Berlin . Als „Der große Blonde“ wurde Pierre Richard berühmt. Nun spielt er in „Monsieur Pierre geht online“. Ein Gespräch über das Internet.

Ein Herz für die Komödie hatte Pierre Richard schon als junger Schauspieler, doch mehr als kleinere Rollen in Kabaretts und Nebenrollen in Filmen waren ihm nicht vergönnt. Doch das sollte sich ändern: 1972 feierte der französische Schauspieler als charmanter Tollpatsch in „Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh“ internationale Erfolge. Auch in „Monsieur Pierre geht online“ (ab 22. Juni im Kino) findet sich der 82-Jährige in absurden Situationen wieder.

Früher hat man Sie in Action-Komödien gesehen. Ihr neuer Film, der sich mit dem Internet befasst, hat damit wenig zu tun. Bedauern Sie das?

Pierre Richard: Ich wäre heute einfach zu alt und gebrechlich, um mich von einer Regenrinne abzuseilen. Mal ehrlich, wer würde mir das denn glauben? Heute sind andere Fertigkeiten gefragt, und diese fantastische Rolle kommt mir dabei entgegen. Ich mag diesen Alten, der nur grummelt und sich beschwert und die Jungen emotional so manipuliert und erpresst, dass sie nach seiner Pfeife tanzen.

Wirken sich die Kontaktmöglichkeiten über die sozialen Medien positiv auf das Leben älterer Menschen aus?

Richard: Sie können positive oder negative Effekte haben. Meine Enkelin hat 300 Freunde, ich habe nicht mal drei. Ich habe viele Kumpel. Wenn sie uns einen neuen Verehrer vorstellt, hat sie ihn im Netz kennengelernt. Das ist ein Vorteil. Andererseits hasse ich die Abgründe des Netzes. Ich möchte nicht, dass irgendjemand weiß, wo ich bin. Jeder kann falsche Nachrichten verbreiten. Mir wurden etliche Kinder in Russland angedichtet. Dreimal wurde ich bereits für tot erklärt.

Hat sich Ihr Verhalten wegen der Angst vor der ständigen Beobachtung verändert?

Richard: Gewöhnungsbedürftig ist schon, dass man heute ständig auf der Hut sein muss, weil man in jeder Situation fotografiert werden kann.

Würden Sie auch das Internet nutzen, wenn Sie nach einer Frau an Ihrer Seite suchen würden?

Richard: Warum nicht, ein Bekannter in meinem Alter hat hier nochmals sein Glück gefunden. Es ist ja eine hervorragende Möglichkeit, sich auszutauschen, Gemeinsamkeiten zu entdecken und zu sehen, ob man Sympathien füreinander entwickelt. Heute werden viel mehr Menschen Partner suchen als noch vor einigen Jahren. Früher war man mit 55 schon alt, heute ist man mit 70 ein junger Hüpfer. Ältere Menschen können heute alles machen: Reisen, Sex haben, sich neu verlieben. Das Thema war lange ein großes Tabu. Es ist gut, dass darüber gesprochen wird. Und nicht zuletzt brauchen wir für diesen Lebensabschnitt neue Formen des Zusammenlebens.

Für Sie persönlich ist das ja nicht das Thema. Sie sind ja nicht auf der Suche.

Richard: Meine Frau ist Brasilianerin, wir leben in einer großen Familie zusammen. Oft sitzen 18 Menschen zum Essen am Tisch, weniger als fünf sind es nur selten. Manchmal sperre ich mich im Klo ein, um überhaupt alleine sein zu können. Ich habe mich dran gewöhnt, andere Männer hätten längst Reißaus genommen.

Viele sagen allerdings, dass die Romantik im Netz auf der Strecke bleibt?

Richard: Ich glaube kaum. Mich nervt die Technik des Computers, aber warum sollten Liebesschwüre in Mails oder SMS nicht ebenso romantisch sein wie in Briefen? Die Leidenschaft dahinter ist doch dieselbe.