Berlin. Nach der Nachricht vom Donnerstag reagieren die Ermittler: Die Staatsanwaltschaft München ermittelt gegen Audi wegen neuer Vorwürfe.

Die Münchener Staatsanwaltschaft weitet ihre Ermittlungen gegen den Autobauer Audi wegen mutmaßlichen Abgas-Betrugs aus. Einbezogen würden nun auch Fahrzeugverkäufe in Deutschland und Europa, nicht mehr nur wie bisher in den USA, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters.

Ermittelt werde wie gehabt wegen des Verdachts des Betrugs und der strafbaren Werbung gegen unbekannt. Man habe aber vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) noch keine aktuellen Informationen zu einem möglichem Abgas-Betrug erhalten. Das Bundesverkehrsministerium hatte Audi am Donnerstag vorgeworfen, in etwa 24.000 Oberklassewagen eine illegale Software eingesetzt zu haben, die die Abgasemissionen auf dem Prüfstand dämpft.

Audi hat bereits Rückrufaktion gestartet

Es handele sich um Fahrzeuge der Baujahre 2010 bis 2013. 14.000 der betroffenen rund 24.000 Autos sind laut Audi in Deutschland zugelassen. VW müsse zum 12. Juni Lösungsvorschläge übermitteln zur Umrüstung. Am Donnerstag habe er mit VW-Chef Matthias Müller über das Thema gesprochen, sagte der Minister.

Audi selbst hat am Donnerstagabend eine Rückrufaktion eingeleitet. In der Mitteilung heißt es, dass bei den Fahrzeugen einen um den „Faktor 2 höheren NOx-Wert“ gegeben habe. Der tatsächliche Stickoxidausstoß war im Praxisbetrieb also doppelt so hoch, wie auf dem Prüfstand. Dieser Umstand solle nun mit einer neuen Getriebesoftware wieder ausgebessert werden. Zwar müssen Besitzer der betroffene Modelle nun eine Audi-Werkstatt aufsuchen, laut Audi solle der Reparaturaufwand aber nur eine halbe Stunde betragen, da lediglich eine neue Software installiert werde.

Audi-Chef hatte im März Aufklärung versprochen

Audi und VW hatten bereits in einem milliardenschweren Vergleich mit dem US-Justizministerium eingeräumt, dass sie in den USA rund 83.000 Autos mit Audi-Dieselmotoren und einer dort illegalen Software verkauft hatten, die niedrigere Abgaswerte angibt. Die Diesel-Verfahren hatten Audi im vergangenen Jahr 1,86 Milliarden Euro gekostet.

„Klar ist, dass die Fahrzeuge nicht in dem Zustand bleiben können – und deshalb auch der verpflichtende Rückruf“, sagte Dobrindt. Das Ministerium erwarte vom VW-Konzern Lösungsvorschläge, wie „im Rahmen des Rückrufs auch eine Umrüstung stattfinden kann“.

Audi-Chef Rupert Stadler sagte bei der Jahrespressekonferenz im März diesen Jahres: „Als Konsequenz aus der Diesel-Affäre stellen wir bei Audi alles auf den Prüfstand.“ Die Aufarbeitung sei „noch lange nicht abgeschlossen“. Aber sein Unternehmen tue alles, „dass so etwas wie die Diesel-Affäre bei uns nie wieder passiert“.

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Unbekannt

Zwei Fahrzeugtypen von Audi sollen mit der Schummel-Software ausgestattet gewesen sein (Symbolbild).
Zwei Fahrzeugtypen von Audi sollen mit der Schummel-Software ausgestattet gewesen sein (Symbolbild). © dpa | Armin Weigel

Während der Jahrespressekonferenz von Audi hatten mehr als 100 Polizisten und Staatsanwälte die Zentrale des Autobauers, weitere Standorte und Wohnungen von Mitarbeitern durchsucht. Die Staatsanwaltschaft hatte „ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen des Verdachts des Betruges und der strafbaren Werbung“ eingeleitet. Mit den Aktionen soll geklärt werden, wer an der Verwendung der manipulierten Abgas-Software und an Falschangaben beteiligt gewesen sei.

Dobrindt hatte kurz nach Beginn des VW-Abgasskandals im September 2015 die „Untersuchungskommission Volkswagen“ eingesetzt. Bestehend aus Fachleuten des Bundesverkehrsministeriums, des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) sowie wissenschaftlicher Begleitung durch den Münchner Professor Georg Wachtmeister bewertete sie zum einen die Auswirkungen des VW-Abgasskandals. Zum anderen sollte sie prüfen, ob auch für Diesel-Fahrzeuge anderer Hersteller unzulässige sogenannte Abgas-Abschalteinrichtungen verwendet wurden. (dpa)