Heidelberg. Der Ausbau der Energienetze in Deutschland hat Folgen für Kunden: Er schlägt sich immer mehr in regionalen Preisunterschieden nieder.

Der Unterschied bei den Strompreisen für die Verbraucher in Ost- und Westdeutschland wird größer. Um rund 50 Prozent haben sich im vergangenen Jahr die Preisdifferenzen zwischen den Versorgungsgebieten erhöht, teilte das Internetportal Verivox am Mittwoch in Heidelberg mit. Eine drei- bis vierköpfige Familie bezahlt demnach in den östlichen Bundesländern bei einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden im Schnitt jährlich 1149 Euro für Strom. Im Westen sind es nur 1104 Euro, also 45 Euro weniger.

Am teuersten ist laut Verivox der Strom in Brandenburg, wo sich die Jahresrechnung für den Musterhaushalt auf 1180 Euro beläuft. In Bremen werden dagegen 1054 Euro fällig, 126 Euro weniger. Ein Jahr zuvor betrug diese Differenz nur 101 Euro, vor zwei Jahren 73 Euro.

Je dünner die Besiedlung, desto teurer der Strom

Ursache der Entwicklung sind vor allem die regional unterschiedlichen Netzentgelte der Übertragungsnetzbetreiber. Ostdeutschland wird von 50Hertz versorgt und muss somit die Investitionen ins dortige Netz mitfinanzieren. Zudem sind die Netzkosten pro Kunde umso höher, je dünner ein Versorgungsgebiet besiedelt ist und je stärker der Betreiber regulierend in das Netz eingreifen muss.

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) will mit einem Gesetz einheitliche Entgelte für alle Übertragungsnetzbetreiber festlegen lassen.
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) will mit einem Gesetz einheitliche Entgelte für alle Übertragungsnetzbetreiber festlegen lassen. © dpa | Michael Kappeler

Diese Kosten decken dabei nicht nur den Bau neuer Leitungen ab. Die Kunden zahlen letztlich auch für Eingriffe der Netzmanager wegen der starken Schwankungen der Wind- und Sonnenstrom-Produktion. Dazu zählt vor allem das kostenpflichtige Abschalten von Windkraftanlagen, wenn die bestehenden Leitungen deren Strom in Hochlast-Phasen nicht mehr transportieren können. Die Kosten dafür wachsen und liegen aktuell bei rund einer Milliarde Euro im Jahr.

Westen wehrt sich gegen neues Gesetz

Die ungleiche Verteilung sorgt auch für politischen Zündstoff. Die Netzentgelte wachsen besonders stark auf dem Land und im Osten – überall dort, wo besonders viele Wind- und Sonnenenergie-Anlagen errichtet und angeschlossen werden müssen. Der Westen dagegen zahlt mit seinem moderneren, engmaschigeren Stromnetz und vergleichsweise weniger Erneuerbaren-Kraftwerken weniger drauf.

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) legte im November einen Gesetzentwurf vor, nach dem für alle Übertragungsnetzbetreiber einheitliche Entgelte festgelegt werden sollen. Dagegen wehren sich Bundesländer im Westen, die mit zusätzlichen Kosten für ihre Wirtschaft und Einwohner rechnen müssten. (dpa)