Frankfurt/Main. Die Deutsche Telekom muss wegen Geschäften in Großbritannien Milliarden abschreiben. Die US-Tochter T-Mobile rettet die Jahresbilanz.

Der Nettogewinn der Deutschen Telekom ist im vergangenen Jahr um knapp ein Fünftel zurückgegangen – und trotzdem gab es am Donnerstag auf der jährlichen Bilanzkonferenz des Konzerns in Bonn keine langen Gesichter. Einer der Gründe: Die gut laufenden Geschäfte der Tochter T-Mobile US. Sie sorgten dafür, dass der Konzern trotz Verluste einen Gewinn von 2,7 Milliarden Euro erwirtschaftete.

Probleme bereitete vor allem der Brexit und der damit zusammenhängende Verfall des Pfundkurses. Das Unternehmen musste 2,2 Milliarden Euro auf seine Beteiligung am größten britischen Telefonunternehmen BT abschreiben. Dessen Aktien waren nochmals eingebrochen, als danach bei BT ein Bilanzskandal in Italien aufflog. An einen Verkauf der Aktien an BT denkt Telekom-Chef Timotheus Höttges trotzdem nicht. Die Beteiligung sei strategisch richtig, sagte er in Bonn.

Superstar unter Managern

Gute Nachrichten hatte Höttges für die Aktionäre. Die Dividende soll trotz des Gewinnrückgangs um fünf auf 60 Cent je Aktie steigen. Das haben sie vor allem einem Mann zu verdanken: John Legere. Der Chef der Tochter T-Mobile US gilt als Superstar unter den Managern des Bonner Konzerns. Er hat aus dem einstigen Sorgenkind der Telekom eine Erfolgsgeschichte gemacht. Stets ist er locker im Telekom-Magenta gekleidet, auf T-Shirt, Sweat-Shirt, Sneakers. Angeblich prangen Konzernlogo und -farbe sogar auf der Unterwäsche des 58-Jährigen.

Legere hat seit seinem Amtsantritt im September 2012 bei T-Mobile viele Neukunden zu der US-Tochter der Telekom gezogen: 2016 allein gut acht Millionen. Insgesamt erwirtschaftete T-Mobile US im vergangenen Jahr fast die Hälfte des Konzernumsatzes von 73 Milliarden Euro.

Anteile an T-Mobile US verkaufen

2017 dürfte die Wachstumsrate in den USA jedoch etwas geringer ausfallen. Der Konzern rechnet für die Tochter nur mit einem Zuwachs von sieben Prozent auf das bereinigte Betriebsergebnis (EBITDA). Das hatte in den USA im vergangenen Jahr bei umgerechnet neun Milliarden Euro gelegen, fast ein Drittel mehr als 2015.

Der Umsatz könnte jedoch kräftig wachsen, wenn es zu einer Übernahme der Aktienmehrheit an dem US-Mobilfunkunternehmen Sprint käme – der Nummer vier im dortigen Markt. Der japanische Telekom-Konzern Softbank will seine Anteile offenbar gern an T-Mobile US verkaufen. Telekom-Chef Tim Höttges mag den amerikanischen Mobilfunk-Markt zwar: „Der Telekom-Markt dort ist nicht so überreguliert wie der europäische und zudem sehr profitabel, wenn man es richtig macht.“

Weniger Handys verkauft

Doch ob er tatsächlich einsteigen will, ließ er bei der Bilanzvorlage offen. Die Telekom hatte selbst vor drei Jahren ihre amerikanische Tochter an Sprint verkaufen wollen, damals hatten die amerikanischen Kartellbehörden das aber untersagt. Auch das Breitbandgeschäft in Deutschland machte dem Telekom-Chef zuletzt Freude. Der Umsatz hierzulande ging zwar leicht zurück auf 22 Milliarden Euro, weil weniger Handys verkauft wurden und auch das klassische Telefongeschäft nachgab.

2017 soll das Betriebsergebnis gut 22 Milliarden Euro erreichen. Im laufenden Jahr will der Konzern zwölf Milliarden Euro investieren, eine Milliarde mehr als im vergangenen Jahr. Der Telekom-Chef gab sich am Donnerstag ungewohnt politisch: Er warb für ein gemeinsames Europa „ohne Grenzen, Hass und Mauern“. Denn gerade die Telekommunikation profitiert von einem grenzenlosen Netz in Europa. Schließlich ist die grenzüberschreitende Nutzung gerade vereinfacht worden, die Roaming-Gebühren wurden abgeschafft.