Dortmund. Nach dem letzten „Tatort“ aus Dortmund gab es heftige Kritik vom Bürgermeister der Stadt. Gibt die neue Folge wieder Anlass für Ärger?

Es ist Dortmund-„Tatort“ Nummer eins nach der heftigen Schelte von Oberbürgermeister Ullrich Sierau. Der hatte der ARD nach der Folge „Zorn“ Mobbing gegen seine Stadt vorgeworfen, weil die in der Sendung immer so negativ dargestellt werde. Gedreht wurde die aktuelle Episode aber lange vor der Kritik aus dem Rathaus. Selbst wenn der WDR gewollt hätte, in dieser Folge hätte er nichts mehr ändern können.

Folge 14 aus dem Revier heißt „Inferno“. Und in Szene gesetzt wurde sie von Richard Huber, der als Regisseur in der Episode „Sturm“ vor gut zwei Jahren bei einem islamistisch motivierten Bombenanschlag die halbe Dortmunder Innenstadt in Schutt und Asche legte. Leichte Kost ist also mal wieder nicht zu erwarten.

Befragungen zwischen Tür und Angel

Die ersten Bilder lassen einen dann auch nicht an eine blühende Ruhrgebietsmetropole denken, vielmehr sieht es aus wie eine Apokalypse für mittlere Lohngruppen. Bevor nun aber die halbe Dortmunder Stadtverwaltung wegzappt, sei verraten: Ist alles nur geträumt. Und viel mehr gibt es dann auch nicht zu sehen von der Stadt. Denn das meiste spielt sich in einem Krankenhaus ab, das sich Ruhr-Emscher-Klinik nennt.

Dort liegt in einem Ruheraum die tote Frau Dr. Mohnheim. Leicht bekleidet ist die Internistin und hat eine Plastiktüte über dem Kopf. Während das Personal auf einen Unglücksfall setzt, gehen Kommissar Faber (Jörg Hartmann) und sein Team schnell von einem Verbrechen aus, wissen aber nicht, wo sie ansetzen sollen. Ärzte und Schwestern haben kaum Zeit, zeigen deshalb wenig Respekt und Interesse. Befragungen finden zwischen Tür und Angel statt, Zeugen sind dement oder müssen plötzlich notoperiert werden.

Faber sucht geradezu den Tod

Erschwerend kommt hinzu, dass die Ermittler einmal mehr säckeweise private Problem mit sich herumschleppen. Allen voran Peter Faber. Geplagt von Albträumen und Wahnvorstellungen über den Mord an Frau und Tochter irrlichtert er im immer schmuddeliger werdenden Parka durch die Gänge der Klinik. So muss Martina Boenisch (Anna Schudt) wieder einmal den Laden zusammenhalten.

Was ihr zunehmend schwerer fällt. Er habe, sagt Faber irgendwann, keine Angst vor dem Tod. Das ist maßlos untertrieben. Er sucht ihn geradezu und gerät dabei völlig außer Kontrolle. Keinen Verdächtigen, den er nicht provoziert. Keine Gefahr, der er sich nicht aussetzt. Beeindruckender Gegenpol zu dem von Hartmann wieder hervorragend gespielten Faber ist Alex Brendemühl als Chefarzt Dr. Dr. Norstädter, der in dem Polizisten liest wie in einem offenen Buch.

Es muss sich was tun beim Dortmunder „Tatort“

Nach gut 80 Minuten ist der Fall eigentlich geklärt, der Täter bekannt. Zu Ende ist die Sache deshalb aber noch lange nicht. Denn Faber setzt zwecks Festnahme zu einem Alleingang an und überschreitet dabei Grenzen in Serie. Am Ende ist er selber schwer verletzt, ringt mit dem Leben. Dass er überlebt, dürfte klar sein. Ob er je wieder dienstfähig ist, steht schon seit vielen Folgen infrage. Und langsam fängt es an zu nerven.

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Gekonnt in Szene gesetzt, gut gespielt, aber unterwegs auf ­länger ausgetretenen Pfaden. Langsam muss sich was tun beim Dortmunder „Tatort“. (Andreas Böhme)

„Inferno“, Sonntag, 20.15 Uhr, ARD