Frankfurt/Main. Der Preisanstieg verdoppelte sich im Dezember auf 1,7 Prozent. Vor allem Energie und Lebensmittel wurden teurer. Sparer sind Verlierer.

Autofahrer und Hausbesitzer haben den Preissprung längst gespürt. An den Tankstellen kostete der Liter Benzin im Dezember 2016 im Schnitt bereits 1,35 Euro – gut sechs Cent mehr als im Vorjahr. Für Diesel wurden 1,26 Euro je Liter fällig – und damit sogar elf Cent mehr als zwölf Monate zuvor. Auch Heizölkunden mussten tiefer ins Portemonnaie greifen. Der Liter Heizöl kostete im Dezember nach aktuellen Zahlen des Mineralölwirtschaftsverbands 61,80 Cent je Liter bei einer Abnahme von 5000 Litern nach 47,84 Cent im Vorjahr.

Dieser deutliche Anstieg der Mineralölpreise war nicht nur eine der Hauptursachen für die Preisentwicklung, sondern auch mit ausschlaggebend für die Gesamtbilanz im Dezember 2016: Erstmals kletterte die Inflationsrate in Deutschland zum Jahreswechsel wieder deutlich auf 1,7 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in seiner ersten vorläufigen Schätzung bekannt gab. Sie hat sich damit im Vergleich zum Vormonat von 0,8 Prozent mehr als verdoppelt – und stieg damit auf den höchsten Stand seit Juli 2013.

Abkehr von Nullzinspolitik

Dass dieser Entwicklung eine rasche Abkehr von der Nullzinspolitik durch die Europäische Zentralbank (EZB) folgen könnte, sehen Experten jedoch nicht. Für die EZB sind höhere Inflationsraten eher gute Nachrichten. Sie strebt im Währungsraum stabile Preise an. Diese sind nach Definition der Notenbanker bei einem Wert von etwa zwei Prozent erreicht.

Doch davon ist nicht nur der Euro-Raum, sondern auch Deutschland weit entfernt. Für die Bundesrepublik beziffert das Statistische Bundesamt die durchschnittliche Inflationsrate für das Gesamtjahr 2016 auf 0,5 Prozent. Ein Jahr zuvor lag sie bei lediglich 0,3 Prozent – und damit so niedrig wie zuletzt im Jahr der Wirtschaftskrise 2009. Auch im Euro-Raum wird für Dezember nur ein Preisanstieg auf 1,0 von 0,6 Prozent im Vormonat erwartet. Die ersten Schätzungen dazu sollen am heutigen Mittwoch veröffentlicht werden.

Preise könnten anziehen

Im laufenden Jahr könnten die Preise jedoch wieder deutlicher anziehen. Die Bundesregierung und Wirtschaftsweisen prognostizieren zumindest für Deutschland im Jahr 2017 einen Anstieg der Verbraucherpreise auf 1,6 Prozent. Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank Gruppe ist jedenfalls überzeugt: „Die Inflation feiert ein Comeback.“

Im Dezember stiegen neben den Energiekosten auch die Lebensmittelpreise um 2,5 Prozent. Teurer wurden vor allem Butter und andere Milchprodukte. Für Wohnungsmieten mussten die Bundesbürger 1,5 Prozent mehr bezahlen. Ganz unbeachtet lässt die EZB die steigende Inflation jedoch nicht. So reagierten die Notenbanker im Dezember bereits leicht auf die neue Lage.

Experten erwarten Zinserhöhung

Das seit 2015 laufende billionenschwere Anleihekaufprogramm wurde zwar verlängert, aber der monatliche Betrag gekürzt. Dieses Programm dient dazu, dass Banken ihren Kunden mehr Geld verleihen, um die Konjunktur weiter anzukurbeln. Doch grundsätzlich werde sich an der Niedrigzinspolitik erstmal nichts ändern, meint Holger Bahr, Volkswirt der Deka-Bank. „Noch ist die Inflationsrate unter dem Ziel der Europäischen Zentralbank.

Und insoweit erwarten wir auch erst im Jahr 2020 die erste Zinserhöhung.“ Deutsche Staatsanleihen verloren gestern unterdessen deutlich an der Börse. Sie gaben bis zu 2,73 Euro ab, was die Rendite aller umlaufenden Bundesanleihen aus dem Minus- und Nullbereich trieb und bei 0,06 Prozent landen ließ. Dass sich der Zins leicht nach oben bewegt, aber immer noch sehr niedrig ist, nutzen auch Staaten wie Spanien und Frankreich diese Woche zu ihrer Finanzierung aus.

Zukünftig niedriges Zinsniveau

Sie geben 30 und 50 Jahre laufende Staatsanleihen aus. Dies jedoch als Zeichen einer Zinswende nach oben anzusehen, kommt DZ-Bank-Analyst Albrecht nicht über die Lippen. „Nichtsdestotrotz: Die Staaten haben ein Interesse daran, ihre Refinanzierungskosten niedrig zu halten. Und sie sichern sich damit ein niedriges Zinsniveau für die Zukunft.“ Auch für Bauherren ist Hektik nicht angesagt. Die Zinsen dürften etwas anziehen, blieben aber niedrig, meinen Experten am Markt.

Nach einer Übersicht der FMH-Finanzberatung sind zum Beispiel Hypotheken mit zehnjähriger Zinsbindung seit Oktober vorigen Jahres von 1,0 auf derzeit knapp 1,4 Prozent gestiegen, was aber immer noch deutlich unter den 1,8 Prozent von Mitte 2015 liegt. Richtig gekniffen bleiben Sparer, die ihr Geld auf Spar- oder Tagesgeldkonten haben. Die Verzinsung dort liegt oft weit unter einem Prozent und damit nun deutlich unter der Inflationsrate.

Geld wird weniger wert

Tatsächlich wird unterm Strich ihr Geld damit schleichend immer weniger wert. Die steigende Inflationsrate könnte sich auch negativ auf die Konjunktur auswirken: „Wer mehr für Benzin und Haushaltsenergie ausgeben muss, dem sitzt das Geld für andere Dinge eben nicht mehr so locker“, sagte Jens Kramer von der NordLB. In den vergangenen Jahren war gerade der private Konsum ein starker Wirtschaftsmotor.