Prag/Neckarsulm. In Tschechien haben sich Rassisten auf einen Lidl-Prospekt eingeschossen. Lidl zeigt darin ein schwarzes Model. Und reagiert gelassen.

Eine Sweatjacke, die bei Lidl in Deutschland in der kommenden Woche für 12,99 Euro erhältlich sein wird, hat in Tschechien eine große Debatte ausgelöst: Dort ist die Jacke schon am Donnerstag in den Handel gekommen – und wird im Werbeprospekt von einem schwarzen Model getragen. Manche Tschechen scheint das zu überfordern.

Ein Prager Funktionär der rechtspopulistischen Parte „Freiheit und direkte Demokratie“ war einer der ersten, der Lidl angriff. Noch im alten Jahr hatte er einen Screenshot des bereits online verfügbaren Prospekts gepostet, wie iDnez.cz berichtete . In tschechischen Prospekten könne man tschechische Models erwarten, nicht aber den Import von Multikulti, schrieb er. Lidl antwortete tags darauf, Tschechien sei Teil Europas, es gebe viele Nationalitäten und Hautfarben. Man erachte die Auswahl der Models in den Prospekten für genau richtig. Dem Funktionär wünschte Lidl noch „ein schönes Jahr ohne unnötige Sorgen und Probleme.“

Merkel für manche Tschechen auch am Prospekt schuld

Ein Funktionär der rechtspopulistischen Parte „Freiheit und direkte Demokratie“ schob die Empörungswelle mit seinem Posting an.
Ein Funktionär der rechtspopulistischen Parte „Freiheit und direkte Demokratie“ schob die Empörungswelle mit seinem Posting an. © Screenshot Facebook | Screenshot Facebook

Das Thema war damit aber noch nicht vorbei. In der Folge folgte eine Welle ähnlicher Postings anderer Nutzer. Sie gingen bis zum Vorwurf, Lidl beteilige sich an der „Auslöschung der weißen Rasse“. Einige erklärten den Lidl-Prospekt zu einem Versuch Merkel-Deutschlands, die Tschechen umzuerziehen. In Tschechien ist das politische Klima aufgeheizt. Präsident Milos Zeman hatte sogar das Volk zur Bewaffnung aufgerufen, weil dem Land höchste Gefahr durch Illegale drohe. In Tschechien gibt es allerdings kaum Migranten.

Nutzer sahen auch eine Verschwörung und posteten Fotos aus Prospekten in anderen Ländern Europas, auf denen das schwarze Model nicht zu sehen ist. Ein schwarzer Mann ist allerdings im polnischen Prospekt ebenso zu sehen wie im slowakischen. In Polen, wo das politische Klima ähnlich rau ist wie in Tschechien, ist aber niemand auf die Idee gekommen, einen Empörungssturm zu inszenieren. Die Aufregung beschränkt sich auf Tschechien. Und vielen Tschechen ist das sichtbar peinlich. Lidl spricht davon, dass es in der Vergangenheit zwar immer mal wieder rassistisch motivierte Beschwerden gegeben habe, aber nie so einen Sturm.

Zuspruch hat Oberhand gewonnen

Zwischen den Anfeindungen und Boykottaufrufen auf der Facebookseite überwiegt unter den Nachrichten inzwischen das Unverständnis über die Aufregung im Jahr 2017. Lidl erhält in der Mehrzahl Zuspruch. Kunden erklären, nun erst Recht zu Lidl einkaufen zu gehen. Inzwischen solidarisieren sich auch Firmen und nehmen bewusst auf Lidl Bezug: ein Schönheitstudio ebenso wie der Hersteller eines Apfelweins.

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Nutzer machen sich lustig

Nutzer machen sich auch mit diversen Motiven über den Rassismus lustig. Einer postete eine Montage eines Lidl-Katalogs mit einem Ku-Klux-Klan-Mantel. Leider könnten „echte Tschechen“ den dann aber nicht erwerben: Sie dürften bei ausländischen Firmen keine günstigen Angebote in Anspruch nehmen. (law)

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