Berlin. Der Kabarettist Josef Hader gibt im Film „Wilde Maus“ sein Regie-Debüt. Ein Gespräch über Humor und die Abneigung gegen Wortwitze.

Josef Hader (55), der seit Jahrzehnten zu den renommiertesten Kabarettisten Österreichs zählt, hat sich auch längst in Deutschland einen Namen gemacht. Nun kommt er mit „Wilde Maus“ ins Kino (Filmstart 9. März). In dem Film über die Geschichte eines Musikkritikers, der sich nach seiner Entlassung an seinem Chef rächen will, spielt er die Hauptrolle und hat erstmals Regie geführt.

Herr Hader, finden Sie es nicht unheimlich, dass jeder Sie mag?

Josef Hader: Das hat sicher etwas damit zu tun, dass ich viele Jahre in einem überschaubaren Rahmen gearbeitet habe. Nachdem die „Wilde Maus“ so prominent im Berlinale-Schaufenster stand, werden sich sicher Feinde finden.

Welchem Genre würden Sie die „Wilde Maus“ zuordnen?

Hader: Es ist eine Tragikomödie. Daneben natürlich ein Beziehungsfilm und ein Rachedrama. Und eine Satire über den modernen, politisch korrekten Mittelstand.

Es sind auch Sexszenen dabei. Hat das etwas mit Eitelkeit oder eher mit Masochismus zu tun?

Hader: In meinem Alter, bei meinem Aussehen kann man Masochismus nie ganz ausschließen, wenn man sich solche Szenen in das Drehbuch schreibt.

Wie sammeln Sie Ihre Ideen für ein Bühnen-Programm oder einen Film?

Josef Hader auf der Berlinale.
Josef Hader auf der Berlinale. © dpa | Jörg Carstensen

Hader: Ein neues Projekt beginnt mit einem leeren Buch. Darin notiere ich vormittags Ideen, was ich gerne in einem Kaffeehaus mache. Am Nachmittag folgt dann die Ausarbeitung am Computer. Es ist allerdings nicht so, dass ich ständig dieses Notizbuch bei mir führe. Ich bin im Grunde sehr faul und schreibe nur dann, wenn ich es tun muss. Es ist ein bisschen wie in der Schule: Ohne Druck geht bei mir gar nichts.

Wollten Sie deshalb früher gerne Lehrer werden?

Hader: Ich hätte sehr gerne unterrichtet, ich glaube, als Lehrer wäre ich sehr glücklich geworden. Im Grunde ist dieser Beruf gar nicht so anders. Natürlich erleben Pädagogen viele Enttäuschungen, aber als Kabarettist hat man auch nicht jeden Abend ein tolles Publikum. Der Vorteil ist, dass die Zuschauer Eintritt bezahlen. Womit sie ein besseres Verhältnis haben zu dem, was da vorne passiert.

Wie würden Sie Ihr komödiantisches Konzept beschreiben?

Hader: Ich achte sehr darauf, dass Pointen wirklich der Geschichte dienen und aus der Situation heraus entstehen. Ich hasse Pointen aus dem reinen Dialog heraus. Eine Komödie, die ausschließlich lustig ist, hat das Problem, dass keines der Pro­bleme noch irgendetwas wert ist. Der Zuschauer bekommt das Gefühl, es geht ohnehin alles gut aus. Viel spannender finde ich Filme, wo man das glaubt, die Geschichte wird fruchtbar schlecht enden – und plötzlich kommt eine Pointe und man kann wieder lachen.

Über Wortwitze können Sie nicht lachen?

Hader: Die meisten Kabarettisten hassen Wortwitze inbrünstig. Man kann einem Kabarettisten nichts Schlimmeres antun, als am Abend mit ihm beisammenzusitzen und Wortwitze zu machen.

Noch Schlimmer soll es sein, wenn Ihnen Fans mit Zitaten aus Ihren Programmen begegnen?

Hader: Aus meinem Programm zu zitieren ist ganz furchtbar. Erstens erkenne ich die Zitate meist nicht, weil sie aus einem anderen Zusammenhang stammen. Zweitens sind die Sachen oft schon Jahre alt. Für mich geraten Zitate immer zum Rätselraten. Da würde ich lieber über Fußball reden.

Darf man sich Josef Hader als glücklichen Menschen vorstellen?

Hader: Weitestgehend bin ich schon ein glücklicher Mensch. Ich habe das große Glück, einen Beruf auszuüben, der mir unglaublich Freude macht. Mit diesem Film habe ich es geschafft, tatsächlich mit Mitte 50 nochmals zum Anfänger zu werden. Ich bin derzeit also rundum glücklich – aber es ist ja noch nicht das Ende der Geschichte.