FRANKFURT/Main. Europäische Geldinstitute haben laut Bankenprüfern noch Ausfallrisiken in Höhe von 921 Milliarden Euro. Die Lage beunruhigt die EZB.

Die Bankenaufsicht sorgt sich weiter um faule Kredite der europäischen Banken: Diese sind zwar 2016 leicht zurückgegangen, betragen aber immer noch 921 Milliarden Euro. Die EZB wolle dafür sorgen, dass die Banken den prekären Status bestimmter Kredite nicht weiter ignorierten. Deshalb wolle sie sehr bestimmt auf Lösungen drängen.

Der Idee der Europäischen Bankenaufsicht EBA, für diese faulen Kredite eine Bad Bank für den Euroraum zu gründen, kann Danièle Nouy etwas abgewinnen. Die Präsidentin der EZB-Bankenaufsicht verweist darauf, dass die Banken nur mit guten Geschäftsmodellen nachhaltig erfolgreich sein könnten: Viele Banken im Euroraum verdienten noch nicht einmal ihre Kapitalkosten.

Kapitalspritzen erhalten nur solvente Geldinstitute

Doch Stabilität und Profitabilität seien zwei Seiten derselben Medaille. Vor allem einige italienische Banken gelten als angeschlagen. Die EZB hatte etwa für die älteste Bank der Welt, Monte dei Paschi di Siena, einen Kapitalbedarf von 8,8 Milliarden Euro festgestellt. Anfang März hatte Monte dei Paschi einem vorläufigen Rettungsplan zugestimmt.

EZB-Präsident Mario Draghi ist beunruhigt über die Ausfallrisiken europäischer Banken.
EZB-Präsident Mario Draghi ist beunruhigt über die Ausfallrisiken europäischer Banken. © REUTERS | FRANCOIS LENOIR

Die oberste Bankenaufseherin der EZB äußerte sich dazu nur vorsichtig und sehr allgemein. Die Feststellung der Solvenz sei die Voraussetzung für eine vorsorgliche Rekapitalisierung, sagte Nouy. Soll also heißen: Wenn man über eine Kapitalspritze spricht, muss die Bank noch solvent und damit zahlungsfähig sein.

US-Aufseher fordern einheitliche Berechnungsregeln

Die EZB-Aufseher sind jedoch sehr an einer schnellen Einigung zum Baseler Regelwerk zu Eigenkapitalregeln interessiert. Da hatten sich vor allem die amerikanischen Aufseher quergestellt.

Sie möchten nicht mehr akzeptieren, dass einige europäische Großbanken ihren Eigenkapitalbedarf, mit dem sie sich gegen Risiken absichern, nach eigenen internen Modellen berechnen, sagte Sabine Lautenschläger, Vizepräsidentin der EZB-Bankenaufsicht und Mitglied des EZB-Direktoriums. Es müsse weltweit dieselben Regeln für die Geldhäuser geben. Dies sei eine der wichtigsten Lehren der Finanzkrise gewesen.

Übergangsfristen für britische Banken nach Brexit

Auch der Brexit beschäftigt die EZB-Bankenaufsicht. Institute, die nach dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union innerhalb des Euroraums Geschäfte abwickeln möchten, sollen großzügige Übergangsfristen gewährt werden. Das könnten Monate oder auch Jahre sein, sagte Lautenschläger.

Das Londoner Bankenviertel.
Das Londoner Bankenviertel. © dpa | Chris Radburn

Außereuropäische Banken, die bisher aus London heraus ihre Geschäfte in der Europäischen Union betrieben haben, benötigen nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU eine Lizenz zum Verkauf von Produkten innerhalb der EU. Eine solche Lizenz können nur rechtlich selbstständige Töchter mit Sitz in einem EU-Land beantragen.

Gut geführte Häuser bekommen Europa-Lizenz

Zudem dürfen dies keine „leeren Hüllen“ sein, sondern sie müssten entsprechend mit Kapital und Personal ausgestattet sein. Deshalb will die EZB-Bankenaufsicht prüfen, wie Geldhäuser sich künftig im Euroraum aufstellen wollten. „Um das klar zu sagen: Wir werden nur Lizenzen an gut kapitalisierte und gut gemanagte Banken vergeben“, sagte Lautenschläger. Auch bei kleineren Geldhäusern werde genau hingesehen.

Die EZB beaufsichtigt direkt nur die 126 größten europäischen Banken. Die kleineren Institute unterstehen ihr nur indirekt. Deshalb könnten diese versuchen, sich in dem Land anzusiedeln, in dem die Aufsichtsregeln für sie am günstigsten seien. Denn diese Standards können sich stark von einem zum anderen Land unterscheiden. Ein solches Ausnutzen der unterschiedlichen nationalen Anforderungen möchte die EZB verhindern.