Stockholm. Ikea will seine Waren künftig auch über externe Onlinehändler verkaufen. Das wäre eine kleine Revolution beim weltgrößten Möbelkonzern.

Im digitalen Zeitalter ist unternehmerische Größe allein kein Garant mehr für Erfolge. Der Untergang des einstigen Mobiltelefon-Weltmarktführers Nokia hat das gezeigt. Auch die Textilkette H&M hat den rechtzeitigen Übergang zum Onlinegeschäft zunächst verschlafen; die Aktien sind in den letzten zwei Jahren um 30 Prozent gefallen. Der weltgrößte Möbelkonzern Ikea will dem vorbeugen und seine Vormachtstellung nun auch massiv im Internet sichern.

Kunden, denen der Weg zum nächsten Ikea-Warenhaus zu weit ist, weil viele Konkurrenzprodukte nur einen Mausklick entfernt sind, will man über eine Zusammenarbeit mit konzernfremden Internethandelsprofis entgegenkommen. Dies bestätigt Martina Smedberg, Sprecherin der Ikea Group, gegenüber dieser Redaktion.

Amazon als möglicher Partner im Gespräch

„Wir sind offen gegenüber der Idee und wollen testen, Ikea-Produkte durch andere Onlineplattformen als unsere eigenen verfügbar zu machen“, sagt sie. Das ist eine kleine Revolution. Nie zuvor wurden fabrikneue Ikea-Möbel außerhalb der eigenen blaugelben Kaufhäuser und der Ikea-Internetseite verkauft.

Als mögliche Partner sind Marktführer Amazon aus den USA und dessen chinesischer Rivale Alibaba im Gespräch. „Ich lasse es offen, auf welchen Plattformen“, sagte Ikea-Manager Torbjörn Lööf der Nachrichtenagentur Reuters.

Komplizierter Aufbau der Möbelhäuser hat System

Der schwedische Möbelgigant baut seine Verkaufsstrategie schon seit einigen Jahren um. 2015 setzte der Konzern sich das Ziel, bis 2020 den Umsatz auf 50 Milliarden Euro nahezu zu verdoppeln. 2016 hat die Ikea Group ihren Onlineverkauf um 30 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro erhöht. Das sind aber bislang nur bescheidene sieben Prozent des Gesamtumsatzes von 34,2 Milliarden Euro. Bisher war der Warenhausbesuch als Kerngeschäftsidee gewünscht, weil Kunden dann für gewöhnlich viel mehr einkaufen als geplant.

Ikeas Warenhäuser sind laut Fachleuten labyrinthartig aufgebaut. „Der Trick ist, dass der Kunde auf eine Weise durch das Warenhaus geführt wird, die das Zurückgehen erschwert. Wenn man etwas sieht, stopft man es in den Einkaufswagen, weil man später nicht mehr an den gleichen Ort zurückkommt“, sagte der britische Architekturprofessor Alan Penn der Zeitung „Time“. Der Ikea-Effekt werde zusätzlich durch die Randlage vieler Möbelhäuser flankiert, im Sinne von: „Die Chance nutzen, wo man schon mal da ist.“

Ikea arbeitet auch mit Apple zusammen

Der Konzern will nun das Erlebnis Warenhausbesuch digital nachstellen. Der Onlinekunde soll Inspiration und Tipps für ergänzende Käufe erhalten. So können Internetkunden virtuell sehen, wie ein Möbelstück in die eigenen vier Wände passt“, sagte Ikea-Managerin Carole Bates der Fachzeitschrift „Computer Sweden“.

Jetzt gab Ikea auch die Zusammenarbeit mit Apple bekannt. Gemeinsam will man an einem Onlinedesign mit „Augmented Reality“ feilen, einer digitalen Verstärkung der Wirklichkeit. Für traditionelle Kunden ein Quantensprung: Statt loszuschrauben, sollen Möbel „zusammengeklickt“ werden.

Kürzere Wege durch Abhol- und Bestellstationen

Auch die Ansiedlung von Standorten in Stadtzentren, wie in Berlin und Hamburg, sowie der Test von kleineren Filialen in Großbritannien gehören zur neuen Strategie. „Wir testen gerade europaweit neue unterschiedliche Ladenkonzepte. Insgesamt sind es rund 40 Testeinheiten“, sagte Smedberg dieser Redaktion.

In Deutschland gebe es „derzeit keine Pläne, kleinere Filialen zu eröffnen“, sagte ein Ikea-Sprecher auf Anfrage. Man biete aber Abhol- und Bestellstationen in Leipzig und Ravensburg an, um „den Weg unserer Kunden weiter zu verkürzen“.