Berlin. Der Münster-“Tatort“ „Spiegeln, Spieglein“ war ein Quotenerfolg. Es ging Doppelgänger und Handys im Knast. Ein Faktencheck.

Der „Tatort“ aus Münster ist bekannt für unkonventionelle Fälle. Auch am Sonntag gab es mit „Spieglein, Spieglein“ wieder so einen, der zwar an sich nicht doof konzipiert war – mit diversen Doppelrollen dann aber doch auf „Zwischen gaga und genial“-Linie lag.

Jan-Josef Liefers und Axel Prahl spielten dieses Mal nicht nur ihre Rollen Frank Thiel und Karl-Friedrich Boerne. Sondern eben auch noch deren Doppelgänger.

So oder so war die Folge ein Quotenerfolg. Sie hatte die höchste Reichweite seit 2017: Rund 13,58 Millionen Zuschauer schalteten ein, ein Marktanteil von 36,9 Prozent, berichtet das Branchenportal dwdl.de.

Zwei Menschen, ein Aussehen – Haben wir wirklich Doppelgänger?

Bei eineiigen Zwillingen ist die Lage ja recht eindeutig – die sehen sich in der Regel sehr, sehr ähnlich. Der Psychoanalytiker Sigmund Freud sieht Doppelgänger als „verdrängten Anteil im Ich“. Und manche Kulturen glauben an Doppelgänger in Form von Schutzgottheiten, die sich im Schatten manifestieren.

Ganz praktisch ist nicht erforscht, ob jeder Mensch einen Doppelgänger hat. Das Online-Projekt „Twin Strangers“ will jenen, die an ihren Kopien interessiert sind, aber bei der Suche helfen. Wer ein Foto hochlädt, bekommt via Gesichtserkennungs-Software Hinweise auf andere Nutzer, die dem Abbild sehr ähnlich sehen.

Verblüfft: Dieser Münsteraner (Axel Prahl) und seine Frau (Regine Schroeder) wundern sich, was vor ihrer Haustür los ist.
Verblüfft: Dieser Münsteraner (Axel Prahl) und seine Frau (Regine Schroeder) wundern sich, was vor ihrer Haustür los ist. © WDR/Thomas Kost | WDR/Thomas Kost

Diverse Videos zeigen, dass einige Nutzer durchaus Volltreffer gelandet haben, laut Seite sind es mehr als vier Millionen Menschen, die jemanden entdeckt haben, der ihnen zumindest sehr ähnlich sieht. Dass aber nahezu perfekte Kopien eines gesamten Menschen-Quartetts wie im Münster-„Tatort“ zufällig in der Nachbarschaft lebt – höchst unwahrscheinlich.

Ruckzuck werden Fahndungsbilder von Thiel und Boerne produziert – Ist das realistisch?

Ja. Die Polizei hat professionelle Zeichner, die genau das tun: Fahndungsbilder nach Beschreibungen erstellen. „Auch kann es vorkommen, dass Fotos von ,unbekannten Toten’ bildtechnisch aufgearbeitet oder langjährig vermisste Personen ,gealtert’ werden, wie sie aktuell aussehen könnten“, erklärt das Landeskriminalamt Niedersachsen auf einer Internetseite zum Thema.

Boerne berichtet von Herostratos, dem griechischen Nobody, der Tempel anzündete: Bitte was?

Der gute Herr Professor muss natürlich auch immer ein bisschen angeben. Im „Spieglein, Spieglein“-Fall glänzt er mit seinem Fachwissen zur griechischen Geschichte. Er vergleicht den potenziellen Täter mit Herostratos. Der gilt als Synonym für Menschen, die etwas aus Geltungssucht tun.

Herostratos zündete 356 vor Christus den Tempel des Artemis in Ephesos an, der als einer der sieben Weltwunder der Antike gilt. Einen tiefergehenden Grund hatte er nicht – er wollte eben Aufmerksamkeit. Man kann sagen: Es ist ihm gelungen. Nicht jeder alte Grieche hat einen Wikipedia-Eintrag.

Im „Tatort“ heißt es, Handys seien im Gefängnis verboten. Stimmt das?

Das ist korrekt und gilt übrigens auch für Besucher. Dran halten tun sich aber bei weitem nicht alle. Wie die „Berliner Morgenpost“ berichtete, wurden allein in der Hauptstadt bei Kontrollen 2017 insgesamt 1303 Mobiltelefone gefunden. Sie wurden meistens über die Mauer geworfen, von Besuchern übergeben – oder von den Insassen in Körperöffnungen hineingeschmuggelt.

2018 war in Sachen Münster-„Tatort“ dürftig. Gibt es 2019 mehr neue Folgen?

Ja! 2018 lief tatsächlich nur „Schlangengrube“. 2019 dagegen sollen nach „Spieglein, Spieglein“ noch zwei weitere Episoden folgen.

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Die weiteren Episoden werden laut WDR im Herbst/Winter ausgestrahlt.

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