Berlin. Die ARD schaufelt für „Helene Fischer – Ihre neuen Songs“ zwei Stunden zur besten Sendezeit frei – und promotet damit die Sängerin.
Auf diesen Auftritt hätte Helene Fischer im Nachhinein wohl am liebsten verzichtet. Bei ihrer Halbzeitshow beim DFB-Pokalfinale in Berlin wurde sie gnadenlos ausgepfiffen. Doch die erfolgsverwöhnte Sängerin kann auch einstecken. „Da muss ein Musiker vielleicht auch mal durch,“ sagte sie anschließend. Und weiter lief ihre Maschinerie, mit der sie ihr neues, nach ihr selbst benanntes Album promotet. Und das bedeutet: Helene Fischer auf allen Kanälen.
Auch die ARD macht willig mit: Am heutigen Donnerstag schaufelt das Erste zur besten Sendezeit fast zwei Stunden für die 32-Jährige frei und zeigt unter dem Titel „Helene Fischer – Ihre neuen Songs“ (20.15 Uhr) einen Konzertmitschnitt aus München. Der Auftritt war das offizielle Konzert zur Albumveröffentlichung. Es fand am 24. Mai vor etwa 800 Zuschauern statt, im „kleinen, intimen Rahmen“, wie es hieß. Die Veranstaltung war nach wenigen Minuten ausverkauft, und diese Fans pfiffen garantiert nicht.
Magischen Einschaltquoten kann sich der Sender nicht entziehen
Die Frage, ob man ihr im gebührenfinanzierten Fernsehen eine solche Werbeplattform bieten muss, steht aber natürlich im Raum. Doch den magischen Einschaltquoten, die die Entertainerin garantiert, kann sich das Erste eben nicht entziehen.
„Sicherlich polarisiert Helene Fischer“, sagt ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber dieser Redaktion. Die Entscheidung zur Ausstrahlung des Konzerts sei aufgrund der Chart-Platzierung Fischers und dem Erfolg bisheriger Sendungen mit ihr gefallen.
Fischer ist dauerpräsent – überreizt sie ihre Popularität?
Dennoch: Die Zeiten wie zum berühmten Bauchfrei-Auftritt bei der WM-Feier am Brandenburger Tor, als Deutschland einig Helene-Fischer-Land war, sind vorbei. „Verscherzt sie es sich durch ihre Überpräsenz mit den Fans?“, fragten mehrere Medien besorgt
Seit es darum geht, das neue Album zu verkaufen, ist die Entertainerin manchen zu allgegenwärtig. Im Ersten, wo Fischer sogar in Til Schweigers „Tatort“ mitwirken durfte, trat sie im Begleitprogramm zum Eurovision Song Contest auf, und in der NDR-Talkshow plauderte sie mit Barbara Schöneberger in einem „Helene Fischer Spezial“. Außerdem gastierte sie bei Carmen Nebel im ZDF und im Finale von Heidi Klums „Germany’s Next Topmodel“ auf ProSieben.
Helene Fischer – Liebling der Fans
Das neue Album katapultierte sich sofort an die Spitze der Charts
In Thomas Gottschalks RTL-Show „Mensch, Gottschalk“ kämpfte sie im Gespräch über die Pokalpleite tapfer mit den Tränen. Die Ausstrahlung des Münchner Konzerts nun ist ein Höhepunkt von Helene Fischers Getingel. Er soll nicht nur Lust aufs Album machen, sondern auch auf die Hallentour ab September. Am 26. und 27. September sowie am 1. Oktober tritt sie in der Dortmunder Westfalenhalle auf.
Fischers Marketingstrategie jedenfalls geht auf. Ihr neues Album katapultierte sich sofort an die Spitze der Charts, legte mit 300.000 verkauften Exemplaren die erfolgreichste Startwoche seit Herbert Grönemeyers „Mensch“ vor 15 Jahren hin. In der zweiten Woche wurde sie allerdings von den Brachial-Rockern von Rammstein auf Platz zwei verdrängt. Mit denen hat sie eines gemeinsam: Bei den Shows sowohl der Rockband als auch der Schlagersängerin wird an nichts gespart. Auch bei dem heute gezeigten Konzert ist „klein“ ein sehr relativer Begriff.
Sendetermin: Donnerstag, 8. Juni, 20.15 Uhr, ARD