Struga/Walbrzych. Der Hobby-Historiker Piotr Koper sucht eigentlich einen sagenumwobenen Nazi-Goldschatz. Nun entdeckte er unverhofft uralte Gemälde.

Damit hatte er wohl selbst nicht mehr gerechnet: Ganz unverhofft ist der Goldzug-Jäger Piotr Koper aus dem Waldenburg (Walbrzych) in Niederschlesien nun doch noch auf einen Schatz gestoßen. Statt des sagenumwobenen Nazi-Panzerzugs, brachte er bei Renovierungsarbeiten eines Schlosses jahrhundertealte Gemälde böhmischer und deutscher Herrscher ans Licht.

„Plötzlich blickte ich einem Kaiser direkt ins Gesicht“, lacht Koper, als er der Deutschen Presse-Agentur von seinem Zufallsfund erzählt. Der Bauunternehmer ist seit etwa elf Jahren mit der Renovierung von Schloss Adelsbach in Struga betraut. Allerdings wurde er vielmehr für seine aufsehenerregende, aber bislang erfolglose Suche nach dem Goldzug bekannt.

Nazis bauten großes Stollensystem

Legenden zufolge haben Nazis Waggons mit Kriegsbeute in einem Tunnel vor der heranrückenden Sowjet-Armee versteckt. In der Region in Südwestpolen gibt es viele unterirdische Gänge. Die Nazis hatten dort ein großes Stollensystem namens „Projekt Riese“ bauen lassen. Die Existenz des sogenannten Goldzuges zweifeln Grabungsexperten und Historiker jedoch an. Der Hobbyhistoriker Koper wagte vor rund drei Jahren dennoch einen kostspieligen Versuch und ließ in der Erde danach graben: Außer Medienrummel brachte die Suche aber kein Resultat.

Der Bauunternehmer und Hobby-Historiker Piotr Koper im Ballsaal des Palac Struga (Schloss Adelsbach).
Der Bauunternehmer und Hobby-Historiker Piotr Koper im Ballsaal des Palac Struga (Schloss Adelsbach). © dpa | Gregor Fischer

Mehr Erfolg, wenn auch zufällig, konnte der Pole nun im rund 700 Jahre alten Schloss Adelsbach verbuchen, wo er an den Wänden des früheren Ballsaals Farbspuren unter dem Putz hervorlugen sah. „Vorsichtig habe ich ihn entfernt“, schildert er den Moment, in dem er auf die rund 500 Jahre alten Gemälde stieß. „Das waren ganz große Emotionen.“

Für Schloss-Eigentümer Krzysztof Wieczorek sind die Porträts deutscher und böhmischer Herrscher ein regelrechter Schatz. Es handle sich um einen bislang einzigartigen Fund, sagt er über die Porträt-Galerie, die sich über mehr als 50 Quadratmeter Fläche entlang der Wände des Schlosses erstreckt. Die Bilder sind Schätzungen zufolge zwischen 1560 und 1570 entstanden. Neun von mutmaßlich bis zu 22 Porträts legten Experten unter Putz und Farbe frei. „Die meisten der Bilder sind noch verdeckt“, sagt Wieczorek.

Schloss wird aufwendig renoviert

Sie unbeschadet aufzudecken, stellt die Restauratoren vor eine große Herausforderung. „Das ist unglaublich komplizierte Präzisionsarbeit mit einem Skalpell“, sagt Wieczorek. Schloss Adelsbach vor dem Verfall zu retten, sieht der Pole seit Jahren als seine Mission und lässt es aufwendig renovieren. „Die Gemälde hauchen dem Schloss ein zweites Leben ein“, freut er sich und will das Gebäude voraussichtlich Ende kommenden Jahres für Besucher öffnen.

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Auch Koper ist mit seiner Entdeckung zufrieden: „Das ist etwas Handfestes“, vergleicht er den Fund mit der bisher ergebnislosen Goldzug-Suche. Dennoch verliert er seinen eigentlichen Traum nicht aus dem Blick: „Das Thema habe ich noch lange nicht in eine Schublade abgelegt“, sagt er und seine Augen beginnen zu leuchten. Denn der Pole tüftelt längst an einem neuen Plan, mit dem er dem Panzerzug auf die Spur kommen will. Am Bahnkilometer 65, an den ihn 2016 seine Bodenradarbilder lenkten, will der Laie jedenfalls nicht mehr graben, wie er verrät. Zu kostspielig, meint Koper.

Koper: „Ich werde an anderer Stelle graben“

Doch auch für seinen Ausweich-Plan braucht der Pole noch eine ganze Stange Geld. Etwa 60.000 Euro will er mithilfe seiner Stiftung Goldzug für die weitere Suche sammeln. Zehntausende Euro gaben er und sein deutscher Kollege Andreas Richter, mit dem er das Projekt ursprünglich begann, bereits aus.

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Richter hatte das Team im vergangenen Jahr verlassen, Koper blieben seine eigene Begeisterung und der Mut. „Ich werde an anderer Stelle graben“, kündigt er geheimnisvoll an. Den schatzträchtigen Ort will er aber nicht verraten. „Sonst pilgern da gleich morgen Menschenmassen hin.“ (dpa/les)