Shanghai. China führt strenge Abgasregeln und Quoten für E-Autos ein. Das zwingt deutsche Autohersteller zum Umdenken. Sie wollen aber mithalten.

Die deutschen Autobauer sehen sich trotz unklarer künftiger Umweltauflagen in China in einer guten Ausgangslage. Vor allem dank großer Stadtgeländewagen (SUV), nach denen die Nachfrage in China rasant wächst, verdienen die Oberklassehersteller Mercedes, BMW und Audi in der zweitgrößten Volkswirtschaft derzeit gutes Geld.

Daimler-Chef Dieter Zetsche.
Daimler-Chef Dieter Zetsche. © REUTERS | ALY SONG

Doch wie es mit den Umweltvorgaben auf dem wichtigsten Markt der Konzerne weitergeht, ist durch die Behörden noch nicht abschließend entschieden. „Wir können in diese Transformation aus einer Position der Stärke heraus hineingehen“, zeigte sich Daimler-Chef Dieter Zetsche am Mittwoch zum Auftakt der Automesse in Shanghai dennoch zuversichtlich.

China geht „forscher“ an Umweltthemen heran

Diskutiert wird in Peking noch über Details der künftigen Regelungen, darunter eine Quote für die Produktion von Autos mit elektrischen Antrieben. Geplant ist ein Punktesystem, in dem sich die Hersteller abgasärmere Autos mit Hybrid- und rein batteriebetriebenen Motoren anrechnen können. Je mehr reichweitenstarke, elektrifizierte Antriebe verkauft werden, umso mehr Autos darf ein Hersteller auch mit Verbrennermotoren auf den Markt bringen. Die strenge Quote könnte nach derzeitigem Stand bereits im kommenden Jahr in Kraft treten.

Die geplanten Gesetze seien allerdings scheinbar in Überarbeitung, sagte Volkswagens China-Chef Jochem Heizmann. VW-Chef Matthias Müller attestierte den chinesischen Behörden ein teils „forscheres“ Herangehen an Umweltthemen als anderswo. In der Strategie des VW-Konzerns wird das Reich der Mitte dennoch eine größere Rolle spielen als bisher. Denn VW verdient mit dem Autobau in China sehr gutes Geld – knapp fünf Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Ein Wachstum von mehr als zwölf Prozent im vergangenen Jahr stimme den Autobauer „außerordentlich zufrieden“, sagte Heizmann in Shanghai. Man sei „sehr zuversichtlich, gerade für die Marke VW“.

Deutsche Autobauer sehen sich flexibel genug aufgestellt

VW-Vorstand Matthias Müller.
VW-Vorstand Matthias Müller. © dpa | Lino Mirgeler

Selbst wenn die Vorschriften nicht wie erhofft aufgeweicht werden, sehen sich die Autobauer gerüstet. Es sei eine Herausforderung, aber man sei „in der Lage, den Plan zu erfüllen“, hieß es am Mittwoch bei Audi. Neben der geplanten Produktionsquote für E-Autos sind weitere strikte Regeln geplant. Spätestens 2021 soll das weltweit schärfste Abgasregime landesweit Geltung haben, die Regelungen könnten aber in einigen smoggeplagten Megastädten Chinas wie der Hauptstadt Peking auch deutlich eher greifen.

Daimler-Chef Zetsche will die schärferen Emissions-Regeln im Land auch für den eigenen Konzern nutzen. Daimler sei flexibel aufgestellt und werde Batterie-Fahrzeuge auch in den Werken produzieren, in denen bislang Verbrenner gebaut würden, sagte er in Shanghai. Der Fortschritt bei Elektroautos sei wie „die berühmte Ketchup-Flasche, von der man nicht weiß, wann etwas kommt und wie viel“.