Berlin. Bei der Stellensuche muss man zum Werber in eigener Sache werden. Karriereberater Jürgen Hesse erklärt, was Arbeitgeber beeindruckt.

Jürgen Hesse ist Experte auf dem Gebiet der Bewerbungs- und Karriereberatung. Mit seinem Kollegen Hans Christian Schrader veröffentlichte der Diplom-Psychologe zahlreiche Ratgeber – darunter zum Beispiel die Trainingsbücher „Schriftliche Bewerbung“ und „Lebenslauf“ (beide im Stark Verlag erschienen). Adrienne Kömmler sprach mit dem Autor darüber, was eine gute Bewerbung ausmacht und wie Jugendliche ein Vorstellungsgespräch meistern.

Herr Hesse, wie sollten aussagekräftige Bewerbungsunterlagen aussehen?

Jürgen Hesse: Das Schreiben einer Bewerbung ist nicht viel anders als das Verfassen eines Liebesbriefes. Es geht darum, in gutem Licht zu erscheinen und zu überzeugen. Da muss ich gar nicht viel schreiben, doch Interesse für meine Person wecken. Es ist ein Werben in eigener Sache. Sympathisch, lernwillig und -fähig rüberzukommen – das ist entscheidend. Und ganz wichtig: Es muss klar werden, warum ich mich bewerbe, welche Motivation dazu geführt hat.

Ist die Bewerbungsmappe überhaupt noch gefragt? Oder bewirbt man sich nur noch online?

Die meisten größeren Firmen mit mehr als zehn Mitarbeitern wollen nicht mehr so viel Papier haben. Eine Onlinebewerbung wird dort in der Regel favorisiert oder direkt gefordert. Bei einem kleinen Handwerksbetrieb zum Beispiel kann das anders sein. Dort ist es eventuell sogar sinnvoll, die Mappe selbst vorbeizubringen.

Karriereberater Jürgen Hesse.
Karriereberater Jürgen Hesse. © Hesse/Schrader | Hesse/Schrader

Hinsichtlich des Fotos gibt es ja immer wieder Unsicherheit, manche Experten diskutieren sogar schon die Idee, es wegzulassen. Wie sehen Sie das?

Ein Foto weglassen? Also wer das macht, ist selbst schuld. Denn es dient als Sympathieträger, das sollte man nicht unterschätzen. Dazu muss man nicht aussehen wie Claudia Schiffer oder Brad Pitt. Es reicht, sympathisch, vertrauenswürdig und wach zu wirken. Ich finde, ein Schwarz-Weiß-Foto ist dabei einem Farbfoto überlegen.

Wie nimmt man Kontakt zu Firmen auf?

Einfach losgehen. Es ist letztendlich wie bei der Partnersuche. Ich kann lange warten, bis jemand vor der Tür steht. Erfolg hat, wer den Kontakt sucht und aktiv wird. Herumhorchen in der Nachbarschaft, nach Erfahrungen anderer fragen, Anregungen holen – es hilft, mit vielen Leuten zu sprechen, um den passenden Platz zu finden. Der Vorteil bei der Suche ist derzeit, dass viele Betriebe und Firmen Ausbildungsplätze besetzen wollen und nicht genügend geeignete Bewerber finden. Heute haben also Azubis eher die Qual der Wahl. Eine bessere Position gibt es nicht.

Welche Tipps haben Sie für Bewerber, damit ihr Vorstellungsgespräch im Ausbildungsbetrieb erfolgreich verläuft? Mit welchen Fragen sollten sie rechnen?

So ein Gespräch ist schon eine Herausforderung. Da ist es wichtig, sich gut vorzubereiten. Die Fragen sind ja im Prinzip alle gleich. Warum wollen Sie die Ausbildung bei uns machen? Warum sollen wir uns für Sie entscheiden? Da sollte man um keine Antwort verlegen sein. Für eine Buchhändlerlehre ist es zum Beispiel wenig originell, nur zu sagen, man lese gern. Wenn man dann etwas von sich erzählen soll, muss man Auskunft geben können, wer man ist und was man macht. Und wenn eine Frage unverständlich ist, bittet man um Hilfestellung.

Für wie relevant halten Sie die Wahl der Kleidung, die man beim Jobinterview trägt?

Um einen guten Eindruck zu hinterlassen, ist die Kleidung nicht unwichtig. Da kann man vorher gucken, wie Leute in dem Beruf herumlaufen. Bei der Bewerbung für ein Handwerk braucht man natürlich nicht im Konfirmationsanzug erscheinen. In einer Bank ist das anders.

Und was sagen Sie zum Thema Körperhaltung?

Vor dem Gegenüber sollte man nicht ganz vorn auf der Stuhlkante sitzen oder sich mit der Hand dauernd durch die Haare fahren. Die Hände haben im Gesicht nichts zu suchen.