Frankfurt. Die Lufthansa und ihre Piloten haben lange um einen Tarifvertrag gerungen. Nun ist ein Punkt geklärt: 5400 Piloten bekommen mehr Geld.

Nach 14 Streiks haben die Lufthansa und ihre Piloten in ihrem Tarifkonflikt für einen Aspekt einen Kompromiss gefunden. Der Konzern und die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) nahmen am Mittwoch einen Vorschlag des Schlichters Gunter Pleuger zu den Gehältern von 5400 Piloten bei Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings an. Allerdings sind noch viele weitere Tarifthemen offen.

Wie die Lufthansa mitteilte, erhalten die Piloten eine Vergütungserhöhung in vier Stufen in Höhe von insgesamt 8,7 Prozent. Zusätzlich gebe es eine Einmalzahlung im Gesamtvolumen von etwa 30 Millionen Euro, was voraussichtlich einer Ausschüttung von 5000 bis 6000 Euro je Beschäftigtem entspreche. Die Laufzeit der Vergütungstarifverträge gilt laut Lufthansa bis Ende 2019.

Gespräche drehten sich nur um Pilotengehälter

14 Mal haben die Lufthansa-Piloten seit 2012 gestreikt. Den Konzern hat das bislang 500 Millionen Euro gekostet.
14 Mal haben die Lufthansa-Piloten seit 2012 gestreikt. Den Konzern hat das bislang 500 Millionen Euro gekostet. © dpa | Uwe Anspach

Der Tarifkonflikt läuft bereits seit 2012 – mit mittlerweile 14 Streiks, 500 Millionen Euro Kosten und ungezählten Verhandlungsrunden. Der bislang letzte Streik hatte Reisepläne von Lufthansa-Kunden Ende November durcheinander gebracht.

Formal ging es in der Mitte Januar begonnenen Schlichtung ausschließlich um die Gehälter der 5400 Piloten, die nach dem Konzerntarifvertrag für die Gesellschaften Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings fliegen. Pleugers Schlichterspruch musste sich folglich auf dieses Thema beschränken, Lufthansa und VC könnten auf dieser Grundlage einen Tarifvertrag abschließen oder den Vorschlag auch jeweils ablehnen. Andere Tarifthemen wurden ausgeklammert.

Vereinigung Cockpit hatte 20 Prozent mehr verlangt

Schlichter Pleuger hatte seine Vorschläge vor knapp einer Woche vorgelegt, über Inhalte war Stillschweigen vereinbart worden. Lufthansa hat den Piloten über einen sechsjährigen Tarifzeitraum eine Einmalzahlung und 4,4 Prozent mehr Geld angeboten. Die VC hatte in fünf Jahresschritten mehr als 20 Prozent verlangt.

Der frühere Präsident der Europa-Universität Viadrina, Gunter Pleuger, hat zwischen der Lufthansa und den Piloten vermittelt.
Der frühere Präsident der Europa-Universität Viadrina, Gunter Pleuger, hat zwischen der Lufthansa und den Piloten vermittelt. © dpa | Patrick Pleul

Kurz vor Ende des Schlichtungsverfahrens hatte Lufthansa die Piloten vor einem zu hohen Abschluss gewarnt. Zusätzliche Millionenkosten könnten dazu führen, dass Investitionen für neue Flugzeuge in andere Teilgesellschaften des Konzerns gelenkt würden, hatte Vorstandsmitglied Harry Hohmeister gesagt.

Lufthansa will Flugzeuge mit billigeren Piloten betreiben

Lufthansa denke auch über die Gründung einer neuen Airline nach, die Strecken von der Lufthansa-Mutter übernehmen könne. Die VC sah in den Äußerungen einen Einschüchterungsversuch gegen den Schlichter.

Der umstrittene Konzerntarifvertrag (KTV) sieht vor, dass Flugzeuge der Marke Lufthansa nahezu ausschließlich von Piloten geflogen werden dürfen, die nach dem KTV beschäftigt werden. Lufthansa sucht daher nach Wegen, Flugzeuge mit billigeren Piloten betreiben zu können. Im Konzern sind die KTV-Piloten bereits in der Minderheit. Bei allen Töchtern wie Swiss, Austrian, Brussels und Eurowings wird weniger gezahlt. (dpa)