probleme der südlichen EU-Staaten sowie der Banken und Versicherungen würden letztlich zum Absturz führen, erklärte er.

„Dafür gibt es keine wissenschaftliche Basis“, erwiderte DIW-Chef Fratzscher. Viele Banken hätten mittlerweile Eigenkapital aufgebaut. Auch sei es gesund und richtig, wenn einzelne Institute vom Markt verschwinden würden. Zudem hätten viele EU-Staaten Reformen umgesetzt. Das klang weniger aufregend, aber plausibler als die Untergangsprognose von Friedrich.

Das Fazit

Diese Ausgabe von „Maybrit Illner“ machte noch einmal deutlich, dass die Geldanlage in diesen Zeiten eine Krux ist. Deswegen hatte Sahra Wagenknecht einen Punkt, als sie sinngemäß forderte: Vergesst ein staatliches Anlageprodukt, lasst uns das Geld einfach in die gesetzliche Rente investieren!

Das wäre auch unter einem anderen Gesichtspunkt durchaus sinnvoll. Schließlich ist das Gejammer um niedrige Zinsen latent ein Luxusproblem: Rund 40 Prozent der Menschen in Deutschland können es sich überhaupt nicht leisten, irgendetwas zurück zu legen.

Allerdings: Ab gerade einmal 25 Euro im Monat, kann man in ETFs investieren: Was Sparer über diese Indexfonds wissen sollten.

Zur Ausgabe von „Maybrit Illner“ in der ZDF-Mediathek