Berlin. Trotz wachsender Kenntnisse schützen sich Internetnutzer nicht genug. Im Schnitt ist fast jeder Zweite von Angriffen im Netz betroffen.

Spam-Mails mit Schadprogrammen, gehackte Router oder das Phishing von Kontodaten – die Verbraucher sehen sich immer häufiger kriminellen Attacken ausgesetzt. „Die Bedrohungslage 2017 hat sich gegenüber 2016 deutlich verschärft“, sagt der Chef der Initiative Deutschland sicher im Netz (DsiN), Thomas Kremer, der auch Vorstandsmitglied der Deutschen Telekom ist.

Einer Studie des Vereins zufolge erlebte in diesem Jahr fast jeder zweite Befragte einen die Sicherheit betreffenden Vorfall in der digitalen Welt – 2016 betraf dies nicht einmal jeden dritten. „Die Angriffe nehmen zu und die Kriminellen werden professioneller“, erläutert Kremer.Zugleich steigt auch das Wissen um die Risiken im Umgang mit dem Internet, dem vernetzten Heim oder mit Gesundheitsapps.

Ältere Nutzer stark gefährdet

86 Prozent der Verbraucher verfügen über entsprechende Kenntnisse. Nur wenden immer weniger diese auch an. Nur gut jeder Zweite nutzt die bestehenden Angebote zum Schutz vor Angriffen aus dem Netz. „Das ist eine beunruhigende Entwicklung“, warnt der DsiN-Chef. Viele Verbraucher seien der Meinung, sie könnten nichts ändern und seien persönlich auch nicht bedroht. Besorgt sind die Experten auch über eine sich abzeichnende Kluft innerhalb der Gesellschaft.

„Einzelne Bevölkerungsteile drohen bei der IT-Sicherheit abgehängt zu werden“, stellt Kremer fest. Dazu gehören zum Beispiel ältere Verbraucher, aber auch die Gruppe, die in der Studie „Fatalisten“ genannt wird. Das sind junge Internetnutzer, die wenig auf den Schutz ihrer Daten achten, sich zugleich jedoch überdurchschnittlich häufig Angriffen ausgesetzt sehen.

WannaCry sorgte weltweit für Aufsehen

Die Initiative fordert daher mehr Aufklärungsarbeit über die IT-Sicherheit und die feste Verankerung der Schutzkomponenten in der Bildung. An Beispielen für kriminelle Attacken mangelt es nicht. Zuletzt sorgte das Schadprogramm WannaCry weltweit für Aufsehen. Die Software legte für einen Erpressungsversuch Zehntausende Computer lahm und nutzte dafür eine bis vor Kurzem bestehende Sicherheitslücke im Betriebssystem Windows. Schon der erste Tipp, den die Fachleute von DsiN für Verbraucher parat haben, hätte die Attacke verhindert.

Die Cyber-Krieger der Zukunft

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    Nutzer sollten Updates der Betriebssysteme oder anderer Software umgehend herunterladen. Denn diese beseitigen oft die neu erkannten Sicherheitslücken. Auch der zweite Ratschlag erscheint so selbstverständlich, würde er auch beherzigt: Passwörter sollten nicht leicht zu knacken sein. „Das in Deutschland beliebte Passwort ‚123456‘ ist nicht sicher“, betont Kremer.

    Online-Shop-Kunden häufig Opfer von Kreditkartenbetrug

    Der dritte Hinweis ist ähnlich einfach umzusetzen. In Anhängen von Mails unbekannter Herkunft sind häufig Schadprogramme versteckt. Unbekannte Links sollte niemand öffnen. Schon mit diesen drei Regeln lasse sich die Internetsicherheit deutlich erhöhen. Viele Verbraucher sind laut Studie zudem bei Möglichkeiten zum vernetzten Heim hinsichtlich der Datensicherheit eher skeptisch. Fast die Hälfte der Bürger sieht darin ein Gefahrenpotenzial.

    Drei Prozent der Befragten gaben an, dass sie schon einen Angriff auf ihr Heimnetzwerk erlebt haben. Viele Probleme hatten im vergangenen Jahr auch die Kunden von Online-Shops. Fast jeder zwanzigste Befragte war in den vergangenen zwölf Monaten von einem Kreditkartenbetrug betroffen. Knapp sechs Prozent sagten, sie seien beim Zahlungsvorgang über den Tisch gezogen worden.