New York/Rio de Janeiro. Der Schmiergeldskandal um den brasilianischen Konzern bringt viele Politiker in Bedrängnis. Nun muss Odebrecht eine hohe Strafe zahlen.

Der brasilianische Mischkonzern Odebrecht ist in den USA wegen eines Schmiergeldskandals zu einer Strafe von rund 2,6 Milliarden Dollar verurteilt worden. 2,39 Milliarden Dollar sollen in Brasilien gezahlt werden, 93 Millionen Dollar an die Vereinigten Staaten und weitere 116 Millionen Dollar an die Schweiz, sagte Richter Raymond Dearie am Montag in einem New York.

Odebrecht soll Schmiergeld in Höhe von 788 Millionen Dollar in zwölf Ländern – vor allem in Lateinamerika – gezahlt haben, um so an lukrative Aufträge heranzukommen. Das Geld soll zum Teil über US-Banken geflossen sein. Das Oberste Gericht Brasiliens machte vergangene Woche den Weg für Korruptionsermittlungen gegen zahlreiche Minister und Dutzende Parlamentsabgeordnete frei.

In Brasilien Ermittlungen gegen 108 Politiker

Die Enthüllungen im Schmiergeldskandal um Odebrecht haben mehrere lateinamerikanische Regierungen und Ex-Präsidenten in Bedrängnis gebracht, unter anderem in Peru und Kolumbien. In Brasilien steht Odebrecht im Mittelpunkt einer Korruptionsaffäre.

Der brasilianische Präsident Michel Temer. Auch gegen seinen Kabinettschef wird ermittelt.
Der brasilianische Präsident Michel Temer. Auch gegen seinen Kabinettschef wird ermittelt. © dpa | Valter Campanato

Nach der Veröffentlichung von Kronzeugenaussagen zahlreicher ehemaliger Odebrecht-Manager leitete das Oberste Gericht vergangene Woche Korruptionsermittlungen gegen 108 ranghohe Politiker ein, darunter acht Minister sowie mehr als 60 Senatoren und Abgeordnete. Zumeist geht es um illegale Parteispenden, die Odebrecht gegen politische Gefälligkeiten entrichtete.

Auch gegen Ex-Präsidenten wird ermittelt

Zu den Politikern gehören der Kabinettschef von Präsident Michel Temer sowie der Außen-, Handels- und Landwirtschaftsminister. Auch führende Oppositionspolitiker sind betroffen, darunter die Ex-Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva und Dilma Rousseff.

Die Ermittlungen gründen sich auf Aussagen von Odebrecht-Mitarbeitern. Medienberichten zufolge wird den Politikern vorgeworfen, gegen den Erhalt von Schmiergeldern geholfen zu haben, an Aufträge des staatlichen Ölkonzerns Petrobras zu kommen.

WM 2014: Schmiergeld beim Bau von Stadien

Den Ermittlern sollen Beweise vorliegen, dass beim Bau der Sportstadien für die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien ebenfalls illegal Gelder geflossen seien. Odebrecht hat mindestens vier der zwölf WM-Stadien gebaut. Zahlreiche Politiker haben die Anschuldigungen zurückgewiesen und die Aussagen der Odebrecht-Mitarbeiter als unglaubwürdig bezeichnet. (dpa)