Senta Berger gesteht: „Ich empfand mich nie als schön“
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Von Markus Tschiedert
Essen. Neues probieren mit 76: Senta Berger leiht nun einer Trickfigur ihre Stimme. Ein Gespräch über ihre aufregenden Jahre in Hollywood.
Man könnte Senta Berger (76) eine große Filmdiva nennen. 60 Jahre dauert ihre Karriere nun an, sogar in Hollywood hatte sie Erfolg, sie drehte mit Charlton Heston und John Wayne. Ihre Rolle in der TV-Serie „Kir Royal“ ist bis heute Kult. Wenn Diva aber für Allüren steht, trifft der Begriff nicht zu. Die gebürtige Wienerin ist grundfreundlich, besticht durch Charme, Klugheit – und ihr Lachen. Erstmals hat sie nun einer Trickfilmfigur ihre charakteristische Stimme geliehen – die 76-Jährige spricht einen Hasen im Oster-Familienfilm „Die Häschenschule 3D – Jagd nach dem Goldenen Ei“ (aktuell im Kino).
„Die Häschenschule“ basiert auf einem alten Kinderbuch des deutschen Illustrators Fritz Koch-Gotha. Sind Sie damit auch schon groß geworden?
Senta Berger: Während der schlechten Jahre um 1944 war ich noch ganz klein und es gab keine Bücher mehr zu kaufen. Aber mein älterer Cousin Norbert, den ich sehr geliebt habe, weil er so ein fescher Kerl war, hatte mir „Die Häschenschule“ geschenkt.
Wie geht es Ihnen, wenn Sie sich heute Bilder von früher ansehen, aus einer Zeit, als Sie noch eine junge Frau waren?
Berger: Also, ich kann mich gar nicht mehr richtig erinnern. Ich denke, als ich jung und schön war, habe ich mich nicht als schön empfunden. Da sagte ich dann immer gleich: Oh, das ist aber nicht meine gute Seite. Da war ich aber noch ganz jung und dachte, darauf kommt es an. Ja, und später, da sammelte ich Fotos, bis sich andere Prioritäten im Leben einnisteten. Wenn man Kinder hat, ändert sich alles. Ich kann mich wirklich nicht daran erinnern, dass ich dann noch Fotos und Zeitungsartikel gesammelt hätte.
Sie waren eine der wenigen Schauspielerinnen, die es bis nach Hollywood schafften. Wie reflektieren Sie heute diese Zeit?
Berger: Das hatte sich ganz logisch und leicht ergeben. Es gab so viele Zufälle, die sich dann zu einem Schicksal zusammengefügt haben. Damals fand die Berlinale noch im Sommer statt und am Kurfürstendamm gab es ein französisches Restaurant, das nur für Ausländer zugänglich war. Ich hatte zuvor einen Film mit Lex Barker gedreht und er durfte mich als Begleitung mitnehmen, weil er dort mit Shirley MacLaine verabredet war. Sie saß dort mit Lew Wasserman, 1962 einer der größten Agenten der Welt.
Wir kamen ins Gespräch, er sagte: ,You better learn English!‘ Kurze Zeit später empfahl er mich weiter, und ich drehte in Wien einen englischsprachigen Kostümfilm für Disney. Schon damals wurde eine große Publicity-Maschine angeworfen, es wurden Fotos von mir gemacht, die herumgereicht wurden, und schon kam der nächste Film „Die Sieger“, der in London entstand. 1963 ging es dann nach Amerika. Es erschien alles so logisch.
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Das muss doch sehr aufregend gewesen sein.
Berger: Innerlich war ich natürlich fürchterlich aufgeregt und konnte nicht schlafen. Aber ich hatte schon immer ein gutes Urteils- und Unterscheidungsvermögen. Also was ist wichtig und was nicht? Wird ein Film besser, wenn du morgens mit einer Limousine abgeholt wirst? Das hatte mich schon immer sehr beschäftigt, und deshalb bin ich auch am Boden geblieben.
An welchen Hollywoodstar erinnern Sie sich noch besonders gern?
Berger: Sie müssen sich vorstellen, dass die Partner, die ich hatte, wesentlich älter waren und fast alle hätten meine Väter sein können. Kirk Douglas war 49, ich 24. So habe ich mich mit denen gut verstanden, die in meiner Altersklasse waren. Etwa Robert Wagner, der nur zehn Jahre älter als ich war, oder der Sohn von Kirk Douglas, Michael Douglas, der als Regieassistent am Set war.
Haben Sie Kirk Douglas zu seinem 100. Geburtstag im Dezember gratuliert?
Berger: Ja, obwohl ich ihn schon lange nicht mehr gesehen habe. Aber vor etwa acht Jahren traf ich seinen Sohn Michael wieder, der mir sagte: ,Er erzählt immer von dir, wenn ich sage, ich fahre nach Europa.‘