Berlin. Seit Monaten sinken die Ölpreise, die Spritkosten ziehen nach. Nicht in jedem Bundesland kommt der Trend allerdings gleichermaßen an.

Wer mit dem Auto in den Urlaub fährt, einen Ausflug macht oder täglich zum Job kutschiert, der darf sich freuen. Die Spritpreise bewegen sich derzeit auf vergleichsweise niedrigem Niveau – die Kosten sind entsprechend günstig und das Portemonnaie wird geschont. Diesel und Heizöl steuern sogar neue Jahrestiefstände an. Und die Chancen, dass der Niedrigpreistrend anhält, stehen nach Einschätzung von Rohstoffexperten gut.

Hauptgrund für die günstigen Preise ist die Entwicklung auf den weltweiten Rohölmärkten. Das Angebot übersteigt die Nachfrage. Die Preise sind in den vergangenen drei Jahren von mehr als 100 Dollar pro Barrel (159 Liter) im Jahr 2014 auf unter 30 Dollar Anfang 2016 abgestürzt. Aktuell liegt der Rohölpreis der Nordsee-Sorte Brent zwar wieder bei rund 46 Dollar je Fass und das US-Leichtöl WTI bei 45 Dollar – sie sind damit aber immer noch weit entfernt von früheren Höchststanden.

Druck auf Ölmarkt

Schuld daran sind nicht allein die erdölexportierenden Opec-Staaten sowie weitere Staaten wie Russland, die eigentlich durch Drosselung ihrer Förderung versuchen, die Preise wieder nach oben zu treiben. Ursache sind vor allem die Länder außerhalb des Opec-Kartells, die wie beispielsweise die USA durch Fracking massiv Öl in den Markt pumpen. Der Druck auf den Ölmarkt dürfte deshalb nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) auch im nächsten Jahr anhalten.

Die IEA erwartet, dass sich die Produktion der Nicht-Opec-Länder im nächsten Jahr sogar verdoppeln wird – und zwar von geschätzt 700.000 Barrel pro Tag (bpd) in diesem Jahr auf 1,5 Millionen bpd im nächsten. Das Öl-Angebot werde laut IEA 2018 sogar schneller wachsen als der Bedarf, obwohl der tägliche Verbrauch im nächsten Jahr erstmals über 100 Millionen Barrel steigen dürfte. „Die Ölpreise bleiben noch lange günstig“, sagt der Rohstoffexperte der Commerzbank, Eugen Weinberg, dieser Zeitung. „Die Marke von 50 US-Dollar pro Barrel wird in Zukunft eher die Obergrenze sein.

Produktion niedrig halten

Wir erwarten in diesem Jahr stabile bis rückläufige Preise – allerdings auch keinen massiven Preisrückgang.“ Die aktuell günstigen Preise seien eine Folge der Produktionsüberschüsse am Markt, sagt Weinberg. „Der Markt verhält sich deshalb derzeit ausgesprochen logisch.“ Es werde laut Weinberg im nächsten Jahr nicht reichen, die Produktion niedrig zu halten. Vielmehr müssten sowohl die OPEC als auch andere Staaten ihre Förderungen kürzen, um den Markt ins Gleichgewicht zu bringen. Auch Autofahrer profitieren vom günstigen Rohöl. Allerdings sinken die Preise an den Tankstellen prozentual nicht in gleichem Maße wie am Rohölmarkt.

Denn ein großer Anteil des Preises basiert auf den fixen Mineralölsteuern. „Pro Liter Diesel werden 47,04 Cent fällig, bei Super 65,45 Cent plus jeweils 19 Prozent Mehrwertsteuer auf den gesamten Literpreis – einschließlich Mineralölsteuer“, rechnet der Sprecher des Mineralölwirtschaftsverbands (MWV), Alexander von Gersdorff, vor. Je nach Region und Tageszeit variieren die Preise zudem. So tanken die Berliner und Hamburger bundesweit derzeit am günstigsten, wie ein Preisvergleich des ADAC ergeben hat.

Preise klettern mittags

Konkret heißt dies: Die Hanseaten zahlten in der vergangenen Woche durchschnittlich für den Liter Diesel 1,077 Euro, die Nordrhein-Westfalen 1,086 Euro, die Berliner 1,087 Euro, die Niedersachsener 1,099 Euro. Super E10 ist wiederum in Berlin im Schnitt mit 1,292 Euro am billigsten, gefolgt von Hamburg mit 1,299 Euro. Wo die Preise der Kraftstoffe für Super E10, Super E5 und Diesel aktuell am niedrigsten sind, können Verbraucher im Internet erfahren. Alle rund 14.750 Tankstellen müssen ihre Preise der Markttransparenzstelle des Bundeskartellamts melden, das diese wiederum an Tankvergleichsportale – wie Clever-Tanken oder ADAC – weitervermittelt.

In der Regel ist der Liter Super E5 zwei Cent teurer als E10, so die Beobachtung der Kartellbehörde.Dabei variieren die Preise am Tag pro Tankstelle erheblich – um bis zu zehn Cent je Liter. Am teuersten ist Kraftstoff in der Regel in den Abendstunden ab 21 Uhr und nachts. Ab sechs Uhr morgens fallen sie dann wieder, klettern etwas um die Mittagszeit, um auf ihr Tief gegen 18 Uhr zu sinken.