Frankfurt/Main. Chefs deutscher Unternehmen erhielten 2016 im Durchschnitt das 50-Fache ihrer Mitarbeiter. In den USA lagen die Bezüge noch höher.

Ein Vergleich der Managergehälter zeigt enorme Unterschiede: In den USA verdienen Spitzenkräfte deutlich mehr als ihre Kollegen in Deutschland. Die Chefs der 30 Unternehmen, die im Dow-Jones-Index gelistet sind, bekamen 2016 im Schnitt umgerechnet 17,1 Millionen Euro Jahresgehalt. Die Manager, die die 30 Firmen im Deutschen Aktienindex Dax steuern, wurden im Schnitt mit 5,5 Millionen Euro Jahresgehalt entlohnt. Die vergleichbare Gruppe französischer Manager kam auf 4,7 Millionen Euro, die der Schweizer auf 6,5 Millionen Euro.

Würde der Wettbewerb um die besten Manager wirklich nur über das Geld geführt, hätten hiesige Unternehmen trotz des Abstands zu den US-Gehältern keine schlechten Chancen: „Die Vorstandsvorsitzenden der Dax-Unternehmen werden international zwar durchaus wettbewerbsfähig vergütet, aber nicht ungewöhnlich hoch“, sagte Christiane Hölz, die Vergütungsexpertin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Chef-Gehälter weniger gestiegen als Durchschnittsgehälter

Die Vereinigung hat Gunther Friedl von der TU München die Vergütungsberichte der Dax-Unternehmen auswerten lassen. Friedl hat festgestellt, dass die Vorstandsgehälter 2016 um ein Prozent gestiegen sind, also trotz guter Börsenkurse und stark steigender Gewinne geringer als die durchschnittlichen Bruttolöhne in Deutschland, die um 2,5 Prozent zugelegt hatten.

So seien auch die Unterschiede zwischen den Vorstandsgehältern und den Gehältern der normalen Mitarbeiter der Dax-30-Unternehmen gesunken. Sie sind aber immer noch sehr deutlich messbar: „Wie schon im Vorjahr verdienen die Vorstände das 50-Fache ihrer Mitarbeiter, vor zwei Jahren verdienten sie noch das 54-Fache“, sagte Friedl.

Deutlich mehr erhalten die Spitzenverdiener. In den USA kassierte Mark Parker, der Chef von Nike, umgerechnet 43 Millionen Euro Jahresgehalt. Bob Iger, der den Unterhaltungskonzern Disney leitet, nahm 37 Millionen Euro mit. Die IBM-Chefin Virginia Rometty ist wiederum mit 28,6 Millionen Euro die bestverdienende Frau in einem börsennotierten Unternehmen.

Daimler-Chef Zetsche verdient 2,7 Millionen Euro jährlich

An sie heran kam in Deutschland nur Mathias Döpfner. Er leitete Axel Springer, im Index MDax notiert, für 19,3 Millionen Euro Jahresgehalt. Diese Zahl ist geschätzt, da Axel Springer nicht ausweist, wie viel einzelne Vorstandsmitglieder verdienen. Der Bestverdiener unter den Dax-Chefs war 2016 Bill McDermott von SAP, der 13,8 Millionen Euro überwiesen bekam. In Frankreich führte Carlos Ghosn, der Renault und Mitsubishi leitet, mit 15,4 Millionen Euro die Liste an.

Die Topmanager haben sich neben dem Gehalt auch noch Pensionszusagen zusichern lassen. Postchef Frank Appel etwa kann mit 55 Jahren in Pension gehen und erhält dann jährlich knapp eine Million Euro. Dieter Zetsche von Daimler kann mit einer Jahrespension von 2,7 Millionen Euro rechnen.

DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler nennt solche Leistungen „alte Zöpfe“, die abgeschnitten gehörten. „Es ist grundsätzlich die Frage zu stellen, ob Vorstände ihre Altersvorsorge nicht selbst organisieren sollten“, sagte er. Die Antwort der DSW: Ja. Daimler habe allein für die schon pensionierten Vorstände eine Viertelmilliarde Euro zurückgestellt. Das, sagt Betriebswirtschaftsprofessor Friedl, belaste schon den Gewinn.