Berlin. Die CSU will Diesel-Pkw subventionieren. Ein gefährlicher Fehler. Denn der Pkw-Diesel ist ein Fossil und perspektivisch so gut wie tot.

Wenn Horst Seehofer das Wort Pkw in den Mund nimmt, wird es gefährlich. Dann kommen Vorschläge, die man freundlich als politisch „schlechtes Handwerk“ beschreiben könnte, wenn man damit nicht alle schlechten Handwerker beleidigen würde. Seehofer ist verantwortlich für die Pkw-Maut. Und der bayerische Ministerpräsident könnte bald verantwortlich sein für eine Kaufprämie für Diesel-Pkw. Das müsse man als Teil eines „Gesamtkonzepts“ diskutieren, sagte Seehofer wohl mit Blick auf BMW und Audi, die in Bayern sitzen und besonders viele Dieselautos verkaufen.

Vor einem Gesamtkonzept zur Rettung des Diesels kann einem in einem Wahljahr nur angst und bange sein. Auch die Pkw-Maut hat es trotz ihrer offenkundigen Mängel, dass sie kaum Geld hereinspielt und EU-Ausländer diskriminiert, ins CSU-Wahlprogramm, in den Koalitionsvertrag und schließlich ins Gesetzesblatt geschafft. Weil die CSU es so wollte.

Der Pkw-Diesel ist perspektivisch so gut wie tot

Jede Idee, Dieselmotoren staatlich zu subventionieren, würde die Widersinnigkeit der Pkw-Maut mit Leichtigkeit in den Schatten stellen. Denn der Pkw-Diesel ist perspektivisch so gut wie tot; ein Fossil, das noch ein paar Jahre durch unsere Straßen brummt.

Das hat technische Gründe. Dieselmotoren haben zwar einen höheren Wirkungsgrad als Benziner, sie setzen den Kraftstoff effizienter in Vortrieb um. Das verschafft ihnen eine etwas bessere Kohlendioxid-Bilanz. Doch die in Kauf genommenen Nachteile sind enorm. Dieselmotoren sind schwerer. Dieselmotoren sind teurer. Und Dieselmotoren stoßen erheblich mehr giftige Abgase aus als Benziner. Selbst Triebwerke, die den neuesten Abgasnormen entsprechen, überschreiten die Grenzwerte zum Beispiel bei Stickoxiden im Schnitt um ein Vielfaches.

Die herausragenden deutschen Motor-Ingenieure stoßen an Grenzen und können das zentrale Dilemma nicht lösen: Je besser die Effizienz, desto höher die Temperatur im Motor, desto mehr Stickoxide entstehen. Jede Umgehungslösung macht die Motoren teurer. Das hat der VW-Abgas-Skandal offengelegt.

Gefährlicher politischer Fehler

Kurzfristig sind Benziner mit elektrischem Hilfsmotor die bessere, weil sauberere Lösung. Und langfristig steht die Elektrifizierung des Automobilsektors bevor. Das ist gar keine deutsche Entscheidung mehr: Die Chinesen zum Beispiel setzen auf das E-Auto und sind der neue Leitmarkt für Mobilität. Dort werden annähernd so viele Autos wie in den USA und Europa zusammen verkauft. Volvo hat das erkannt. Der schwedische Autohersteller – in chinesischer Hand – stoppte jüngst Investitionen in neue Diesel-Maschinen.

Warum aber schieben VW, BMW und Daimler Milliarden in die Sackgasse Diesel? Warum sind die Hälfte aller neuen Pkw in Deutschland mit Dieselmotoren ausgestattet? Weil es bereits eine gewaltige Subventionierungsmaschinerie für Diesel gibt. Im Gegenzug für eine etwas höhere Kfz-Steuer erhalten die Dieselfahrer jährlich einen Rabatt von fast acht Milliarden Euro auf die Energiesteuer. Sie liegt pro Liter Sprit um gut 18 Cent niedriger. Die Steuerdifferenz, die erst ab 1991 größere Ausnahme annahm, ist ein Zufallsprodukt. Damals wollte man Unternehmen nicht belasten, sondern vor allem bei den Privatfahrern kassieren. Dort war der Diesel kaum verbreitet.

Nichtsahnend wurde die Reform zu einem riesigen industriepolitischen Programm. Nun bauen die Deutschen die besten Dieselmotoren der Welt – und haben das Problem, dass die Technik keine langfristige Zukunft hat. Den alten Fehler mit einer weiteren Subvention zu verstärken und neue Fehlinvestitionen in Milliardenhöhe auszulösen, wäre ein gefährlicher politischer Fehler. Auch wenn die CSU es so will.