Frankfurt. Die Finanzinvestoren Bain und Cinven kaufen den Arzneimittelhersteller Stada für 5,3 Milliarden Euro. An der Börse kam dies gut an.

Durch die Pharma-Branche rollt die Fusionswelle mit zahlreichen milliardenschweren Übernahmen weiter. Die Kaufpreise brechen dabei immer neue Rekorde: 2016 stieg das Volumen der Transaktionen weltweit auf 201 Milliarden Euro im Vergleich zu 177 Milliarden Euro im Vorjahr. Und 2017 wird wohl erneut die 200-Milliarden-Grenze geknackt, erwartet das Beratungsunternehmen EY. Das liegt vor allem daran, dass der Kostendruck steigt und Innovationen rar sind. Wachstum ist oft nur durch Übernahmen möglich.

Auch der Arzneimittelhersteller Stada ist nun Teil dieses Pokerspiels geworden – und das lange Spekulieren auf einen hohen Kaufpreis hat sich gelohnt. Das Unternehmen wurde teurer verkauft als gedacht. Den Zuschlag erhielt das Konsortium der Finanzinvestoren Bain Capital und Cinven für insgesamt 5,3 Milliarden Euro. Insgesamt 66 Euro bietet das Konsortium je Aktie einschließlich 0,72 Euro Dividende, die Stada schon für 2016 beschlossen hatte.

Bündnis aus Permira und Advent

Dieses Angebot liegt um acht Euro über dem bisherigen und überzeugte den Vorstand und Aufsichtsrat des Bad Vilbeler Unternehmens. Bain Capital und Cinven setzten sich damit gegen das konkurrierende Bündnis aus Permira und Advent durch. Analysten hatten unterdessen Preise von 60 Euro für angemessen gehalten.

Matthias Wiedenfels leitet Stada als Vorstandschef.
Matthias Wiedenfels leitet Stada als Vorstandschef. © imago/sepp spiegl | imago stock

„Wir haben an einem Strang gezogen, wir hatten ein Ziel und ein Interesse. Und das Ziel haben wir erreicht“, sagte Stada-Chef Matthias Wiedenfels. Die Übernahme soll endgültig bis zum Sommer abgeschlossen sein. Im Kaufpreis ist die Übernahme der Schulden von 1,1 Milliarden Euro enthalten. An der Börse kam die Nachricht gut an, Stada-Aktien legten um elf Prozent zu auf 64,30 Euro – ein Rekordwert.

Know-how halten

Stada hat mit den Käufern zudem vereinbart, dass die Zentrale in Bad Vilbel bei Frankfurt bestehen bleibt ebenso wie die „wesentlichen“ anderen Standorte des Konzerns. Für vier Jahre werde „weitgehend“ auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet. Auch die bestehenden Betriebsvereinbarungen und Tarifverträge werden fortgeführt. 1300 Beschäftigte zählt Stada in Deutschland. Das Konsortium will die Übernahme mit 2,6 Milliarden Euro Eigenkapital finanzieren. Für Stada bedeutet das zusätzliche 1,5 Milliarden Euro an Schulden.

Finanzinvestoren wollen meist ihre Investitionen nach einigen Jahren wieder mit Gewinn verkaufen. „Mir wäre es lieber gewesen, wenn Stada innerhalb der Branche verkauft worden wäre“, kritisiert Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse der Baader Bank den Deal. Er hätte es für besser gehalten, das Know-how in der Branche zu halten und nicht Gefahr zu laufen, dass nach einigen Jahren das Unternehmen womöglich doch zerschlagen werde, um eine noch höhere Rendite zu erzielen. Doch die Hoffnung auf einen Käufer aus der Branche hatte sich schon 2016 zerschlagen.

Preis- und Innovationsdruck

Die Stada-Übernahme steht stellvertretend für die Welle an Fusionen und Übernahmen in der Pharmabranche – und für die hohen Preise, die erzielt werden können. Das muss nicht immer so dramatisch zugehen wie bei dem Bad Vilbeler Unternehmen. Doch grundsätzlich sortiere sich die Pharmabranche wegen des Preis- und Innovationsdrucks neu. Zukäufe seien in einem kaum wachsenden Markt eine Möglichkeit, ambitionierte Wachstumsziele zu erreichen und neue Wirkstoffe ins Portfolio aufzunehmen, befindet EY.

Einen weiteren Beweis für diese These liefert auch der Bad Homburger Gesundheitskonzern Fresenius: Dieser möchte, wie er schon am Freitag mitteilte, den amerikanischen Generikahersteller Akorn übernehmen. Akorn würde gut zu der auf Nachahmer-Medikamente spezialisierten Sparte Fresenius Kabi passen. Beide befänden sich schon in fortgeschrittenen Gesprächen.