Berlin. Elon Musk will mit Elektroautos und Raketentechnik die Menschheit voran bringen. Nun investiert der Paypal-Gründer in Deutschland.

Für eine Gruppe deutscher Studenten geht an diesem Wochenende ein Traum in Erfüllung: In Los Angeles wollen sie dem Milliardär, Unternehmer und Erfinder Elon Musk in einem Wettbewerb beweisen, dass ihre an der Technischen Universität München gebaute Kabinenkapsel die beste Lösung für Musks „Hyperloop“-Projekt ist – eine Unterdruckröhre, durch die Passagiere mit Schallgeschwindigkeit sausen.

Manchmal können sie es selbst noch kaum glauben, dass Musk sie tatsächlich eingeladen hat. „Wir sind jetzt wirklich hier in L.A. und bereiten unsere Kapsel dafür vor, durch die Teströhre geschossen zu werden“, freut sich Thomas Ruck, Student der Luft- und Raumfahrt. Er wollte unbedingt dabei sein.

In fünf Jahren soll Rohrpost für Menschen funktionieren

Wenn es nach Elon Musk geht, werden in Zukunft viele Menschen mit Flugzeuggeschwindigkeit durch ein Rohr reisen. In fünf Jahren soll sein „Hyperloop“ den ersten Passagier transportieren. Eine Rohrpost für Menschen. Wissenschaftler auf der ganzen Welt sollten Transportkapseln erfinden.

Die Studenten Nikolas Pflueger (l-r), Maximilian Springer, Daniel Eiringhaus und Johannes Gutsmiedl, bei der Entwicklung der Kapsel für Hyperloop.
Die Studenten Nikolas Pflueger (l-r), Maximilian Springer, Daniel Eiringhaus und Johannes Gutsmiedl, bei der Entwicklung der Kapsel für Hyperloop. © dpa | Andreas Heddergott

Nun sind 27 Teams nach Kalifornien gereist, und die Münchner sind mit ihrem futuristischen Prototypen dabei. 350.000 Euro hat die weiß-blaue Kapsel gekostet, die ein bisschen aussieht wie eine Rennbob. Sponsoren dafür haben die Studenten selbst gefunden, unter anderem den Airbus-Konzern. Die ersten Tests auf dem Gelände von SpaceX, der Raumfahrtfirma von Elon Musk, absolvieren sie selbstbewusst.

Der Dummy trägt Lederhose

Die Teströhre ist nur eine Meile lang, statt Schallgeschwindigkeit werden im Wettbewerb nur 350 Kilometer pro Stunde angepeilt. Im Prototyp sitzt erst mal ein Dummy – bei den Studenten aus Bayern natürlich in Lederhose. Im November schon haben sie ihre Kapsel in München in Einzelteile zerlegt und per Luftfracht und Schiff nach Kalifornien geschickt.

„Bevor wir in die Röhre dürfen, müssen wir ganze 104 Anforderungen erfüllen, da geht es vor allem um Sicherheit“, sagt Thomas Ruck. Auch die Konkurrenz ist nicht ohne. In der Box nebenan schraubt das Team des Massachusetts Institute of Technology (MIT) an seinem Prototypen. Das MIT gilt als beste technische Uni der Welt.

Musk gilt als innovativster Unternehmer des Silicon Valley

Ein Wettbewerb der schlausten Köpfe für seine Vision: Das ist nach dem Geschmack von Elon Musk, dem innovativsten Unternehmer im kalifornischen Silicon Valley. Der 45-Jährige ist Geschäftsführer von SpaceX, einem Raumfahrtunternehmen, und von Tesla Motors, das sein Elektroauto Model 3 bald auch auf deutsche Straßen bringen will. Die Ankündigung hat Musks Fangemeinde bereits in Verzückung versetzt.

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Musk will nicht weniger als die Menschheit retten – mit sauberer Energie. „Nachhaltige Energiegewinnung ist die größte Herausforderung für die Menschheit in diesem Jahrhundert“, sagt er. Mit seiner Firma Tesla wettet er auf das Gelingen der Energiewende.

Tesla ist für Musk mehr als ein Autoproduzent

Er will Elektroautos massentauglich machen. Tesla ist für ihn deshalb viel mehr als nur ein Autohersteller. Die Firma produziert auch Batterien. Musk will auf jedem Kontinent Batterie-Fabriken bauen. Die erste entsteht gerade in Nevada, im Süden der Vereinigten Staaten. Wenn sie fertiggestellt ist, soll sie die weltweite Produktionskapazität an Lithium-Ionen-Batterien verdoppeln.

Aber das ist längst noch nicht alles: Ende 2016 hat Tesla den Solarpanel-Hersteller Solar City übernommen. Für emissionsfreie Fortbewegung sollen seine Kunden in Zukunft mit den Panels von Solar City Strom erzeugen, der anschließend in Tesla-Akkus fließt – und von dort in das neuste Tesla-Auto.

Sein Unternehmen PayPal verschaffte Musk das Kapital für SpaceX

Eine Rakete vom Typ Falcon 9 beim Start. Das besondere an der Rakete: sie kann auf der Erde landen und wiederverwendet werden.
Eine Rakete vom Typ Falcon 9 beim Start. Das besondere an der Rakete: sie kann auf der Erde landen und wiederverwendet werden. © dpa | hpl

Das Startkapital für seine Visionen verdiente sich Musk kurz nach der Jahrtausendwende. Er stieg in die Entwicklung des Online-Bezahldienstes Paypal ein. Anders als viele Internetfirmen überlebte Paypal den Dotcom-Crash im Jahr 2000. Zwei Jahre später kaufte Ebay die Firma auf, und Musk erhielt angeblich 180 Millionen Dollar. Er hätte sich ausruhen können. Doch kurze Zeit später gründet er SpaceX, dann Tesla und investiert seinen gesamten Erlös. „Danach musste ich mir Geld für meine Miete leihen“, sagt er. Musks Traum von der elektromobilen Welt hängt jetzt an dem Mittelklassewagen, mit dem Tesla den Massenmarkt erobern will.

„Mit dem Model 3 muss Tesla Geld verdienen“, sagt Stefan Bratzel vom Center of Automotive Research in Bergisch Gladbach. Ohne ein funktionierendes Geschäftsmodell kann auch der Visionär Musk nicht überleben. 500.000 Elektroautos will er im Jahr 2018 produzieren. Eine Million sollten es zwei Jahre später sein. Ein ambitionierter Plan: Aktuell produziert seine Firma nur rund 84.000 Wagen pro Jahr.

Ein Unternehmen aus der Eifel soll Tesla auf die Räder helfen

Damit sein Plan aufgeht, braucht Tesla Hilfe. Die kommt von der Firma Grohmann Engineering aus der Eifel. Tesla hat den Anlagenbauer Anfang November gekauft. Die Automatisierungsspezialisten aus Prüm sollen für Tesla automatisierte Werke entwickeln.

Ziel seien „die fortschrittlichsten Fabriken der Welt“, wie Firmengründer Klaus Grohmann sagt. Der Standort in der Eifel soll zudem die Basis für die Expansion nach Europa werden. In den kommenden zwei Jahren will Tesla in Prüm 350 Mitarbeiter einstellen, deutschlandweit sollen es 1000 neue Stellen werden.

Die Autobauer-Konkurrenz aus Deutschland beobachtet Teslas Fahrversuche

Die deutschen Autofirmen, von denen bislang auch einige mithilfe von Grohmann Engineering produziert haben, beobachteten intensiv jeden Schritt von Tesla, sagt Autoexperte Bratzel. Bislang sei Tesla lediglich ein „Stachel im Fleisch“ der deutschen Hersteller. Doch wenn Teslas Model 3 in Deutschland angenommen werde, bringe das die deutschen Hersteller in Bedrängnis. Auch Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX drohte immer wieder, ein finanzielles Himmelfahrtskommando zu werden. Zuletzt explodierte eine ­SpaceX-Rakete auf der Startrampe in Cape Canaveral in Florida. Doch auch Musks Erfolge sind beachtlich. Die Internationale Raumstation beliefert SpaceX seit Jahren mit Nachschub. Bald will der Raumfahrt-Unternehmer gemeinsam mit der NASA Menschen ins All transportieren.

Raketen-Mann Elon Musk braucht immer das nächste große Ziel. Schon plant er eine Mars-Mission. Der amerikanische Fernsehkomiker Stephen Colbert witzelte kürzlich, Musk wolle damit in Wahrheit nur ein Ziel verfolgen: den neuen US-Präsidenten Donald Trump auf den Mars zu schießen.