Köln. Eine Studie zeigt, wie groß die Ungleichheit in Deutschland wirklich ist. Die Zahlen lassen am Armuts- und Reichtumsbericht zweifeln.

Einer aktuellen Studie zufolge geht die Schere zwischen Arm und Reich auch in Deutschland immer stärker auseinander. Wie eine Datenerhebung der Unternehmensberatung Kienbaum ergab, sind die Einkommen von Geschäftsführern und Vorständen von 1997 bis 2014 durchschnittlich um bis zu 59 Prozent gestiegen. Im gleichen Zeitraum musste sich der deutsche Durchschnittsverdiener lediglich mit einem Lohnzuwachs von 15 Prozent begnügen. Noch deutlicher wiegt der Unterschied bei den DAX-Vorständen: Dort stiegen die Einkommen sogar durchschnittlich um 186 Prozent.

Im Vergleich zu offiziellen Statistiken weichen die vom ARD-Magazin „Monitor“ veröffentlichten Daten, bei der die Spitzengehälter von 1300 Unternehmen miteinander verglichen wurden, deutlich ab. Das einflussreiche sozioökonomische Panel (SOEP) – dessen Daten die Grundlage für den Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung sind – berechnete, dass Topverdiener 2013 nur rund 200.000 Euro Brutto verdient hätten. Das mittlere Einkommen der Spitzenverdiener betrug laut der Kienbaum-Studie im Jahr 2013 dagegen rund 500.000 Euro – ein Unterschied von 300.000 Euro.

Bundesarbeitsministerium will Statistiken verbessern

Zwar war bereits bekannt gewesen, dass die Gehälter von Spitzenverdienern nur ungenügend erfasst werden. Eine solches Ausmaß der Verzerrung überrascht allerdings. Das für den Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung zuständige Bundesarbeitsministerium teilte gegenüber „Monitor“ mit, dass man „Neuerungen im Bereich der statistischen Berichterstattung zu Reichtum in Deutschland“ künftig aufnehmen wolle.

„Man sieht hier, die Schere zwischen Arm und Reich hat sich weiter geöffnet als es in den bisherigen Statistiken abgebildet wird", sagt der Ökonom Prof. Peter Bofinger, der die Zahlen für äußerst relevant hält. Auch angesichts der neuen Zahlen fordert der Wirtschaftsweise, die Steuern für hohe Einkommen zu erhöhen. „Aus meiner Sicht würde es naheliegen, wieder zu den Steuersätzen zurückzukehren, die wir in den 90er Jahren hatten. Und das war ein Spitzensteuersatz in der Einkommenssteuer von 53 Prozent.“ (bk)

Mehr zum Thema: Donnerstag, 14. Juli, ARD-Magazin „Monitor“, 21.45 Uhr