Hamburg. Sänger Helmut Lotti berichtet von seinen gescheiterten Ehen. Zudem erzählt er, warum er bei seinem Comeback kein Toupet mehr trägt.

Und plötzlich war er weg. Lotti hatte genug von Stress und Druck des Musikgeschäfts, wollte einfach Ruhe und Zeit für sich haben. Fast sechs Jahre lang hat sich diese Schaffenspause hingezogen – nun ist der alte Charmeur wieder da, nach dem Comeback-Album folgt die Comeback-Tour. Und doch ist der 47-jährige Belgier nicht mehr jener Schwiegermuttertraum wie vor seiner Auszeit, wie Lotti im Interview erzählt.

„Ungeduldig, leicht gereizt, egozentrisch, ziemlich faul“: So haben Sie mir vor zehn Jahren auf die Frage nach Ihren Schwächen geantwortet – wie hat sich der Mensch Helmut Lotti seither verändert?

Helmut Lotti: Ich bin nicht mehr so egozentrisch. Die drei anderen Eigenschaften hingegen treffen durchaus noch zu.

War dies auch ein Grund für Ihre mehrjährige Auszeit?

Nein, der Grund war, dass der Vertrag mit meiner Plattenfirma damals auslief und es für mich in dem Moment einfach mal reichte. Ich wollte wissen, was es sonst noch gab in meinem Leben und auch darüber nachdenken, wie es kam, dass es bei mir privat immer schief gelaufen ist .

Ist es für Künstler schwieriger, dauerhaft in einer glücklichen Beziehung zu leben?

Das hat nichts damit zu tun – auch wenn ich Müllmann gewesen wäre, wären meine drei Ehen gescheitert. Ich habe einfach immer nur die falschen Entscheidungen getroffen.

Inwiefern falsche Entscheidungen?

Falsch insofern, dass ich eigentlich dreimal von Anfang an wusste, was schief läuft. Doch ich dachte: Ich mache weiter und löse das. Aber wenn es schon an der Basis Sachen gibt, die nicht okay sind – und damit meine ich nicht, dass meine Partnerinnen nicht okay gewesen wären: Es fehlte einfach die Grundlage für eine dauerhafte Beziehung. Und da hätte ich eigentlich gleich sagen sollen: Schluss damit – und das habe ich dreimal nicht gemacht.

Und was haben Sie sonst in diesen Jahren gemacht?

Ich habe ganz viel über mich selbst nachgedacht, und ich wollte auch künstlerisch mal etwas ganz anderes machen – und das habe ich auch, und zwar lokal in Belgien.

Dort haben Sie ein Album auf Niederländisch mit einer Rockband herausgebracht.

Ja, und das hat Spaß gemacht, nur hat es für meine Karriere nichts gebracht. So aber weiß ich jetzt, was für mich möglich und was nicht möglich ist, und ich habe Frieden mit meiner eigenen inneren Unruhe geschlossen und kann mit noch mehr Überzeugung auf die Bühne klettern und meine Sache machen.

Wie haben diese Jahre Sie genau verändert?

Ich glaube, ich habe mich nicht so sehr verändert – und das werden die Menschen auf meiner Tour auch erfahren. Ich bin immer noch der gleiche Helmut.

Das Image des Schmusesängers tragen Sie also nach wie vor mit sich.

Ich weiß nicht, was genau dieses Image bedeuten soll, aber natürlich werde ich Lieder singen, die sich schon früher in meinen Programmen gefunden haben, und im ersten Teil des Abends gibt es wie immer Songs von meinem neuen Album.

Seinerzeit galten Sie als Traum aller Schwiegermütter – und heute?

Wissen Sie, all das habe ich nicht erfunden und ich beschäftige mich nicht mit solchem Blödsinn.

Aber Sie hoffen schon ein bisschen, dass nun vielleicht auch mancher Kritiker Sie aus einem neuen Blickwinkel sehen könnte?

Wenn du ein Image hast, kannst du nicht versuchen, dies zu ändern. Und wer Leute wie Madonna und David Bowie als Beispiel anführt, um zu belegen, dass man sich sehr wohl künstlerisch ändern könne: Das ist Blödsinn. Ihr Image ist doch gerade, dass sie jede Woche etwas anderes machen sollen. Bei mir indes ist es umgekehrt: Mein Image ist, dass ich nichts ändern soll.

Nun, zumindest Ihr äußeres Image haben Sie verändert, indem Sie jetzt auf der Bühne auf Ihr Toupet verzichten.

Ich bin ganz einfach älter geworden, und ich werde es auch nicht mehr verstecken, dass ich älter werde. Ich bin nicht mehr der ideale Schwiegersohn, sondern ich bin ein Sänger. Wenn die Menschen in meine Konzerte kommen, dann sollen sie nicht wegen meines Images kommen, sondern wegen meiner Lieder.

Haben Sie es nie bedauert, so schnell und früh in eine Schublade gepackt worden zu sein?

Ich habe ja immer wieder versucht, die Grenzen auszutesten, auch in den letzten sieben Jahren. Doch heute weiß ich: Wenn ich etwas mache, das das Publikum nicht von mir möchte oder erwartet, dann habe ich kein Publikum – so einfach ist das.

Sie haben mehr als 13 Millionen Alben verkauft – ist Helmut Lotti ein glücklicher Mensch?

Ich glaube nicht, dass ich mir noch mehr erträumen kann als das, was ich schon erlebt habe. Ich habe meinen inneren Frieden gefunden.