Berlin. Besonders die Carsharing-Flotten in den großen Städten locken immer mehr Kunden. Doch Umweltschützer finden das nicht nur positiv.

Immer mehr Deutsche setzen auf Carsharing. Zum Jahreswechsel waren über 1,7 Millionen Bundesbürger bei den Anbietern registriert. Mit einem Plus von 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr hat sich das Wachstum deutlich beschleunigt, wie aus Zahlen hervorgeht, die der Bundesverband Carsharing am Dienstag in Berlin vorlegte.

Im günstigsten Fall könne ein Carsharing-Fahrzeug in innerstädtischen Wohngebieten bis zu 20 private Pkw ersetzen, sagte Geschäftsführer Willi Loose. „Carsharing befreit Städte also in erheblichem Umfang von überflüssigen Autos.“

Am meisten Kunden in den Großstädten

Einer der großen Anbieter in deutschen Großstädten ist Drivenow.
Einer der großen Anbieter in deutschen Großstädten ist Drivenow. © dpa | Rolf Vennenbernd

Für dieses Jahr hält der Verband ein geringeres Wachstum für möglich als 2016. Denn die meisten neuen Kunden meldeten sich laut den Zahlen bei stationsunabhängigen Anbietern an, die es jedoch nur in den sieben größten Städten gibt. Ihre Nutzerzahl stieg um mehr als die Hälfte auf knapp 1,3 Millionen. Während diese Anbieter ihr Operationsgebiet in Deutschland nicht ausweiteten, gibt es stationsbasiertes Carsharing jetzt in 60 weiteren Städten. In insgesamt knapp 600 Orten können Fahrer Autos mit anderen Nutzern teilen, anstatt einen privaten Wagen zu nutzen.

„Carsharing ist ein Beitrag dazu, den Verkehr umweltverträglicher und stadtverträglicher zu machen“, sagte Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium. Die stationsbasierten Systeme bewerte er dabei höher als die frei verfügbaren.

Umweltverbände sehen Carsharing bedenklich

Car2go ist einer der großen Carsharing-Anbieter auf dem deutschen Markt.
Car2go ist einer der großen Carsharing-Anbieter auf dem deutschen Markt. © obs | car2go / Daimler

Einige Umweltverbände wie die Deutsche Umwelthilfe sehen das Thema Carsharing aber teils auch skeptisch, weil am Ende insgesamt mehr Verkehr entstehen könnte. „Die Erfahrungen, die wir sehen, sind kontraproduktiv“, sagte Geschäftsführer Jürgen Resch mit Blick auf die Angebote großer Autobauer wie Car2go, Drivenow und Multicity.

Gäbe es sie nicht, würden viele Nutzer stattdessen mit Bus, Bahn oder Taxi fahren, erläuterte Resch. Er warnte Kommunen davor, solche Angebote etwa durch kostenlose Parkplätze zu fördern. „Das ist eine Verkaufsförderung für die Autoindustrie.“

Entwicklung erst am Anfang

Die Entwicklung stehe erst am Anfang, meinte Flasbarth. Das von der Bundesregierung geplante Carsharing-Gesetz werde einen weiteren Schub geben. Es ermöglicht Gemeinden, Gratis-Parken und reservierte Stellflächen für Carsharing-Wagen zu ermöglichen. Auch Stationen an Bundesstraßen sollen möglich sein.

E-Autos im Preisvergleich mit Benzinern

Den 115 PS starken Volkswagen e-Golf gibt es ab 34.900 Euro Grundpreis. Laut ADAC schafft er eine Reichweite von 145 Kilometern.
Den 115 PS starken Volkswagen e-Golf gibt es ab 34.900 Euro Grundpreis. Laut ADAC schafft er eine Reichweite von 145 Kilometern. © Volkswagen AG | Volkswagen AG
Die Benzin-Variante 1.4 TSI mit 110 PS hingegen gibt es schon ab 23.800 Euro, auch der vergleichbar starke Dieselmotor ist im Grundpreis noch mehr als 8000 Euro günstiger als der e-Golf.
Die Benzin-Variante 1.4 TSI mit 110 PS hingegen gibt es schon ab 23.800 Euro, auch der vergleichbar starke Dieselmotor ist im Grundpreis noch mehr als 8000 Euro günstiger als der e-Golf. © Volkswagen AG | Volkswagen AG
2014 war der BMW i3 Deutschlands meistverkauftes E-Fahrzeug. Für das 170-PS-Auto muss man mindestens 34.950 Euro in die Hand nehmen. Laut Hersteller kann der Fahrer mit einer Ladung bis zu 300 Kilometer fahren.
2014 war der BMW i3 Deutschlands meistverkauftes E-Fahrzeug. Für das 170-PS-Auto muss man mindestens 34.950 Euro in die Hand nehmen. Laut Hersteller kann der Fahrer mit einer Ladung bis zu 300 Kilometer fahren. © BMW Group | BMW Group
Einen „normalen“ BMW 1er mit 177 PS bekommt man schon ab 30.650 Euro. Eine vergleichbare Diesel-Variante (190 PS) kostet 33.250 Euro.
Einen „normalen“ BMW 1er mit 177 PS bekommt man schon ab 30.650 Euro. Eine vergleichbare Diesel-Variante (190 PS) kostet 33.250 Euro. © Tom Kirkpatrick / BMW | Tom Kirkpatrick
Noch krasser ist das Preisgefälle zu einem weiteren Mitglied der BMW-Familie: Den Mini Cooper S mit 192 PS gibt es ab 26.600 Euro.
Noch krasser ist das Preisgefälle zu einem weiteren Mitglied der BMW-Familie: Den Mini Cooper S mit 192 PS gibt es ab 26.600 Euro. © BMW Group | BMW Group
Die B-Klasse 250 Electric Drive mit 180 PS (Reichweite laut Hersteller rund 200 Kilometer) kostet im Grundpreis 39.151 Euro. Laut ADAC ist sie damit eines der wenigen Autos am Markt, die sich mit der staatlichen Kaufprämie im Vergleich zu den vergleichbaren Mercedes-Benzinern rentieren können. Eingerechnet sind dabei Steuern, eine Haltedauer von vier Jahren und eine Fahrleistung von 15.000 Kilometern im Jahr.
Die B-Klasse 250 Electric Drive mit 180 PS (Reichweite laut Hersteller rund 200 Kilometer) kostet im Grundpreis 39.151 Euro. Laut ADAC ist sie damit eines der wenigen Autos am Markt, die sich mit der staatlichen Kaufprämie im Vergleich zu den vergleichbaren Mercedes-Benzinern rentieren können. Eingerechnet sind dabei Steuern, eine Haltedauer von vier Jahren und eine Fahrleistung von 15.000 Kilometern im Jahr. © Daimler AG - Global Communicatio | Daimler AG - Global Communicatio
Der Mercedes B 220 CDI 4MATIC bringt 184 PS mit und ist ab 33.772 Euro zu haben.  Die Diesel-Variante der B-Klasse mit 177 PS kostet ab 36.158 Euro.
Der Mercedes B 220 CDI 4MATIC bringt 184 PS mit und ist ab 33.772 Euro zu haben. Die Diesel-Variante der B-Klasse mit 177 PS kostet ab 36.158 Euro. © Daimler AG - Global Communicatio | Daimler AG - Global Communicatio
Der Grundpreis des Citroën C-Zero (Reichweite laut Hersteller 150 Kilometer) ist seit seiner Markteinführung schon fast um die Hälfte gesunken, für den 67 PS starken Wagen muss man aber immer noch 17.850 Euro aufbringen.
Der Grundpreis des Citroën C-Zero (Reichweite laut Hersteller 150 Kilometer) ist seit seiner Markteinführung schon fast um die Hälfte gesunken, für den 67 PS starken Wagen muss man aber immer noch 17.850 Euro aufbringen. © imago stock&people | imago stock&people
15.380 Euro hingegen kostet der Citroën C3 mit 68 PS. Der Grundpreis der ähnlichsten Diesel-Variante kostet 19.380 Euro – sie hat dann aber auch 99 PS.
15.380 Euro hingegen kostet der Citroën C3 mit 68 PS. Der Grundpreis der ähnlichsten Diesel-Variante kostet 19.380 Euro – sie hat dann aber auch 99 PS. © imago/Sebastian Geisler | imago stock&people
Das Mitsubishi Electric Vehicle – eine 23.790 Euro teure und 67 PS starke Knutschkugel, die mehr als 10.000 Euro teurer ist als vergleichbare Benziner des japanischen Autobauers. Er soll laut Hersteller rund 160 Kilometer mit Batterieladung fahren können.
Das Mitsubishi Electric Vehicle – eine 23.790 Euro teure und 67 PS starke Knutschkugel, die mehr als 10.000 Euro teurer ist als vergleichbare Benziner des japanischen Autobauers. Er soll laut Hersteller rund 160 Kilometer mit Batterieladung fahren können. © Mitsubishi Motors | Mitsubishi Motors
Den Mitsubishi Space Star mit 71 PS gibt es im Grundpreis für 8990 Euro, selbst die 80-PS-Variante ist mit 13.890 Euro noch fast 10.000 Euro günstiger als das Electric Vehicle.
Den Mitsubishi Space Star mit 71 PS gibt es im Grundpreis für 8990 Euro, selbst die 80-PS-Variante ist mit 13.890 Euro noch fast 10.000 Euro günstiger als das Electric Vehicle. © Mitsubishi Motors | Mitsubishi Motors
34.900 Euro bezahlt man für den Ford Focus Electric mit 145 PS. Laut Hersteller reicht eine Ladung für gut 160 Kilometer.
34.900 Euro bezahlt man für den Ford Focus Electric mit 145 PS. Laut Hersteller reicht eine Ladung für gut 160 Kilometer. © Ford | Ford
Fast 10.000 Euro weniger kostet der Focus als Benziner in der 150-PS Variante – Grundpreis: 25.310. Der gleich starke Focus-Diesel ist ab 27.910 Euro zu haben.
Fast 10.000 Euro weniger kostet der Focus als Benziner in der 150-PS Variante – Grundpreis: 25.310. Der gleich starke Focus-Diesel ist ab 27.910 Euro zu haben. © Ford | Ford
Auch Volkswagen hat ein kleines E-Auto in der Palette: Der „e-up!“ bringt 82 PS mit und kostet 26.900 Euro. Laut ADAC liegt die Reichweite bei 165 Kilometer.
Auch Volkswagen hat ein kleines E-Auto in der Palette: Der „e-up!“ bringt 82 PS mit und kostet 26.900 Euro. Laut ADAC liegt die Reichweite bei 165 Kilometer. © Volkswagen AG | Volkswagen AG
Für 12.980 Euro ist der „up!“ als Benziner mit 75 PS zu haben – also für fast 14.000 Euro weniger, als sein Bruder mit Elektromotor kostet.
Für 12.980 Euro ist der „up!“ als Benziner mit 75 PS zu haben – also für fast 14.000 Euro weniger, als sein Bruder mit Elektromotor kostet. © Volkswagen AG | Volkswagen AG
Auch der etwas größere Volkswagen Polo bleibt in der Anschaffung deutlich günstiger als der „e-up!“: Sogar der Benziner mit 90 PS kostet mit 18.400 Euro im Grundpreis noch 8500 Euro weniger.
Auch der etwas größere Volkswagen Polo bleibt in der Anschaffung deutlich günstiger als der „e-up!“: Sogar der Benziner mit 90 PS kostet mit 18.400 Euro im Grundpreis noch 8500 Euro weniger. © Volkswagen AG | Volkswagen AG
Der Nissan Leaf kostet 23.300 Euro und verfügt über 109 PS. Das Fahrzeug bietet laut Hersteller eine Reichweite von 250 km.
Der Nissan Leaf kostet 23.300 Euro und verfügt über 109 PS. Das Fahrzeug bietet laut Hersteller eine Reichweite von 250 km. © REUTERS | © Noah Berger / Reuters
Der Mercedes C 350 e als Plug-in-Hybrid mit 82 PS kostet als Limousine rund 50.900 Euro. Mit dem rein elektrischen Fahren macht der Mercedes rund 30 Kilometer.
Der Mercedes C 350 e als Plug-in-Hybrid mit 82 PS kostet als Limousine rund 50.900 Euro. Mit dem rein elektrischen Fahren macht der Mercedes rund 30 Kilometer. © imago/Rüdiger Wölk | imago stock&people
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Flasbarth sprach sich dafür aus, das Gesetz in einem zweiten Schritt auch auf Landes- und Kommunalstraßen auszudehnen und Anforderungen für umweltfreundliche Antriebe aufzunehmen. Nur etwa jedes zehnte Carsharing-Auto hat nach Branchenangaben einen Elektromotor. In der Regel sei dieser Antrieb noch zu teuer, sagte Loose. (dpa)