Berlin. Nach den Gewalttaten in Deutschland will die Bahn ihre Sicherheitskräfte aufstocken. Auch die Videoüberwachung soll ausgebaut werden.

Nach den jüngsten Gewalttaten in Deutschland will die Deutsche Bahn AG bundesweit 500 neue Sicherheitskräfte einstellen. Das teilte eine Sprecherin des Konzerns am Mittwoch unserer Redaktion mit. Die Sicherheitskräfte sollen in den kommenden Jahren sowohl in Zügen als Begleitpersonal als auch in Bahnhöfen eingesetzt werden. Ein konkreter Zeitplan dazu liege noch nicht vor.

Bahnchef Rüdiger Grube hatte zuvor bei der Halbjahrespressekonferenz des Unternehmens in Berlin angekündigt, es würden nicht nur neue Stellen bei der DB Sicherheit geschafft. Geplant sei auch, die Ausbildung und Qualifizierung des Sicherheitspersonals zu verbessern.

Auch Videoüberwachung wird ausgebaut

Derzeit sind etwa 3700 Bahn-Sicherheitsleute und 5000 Beamte der Bundespolizei in Bahnhöfen und Zügen im Einsatz. Nach den Anschlägen von Würzburg und Ansbach sowie dem Amoklauf von München wolle die Bahn noch stärker in den Ausbau der Sicherheit investieren, heißt es aus dem Konzern. Zur Abwehr möglicher Terroranschläge habe die Bahn zusammen mit dem Bundesinnenministerium im vergangenen Jahr bereits einen Ausbau der Videoüberwachung beschlossen. Bis 2023 sollen dazu rund 85 Millionen Euro investiert werden. Aktuell sind an etwa 700 der meistgenutzten Bahnhöfe rund 5000 Kameras installiert, weitere 27.000 Kameras befinden sich bundesweit in jenen Regionalzügen und S-Bahnen, die von der DB betrieben werden.

Bahn-Chef Rüdiger Grube bei der Präsentation der Halbjahresbilanz.
Bahn-Chef Rüdiger Grube bei der Präsentation der Halbjahresbilanz. © dpa | Soeren Stache

Bei täglich 7,4 Millionen Fahrgästen in Bussen und Bahnen der Deutschen Bahn registrierte die Bundespolizei 2015 etwa 12.500 Körperverletzungsdelikte in Bahnhöfen und Zügen. Das sind zwar 1.100 weniger als im Vorjahr, allerdings habe die sei Qualität der Delikte deutlich zugenommen, wie ein Sprecher der Bundespolizeidirektion Sankt Augustin unterstrich. „Heute wird oftmals nicht nur ‘einfach geschubst oder geschlagen’, sondern die Hemmschwelle beispielsweise auch brutal Nachzutreten, ist deutlich gesunken“, sagte er und berichtete auch von zunehmend mangelnden Respekt gegenüber Polizeibeamten.

Immer mehr Bahnmitarbeiter werden angegriffen

Das gilt auch für Sicherheitskräfte der Bahn: Allein im ersten Halbjahr 2016 sind bundesweit 950 DB-Mitarbeiter angegriffen worden, zehn Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2015. Bereits seit Februar setzt die Bahn deshalb erste sogenannte Körperkameras (Bodycams) ein. Das sind Kameras, die DB-Sicherheitskräfte auf Brusthöhe tragen. Sie sind mit einem Monitor verbunden, über den sich Angreifer sehen. Das soll deeskalierend wirken. Die Körperkameras kommen derzeit ausschließlich in Berlin zum Einsatz. Nach Abschluss des Pilotprojekts in der Bundeshauptstadt könnten sie auch in NRW eingesetzt werden.

Gewinn steigt im Vergleich mit 2015 um 13,1 Prozent

Der Gewinn vor Zinsen und Steuern ohne Sonderfaktoren (Ebit bereinigt) lag nach Unternehmensangaben bei 1,007 Milliarden Euro, das sind 117 Millionen Euro oder 13,1 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz stieg geringfügig um 0,2 Prozent auf 20,03 Milliarden Euro, wie der bundeseigene Konzern mitteilte.

Im Fernverkehr mit ICE und Intercity stieg die Zahl der Fahrten um 10,6 Prozent auf 66,7 Millionen. Bahnchef Grube sprach von „ersten wirtschaftlichen Erfolgen“ des vor einem Jahr begonnenen Konzernumbaus. Zur Rekord-Fahrtenzahl trug nach Bahnangaben bei, dass seit dem Winter die Neubaustrecke Erfurt-Halle/Leipzig in Betrieb ist. Zudem wurden mehr Fahrkarten mit Aktions-Sparpreisen angeboten. (mit dpa)