Herzogenaurach. Der neue Adidas-Vorstandschef Kasper Rorsted legt ein Rekordergebnis vor - und schraubt die Ziele für den Konzern weiter nach oben.

Sein Ehrgeiz ist groß, seine Ziele sind hoch gesteckt. Der neue Adidas-Chef Kasper Rorsted will den deutschen Traditionskonzern zu weiteren Spitzenleistungen antreiben. Die Chancen dafür stehen gut. Schon bei seiner ersten Bilanzvorlage konnte der 55-jährige Vorstandsvorsitzende nicht nur ein Rekordergebnis vorlegen. Erstmals fuhr Europas größter Sportartikelhersteller einen Milliardengewinn ein. Doch damit gibt sich Rorsted noch lange nicht zufrieden.

Der sportliche Däne mit Dreitagebart legte die Latte für die nächsten Sprünge bei der Vorlage der Bilanz am Mittwoch gleich noch etwas höher: Rorsted schraubte die Mittelfristziele seines Vorgängers Herbert Hainer, den er im vergangenen Oktober beerbte, nach oben: „Wir sind ein Wachstumsunternehmen in einem Wachstumsmarkt. Und jetzt ist es an der Zeit, unsere Ziele für 2020 anzuheben.“

Adidas-Aktienkurs steigt auf Allzeithoch

Die Anleger frohlocken, die Börse quittierte die Zahlen mit einem Kurssprung. Die Adidas-Aktien legten in der Spitze um neun Prozent zu und markierten damit ein Allzeithoch von 174,50 Euro. Sie waren an diesem Tag mit Abstand der größte Dax-Gewinner. Mit seiner Prognose hatte Rorsted laut Analysten die Erwartungen vieler Investoren deutlich übertroffen.

Konkret stieg 2016 der Umsatz um 18 Prozent auf 19,3 Milliarden Euro. Der Gewinn kletterte im Vergleich zum Vorjahr um 41 Prozent auf 1,019 Milliarden Euro. Für 2017 peilt Adidas ein Umsatzplus von bis zu 13 Prozent an, der Gewinn soll um ein Fünftel auf 1,23 Milliarden Euro zulegen. Rorsted will die Einnahmen bis 2020 jährlich im Schnitt um zehn bis zwölf Prozent auf bis zu 27 Milliarden Euro steigern, den Gewinn um bis zu 22 Prozent. Zum Vergleich: Der US-Konkurrent Nike kommt schon heute auf umgerechnet rund 30 Milliarden Euro Umsatz.

Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, möchte sich der Vorstandschef, der fließend Deutsch mit freundlichem dänischen Akzent spricht, sich auf die beiden Hauptmarken Adidas und Reebok konzentrieren. Neben dem Verkauf des Golfgeschäfts – das zuletzt nicht vorangekommen war – wird jetzt auch eine Trennung von der Eishockey-Marke CCM Hockey angestrebt. Warum es beim Golfgeschäft hakt, wollte sich die Führungsmannschaft nicht entlocken lassen. „Wir hoffen weiterhin, bald den Verkauf verkünden zu können“, sagte der langjährige Noch-Finanzchef Robin Stalker (59), der im Mai von dem bisherigen Vertriebsexperten Harm Ohlmeyer (49) abgelöst wird.

US-Tochter Reebok muss profitabel werden

Reebok gehört seit 2006 als Tochtergesellschaft zur Adidas AG.
Reebok gehört seit 2006 als Tochtergesellschaft zur Adidas AG. © dpa | Daniel Karmann

Dem Sorgenkind Reebok droht wiederum eine neue Rosskur. Binnen vier Jahren soll die verlustträchtige US-Tochter, die acht Prozent des Umsatzes ausmacht, fit gemacht werden und Gewinn abwerfen, sagte Rorsted. Außerdem plant er eine US-Offensive für die verbleibenden Konzernmarken. „Wir sind zufrieden mit der Entwicklung in Nordamerika, aber nicht mit unserer Marktsituation“, klagte Rorsted. Von möglichen Forderungen des US-Präsidenten Donald Trump, Produktionen stärker in die USA zu verlagern, wären alle globalen Sportartikelhersteller betroffen. Keiner produziere mehr in westlichen Ländern, so Rorsted: „Wenn das wirklich kommt, sehen wir uns alle im selben Boot.“

Adidas beschreitet zudem neue Produktionswege: In Deutschland und in den USA zieht Adidas sogenannte „Speed-Factories“ auf – unter anderem in Ansbach. Mit modernen Fertigungsmethoden sollen neuartige Turnschuhe hergestellt werden. So ist es möglich, den eigenen Namen auf die Schuhe drucken zu lassen oder Maßanfertigungen zu bestellen. Mit diesen Artikeln will Rorsted 2020 mehr als die Hälfte seines Umsatzes erzielen. Auch in Sportläden könnten Produkte individuell angefertigt werden. Ein Prototyp wird derzeit in Berlin getestet: Im Bikinihaus kann man sich einen Pullover nach Maß stricken lassen.