Berlin. Maren Kroymann liefert sich in ihrer neuen Satire-Show bitterböse Schlagabtausche mit Annette Frier. Und singt ein Loblied aufs Altern.

Maren Kroymann ist eine Frau, die ihr Alter längst zur Marke gemacht hat: In ihren Bühnenprogrammen (wie „In my Sixties“) steht sie zu ihren Falten und geht offensiv damit um, dass sie sich nicht liften lassen würde. Auch in der neuen Satire-Sendung „Kroymann“ geht es ums Altern.

Die Szenen sind deftig: Da will Kroymann (67), die Veteranin des Feminismus, bei der jungen Frauenbewegung mitmachen und wäre auch bereit, wie ebendiese sogenannten Femen-Frauen aus Protest ihre Brüste zu zeigen. Doch das lassen die schönen Frauen mit dem Hinweis „Nicht mehr herzeigbar!“ nicht zu. Und also singt sie ihnen ein böses Wahlkampflied vor: „Wir sind die Alten. Ihr seid die Geilsten, wir sind die meisten.“

Einst war sie „Nachtschwester“

Maren Kroymann engagiert sich in ihrer Satire-Sendung bei einer Frauenrechtlerinnen-Bewegung (v.l. Leony Iffländer, Laura Schwickerath, Maren Kroymann. Anna-Katharina Fecher, Silke Löw, Pascale Lady).
Maren Kroymann engagiert sich in ihrer Satire-Sendung bei einer Frauenrechtlerinnen-Bewegung (v.l. Leony Iffländer, Laura Schwickerath, Maren Kroymann. Anna-Katharina Fecher, Silke Löw, Pascale Lady). © Radio Bremen - Tom Trambow | ARD/RADIO BREMEN

Brexit, Trump, AfD: Es sind aber auch die Älteren, die diesen Rechtsruck vollziehen, es ist die Generation, der sie angehört, auch wenn sie die Haltungen politisch ablehnt. Das alles ist herrliche, bitterböse Satire und politisch garantiert inkorrekt. Das sitzt und tut weh. Und soll es auch. Dabei hat Maren Kroymann ja 20 Jahre lang, seit ihrer legendären Sendung „Nachtschwester Kroymann“, die von 1993 bis 1997 lief, keine Satire mehr im Fernsehen gemacht. Und sie hat das auch gar nicht aktiv betrieben.

Das Ganze kam so: Seit Langem versucht Kroymann, den Sender Radio Bremen zu bewegen, dass die alten „Nachtschwester“-Sendungen als DVD-Edition erscheinen. Radio Bremen ging noch einen Schritt weiter und bot ihr gleich eine neue Sendung an. Andere müssen lange dafür kämpfen. Maren Kroymann war also erst mal perplex. Und dann selig. Es hieß auch gleich, dass man damit in Serie gehe. Noch besser. Aber, das betont Kroymann bei einem Ingwer-Tee in einem Café in der Nachbarschaft, es sei ja noch kein langer Film.

Extrem unter Leistungsdruck

Erst einmal ein Halbstünder. Man werde also sehen. Und das sei in Ordnung für sie. Alles andere würde sie nur unter Druck setzen. Und den tue sie sich nicht an. In ihren Sketchen thematisiert sie aber genau diesen Druck. Da geht sie zum Psychiater, weil sie eine neue Sendung hat und extrem unter Leistungsdruck steht. Und weil die Psychiaterin von Annette Frier gespielt wird, ebenfalls eine Comedy-Frau, führt das zu herrlichen Schlagabtauschen.

Auch wenn sie nicht wirklich die Hüllen fallen lässt, macht sich die Wahl-Berlinerin damit doch irgendwie nackig. Weil sie sich ja als „Kroymann“ auf die Couch legt. Macht man sich damit nicht angreifbar? Klar, gibt sie zu, natürlich könnte man das jetzt so sehen. Aber angreifbar zu sein, das kennt sie ja schon, seit sie sich 1993 als lesbisch geoutet hat. Übrigens just zu der Zeit, als die ersten Folgen von „Nachtschwester Kroymann“ gedreht wurden. Was sie, medial völlig unerfahren, nicht mit dem Sender abgesprochen hatte.

Neue Show als leichte Imagekur

Das haben ihr viele im Fernsehen lange nicht verziehen. Aber sie habe damals gelernt, dass sie das aushalten kann. Und dass das ihre Karriere vielleicht beeinflusst, aber nicht behindert hat. Das sei jetzt wieder so. Mit ihrer Satiresendung positioniere sie sich vielleicht deutlicher als mit den Rollen, die sie in den letzten Jahren gespielt habe. Auf der Bühne ist sie immer Kroymann pur. Im Fernsehen war sie aber auch in ein paar 20.15-Uhr-Filmen zu sehen, die doch arg gefällig ausfallen und sie selbst zu nett zeigen.

„Kroymann“ ist da vielleicht eine leichte Imagekur. „Was ich mache, ist Ausdruck dessen, was ich denke und wofür ich mich als Privatperson einsetze.“ Kabarett hat sie lange nicht mehr im Fernsehen gemacht. Aber in Talkshows hat sie immer ihre Meinung gesagt. Haltung sei ganz wichtig für sie. Und das unterscheidet vielleicht auch den Kabarettisten vom Comedian.

„Kroymann“, ARD, Donnerstag, 9. März 23.30 Uhr

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