Berlin. Trotz vieler Schwierigkeiten im Konzern wird der Aufsichtsrat wohl weiter auf Rüdiger Grube setzen. Pofalla ist als Nachfolger bereit.

Die Deutsche Bahn wird wohl weiterhin von Rüdiger Grube geführt. An diesem Montag dürfte der Aufsichtsrat des Konzerns seinen zum Jahresende auslaufenden Vertrag verlängern. Über die üblichen fünf Jahre wird der neue Kontrakt allerdings nicht laufen. Offen ist, ob Grube zwei oder drei Jahre lang weitermachen darf. ,,Ich klebe nicht an meinem Job“, hat der gebürtige Hamburger oft genug gesagt. Sein Wunsch wäre ein Abschied Ende 2019, nach zehn Jahren als oberster Bahner.

Die Bundesregierung hat die Entscheidung lange offengehalten, weil die Unzufriedenheit mit der geschäftlichen Entwicklung der Bahn groß war. Vor allem der happige Verlust 2015 von über einer Milliarde Euro missfiel dem Aufsichtsrat. So knüpfte Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) eine Vertragsverlängerung noch im Sommer an Bedingungen. Die Bahn müsse wieder Gewinne erzielen, die Digitalisierung vorantreiben und pünktlicher werden. Diese Vorgaben konnte Grube weitgehend erfüllen. „Wir haben die Trendwende geschafft“, sagt der 65-Jährige.

79 Prozent der Züge sind pünktlich

1,8 Milliarden Euro blieben vor dem Abzug von Zinsen und Steuern im vergangenen Jahr in der Konzernkasse hängen. Im Jahresdurchschnitt kamen 79 Prozent der Züge pünktlich an, womit das Ziel von 80 Prozent nur knapp verfehlt wurde. Und seit Jahresbeginn funktioniert das Wlan auch in der zweiten Klasse. Zudem will das Unternehmen mit neuen digitalen Verkehrsangeboten weitere Märkte erobern, vom autonom fahrenden Bus bis hin zu Tür-zu-Tür-Transporten.

Auch ohne diese Fortschritte wäre der frühere Daimler-Manager wohl länger auf dem Vorstandsposten geblieben. Denn im Wahljahr 2017 wäre der Bundesregierung eine Diskussion um die Nachfolgeregelung unangenehm. Denn als potenzieller Vorstandschef nach der Ära Grube gilt längst Ronald Pofalla, der ehemalige Chef des Bundeskanzleramtes.

Personalabsprache in der großen Koalition

Ronald Pofalla gilt als Favorit auf die Nachfolge von Rüdiger Grube.
Ronald Pofalla gilt als Favorit auf die Nachfolge von Rüdiger Grube. © dpa | Soeren Stache

Im Dezember 2013 schied er dort aus und zog am 1. Januar 2015 in den Bahntower ein. Im DB-Vorstand ist er unter anderem für die politische Kontaktpflege verantwortlich. Nach der Bundestagswahl stünde einer Inthronisierung des CDU-Politikers nichts mehr im Wege. Denn aus der großen Koalition ist von einer Absprache zwischen Union und SPD zu hören. Danach durften die Sozialdemokraten den Chefposten bei der Bundesarbeitsagentur neu besetzen, die Union den bei der Bahn.

Egal, wer die Bahn führt, es bleibt ein schwieriger Job. Die Konkurrenz der Fernbusse setzt den Fernverkehr auf der Schiene unter Druck. Zwar verzeichnet die Bahn auf den langen Strecken immer neue Fahrgastrekorde. Doch Sparpreise und Sonderaktionen drücken den Ertrag. Es fehlen auch immer noch Züge und das Netz ist in Teilen noch immer sanierungsbedürftig.

Die fetten Jahre sind vorbei

Im Nahverkehr sind die fetten Jahre, als langfristige Verkehrsaufträge noch freihändig vergeben wurden, schon länger vorbei. Heute werden die Transportleistungen ausgeschrieben und die Bahn muss sich mit Wettbewerbern messen, die unter anderem aufgrund geringerer Löhne ihre Arbeit günstiger anbieten können.

ICE 4 soll neues Flagschiff der Bahn werden

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    Größtes Sorgenkind ist jedoch der Gütertransport, der 2015 tief in die roten Zahlen rutschte. Immerhin hat es Grube geschafft, den Konzern auf einen Modernisierungskurs zu leiten und damit endgültig Abschied von der Sparbahn zu nehmen, mit der sein Vorgänger Hartmut Mehdorn den Konzern auf Börsenkurs bringen wollte.

    Großstädte erhalten bessere Verbindungen

    Erste Erfolge der Milliardeninvestitionen werden nun sichtbar. Mit dem neuen ICE 4 wird in den nächsten Monaten und Jahren ein effizientes Flaggschiff auf die Gleise gesetzt. Bis 2030 sollen die meisten Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern wieder ins Fernverkehrsnetz eingebunden werden.

    Die Vorgaben der Politik haben sich offenkundig grundlegend geändert. Nicht Gewinn allein sei mehr entscheidend, sagte Dobrindt im Sommer. Die Bahn solle den Bürgern vor allem eine gute Verkehrsleistung anbieten.