Washington/Wolfsburg. Auf den letzten Drücker hat Volkswagen in den USA Vorschläge zur Beseitigung von Manipulations-Software in Diesel-Autos vorgelegt.

Volkswagen hat in den USA kurz vor Ablauf eines Ultimatums erste Vorschläge zur Bewältigung des Abgas-Skandals eingereicht. VW habe einen Rückrufplan für die rund 480.000 von der Affäre um manipulierte Messwerte bei Emissionstests betroffenen Fahrzeuge der Modelljahre 2009 bis 2015 mit 2,0-Liter-Motoren vorgelegt, teilten die US-Umweltbehörden EPA und CARB in der Nacht auf Samstag mit. Details wurden zunächst nicht bekannt.

Die Aufseher haben nun bis zu 20 Geschäftstage Zeit, die Vorschläge zu prüfen. Sie hatten den Wolfsburgern eine Frist bis Mitternacht (Ortszeit) gesetzt. VW hat zum Zeitplan des Rückrufs bislang nur vage Angaben gemacht. VW-USA-Chef Michael Horn hatte bei einer Kongressanhörung am 8. Oktober gesagt, es werde wohl mehrere Jahre dauern, bis die komplizierte Aktion abgeschlossen sei. VW teilte mit, weiterhin voll und ganz mit den Behörden zu kooperieren.

Offenbar weitere 75.000 Autos in VW-Affäre betroffen

Zuvor gab es in der Abgas-Affäre neue Hiobsbotschaften. Weitere rund 75.000 Autos sind ins Visier der US-Aufseher geraten. Vertreter des Konzerns hätten bei einem Treffen am Donnerstag eingeräumt, dass sämtliche Diesel-Fahrzeuge der Marken VW und Audi mit 3,0-Liter-Motoren aus den Modelljahren 2009 bis 2016 mit einer verdächtigen Software ausgestattet seien, teilten EPA und CARB mit.

Bei den betroffenen Fahrzeugen handelt es sich der EPA zufolge um den Volkswagen Touareg und den Porsche Cayenne sowie um verschiedene Luxusmodelle von Audi. Bereits am 2. November hatten die Umweltbehörden VW und die Konzerntöchter mit einem entsprechenden Verdacht konfrontiert. Bislang war in diesem Fall aber nur wegen etwa 10.000 Wagen der Baujahre 2014 bis 2016 ermittelt worden. VW hat bislang stets abgestritten, dass die Software, um die es bei den 3,0-Liter-Modellen geht, ein Schummelprogramm ist.

VW muss wegen Kosten im Abgas-Skandal Investitionen kürzen

Fest steht: CARB-Testergebnisse zeigten, dass Abgaswerte auf dem Prüfstand auch hier deutlich geringer ausfielen als im Normalbetrieb. Ein Sprecher erklärte aber, bislang könne noch nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob das – wie bei den 2,0-Liter-Diesel-Modellen – an einer absichtlichen Manipulation liege. Ein Schuldgeständnis von VW liege bislang nicht vor. Auf jeden Fall habe es der Konzern aber versäumt, den US-Behörden den Einbau der strittigen Software vorschriftsgemäß zu melden und müsse nun mit Konsequenzen rechnen.

Obwohl das ganze Ausmaß noch nicht abzusehen ist, kommt Volkswagen der Abgas-Skandal bereits teuer zu stehen. Angesichts der immensen Kosten muss der Konzern seine Investitionen kürzen - wenngleich VW-Chef Matthias Müller am Freitag klarmachte, dass vorerst keine massiven Einschnitte geplant seien.

Der Konzern wolle nicht auf Kosten der Zukunft sparen, sagte Müller nach einer Aufsichtsratssitzung in Wolfsburg. Zugleich betonte er: „Wir fahren in den kommenden Monaten auf Sicht.“ Man werde in den nächsten Wochen weitere Ausgaben überprüfen und gegebenenfalls auch streichen oder strecken. In der Abgas-Affäre drohen Milliardenkosten.

Für das kommende Jahr will VW die Sachinvestitionen auf maximal zwölf Milliarden Euro begrenzen. Das sei etwa eine Milliarde Euro weniger als im Durchschnitt der vergangenen Jahre. Müller sagte, VW wolle sich auf die Technologien der Zukunft konzentrieren - das sind die Elektromobilität und die Digitalisierung der Branche mit immer mehr Internet im Auto. (dpa)