Cannes. Schauspielerin Kristen Stewart spielt in ihrem neuen Kinofilm „Personal Shopper“ eine Exzentrikerin. Auch privat geht sie eigene Wege.

Diese Frau ist einer der Superstars der Gegenwart: Kristen Stewart (26). Mit ihrer Rolle in den „Twilight“-Filmen an der Seite von Robert Pattinson (30) hat sie sich in die Herzen von Millionen Fans gespielt. Während Stewart in „Twilight“ ihre kühle Seite zeigte, sprüht die US-Schauspielerin jetzt in ihrem neuen Film „Personal Shopper“ vor Intensität und Leidenschaft.

Sind Ihnen eigentlich die „Twilight“-Filme, mit denen Sie zum Weltstar wurden, peinlich?

Kristen Stewart: Nein, absolut nicht. Ich bin stolz darauf. Wer hat schon die Gelegenheit, etwas, was er liebt, mit Millionen von Menschen zu teilen? Die Energie der Fans, die ich hier gespürt habe, war einzigartig.

In „Personal Shopper“ spielen Sie eine ziemlich exzentrische Figur, die glaubt, sie könne mit den Toten in Kontakt treten. Wie exzentrisch sind Sie selbst?

Stewart: Ich bin sicher nicht interessanter als meine Filmfiguren. Aber auf jeden Fall richte ich mich nicht nach dem, was andere von mir wollen. Ich bewahre mir meine eigene Identität. Das ist meine Verantwortung. Und ich habe eben herausgefunden, dass ich zum Teil andere Wertvorstellungen als die meisten anderen habe. Und das ist okay. Wobei ich mich jetzt nicht für die große Exzentrikerin halte, ich bin nur ein bisschen unkonventionell.

Unkonventionell scheinen Sie auch in Liebesfragen. Nach dem wechselvollen Ende Ihrer Partnerschaft mit Robert Pattinson erleben wir Sie mit einer Reihe von Freundinnen.

Stewart: Ich habe mich in meinem persönlichen Leben nie eingeschränkt. Ich sagte immer: Ich tue verdammt noch mal, was ich will. Deshalb hatte ich nie das Gefühl, etwas zu verpassen.

Aber viele Details Ihres persönlichen Lebens dringen nach draußen. Wie stark stört Sie das?

Stewart: Es gab eine Zeit, so mit 17, in der ich, wie wir alle wissen, extrem berühmt wurde. In dem Alter tust du dich schon schwer, mit einer begrenzten Gruppe von Leuten klarzukommen. Du fragst dich: Wie sehen sie mich? Wer bin ich überhaupt? Wie wirke ich? Habe ich darauf einen Einfluss? Soll ich mir deshalb den Kopf zerbrechen? Aber wenn das ganze Massen von Menschen sind und jeder eine Meinung zu dir hat, dann wird das völlig unnatürlich. Ich habe deshalb sozusagen die Schotten dicht gemacht und mich regelrecht versteckt. Die Vorstellung, dass ich in den Lebensmittelladen gehe und jemand mich erkennt, war unerträglich.

Was muss denn ein Mann oder eine Frau haben, um für Sie interessant zu sein?

Stewart: Ich will coole Menschen, die nicht faul und selbstgerecht herumhängen. Leute, von denen ich lerne und mit denen ich mich weiterentwickeln kann. Ich habe mir schon als Teenager gesagt: So jemand musst du dir suchen! Denn du bist bei Weitem noch nicht da, wo du im Leben sein möchtest. Diese Menschen sollen mich fordern, aber sie sollen auch bereit sein, mir etwas zurückzugeben. Klar, das trifft auf alle Leute in meinem Kreis zu. Es ist wahnsinnig wichtig, wie du deine Freunde aussuchst. Und ich habe definitiv eine gute Wahl getroffen.

Aber das muss ja gedauert haben. Haben Sie sich nie einsam gefühlt?

Stewart: Nein, denn ich hatte ja immer meine Familie. Die hat mich immer total unterstützt. Das klingt nach einem Klischee, aber es stimmt. Und ich hatte auch in meiner Schulzeit Typen, mit denen ich abhing. Das waren halt die Typen, mit denen sonst niemand befreundet sein wollte. Wie anders ich war, begriff ich erst, als ich nach der Schulzeit nochmal auf eine Highschool-Party ging. Das war ein Raum voller Leute, die nicht miteinander sprachen. Ich meine, sie unterhielten sich, aber sie sagten dabei überhaupt nichts aus. Ich habe diesen albernen Small Talk überhaupt nicht drauf.

Waren Sie mal ein Außenseiter?

Stewart: Das bist du automatisch, wenn du kreativ veranlagt bist. Wenn du dich in der Öffentlichkeit bewegst, dann wirst du leicht verlegen, weil du dich schützen möchtest.

Was tun Sie eigentlich, wenn Sie mal keine Befriedigung in Ihrem Job finden?

Stewart: Dann mache ich Pause. Das habe ich auch schon mal getan. Zwei Jahre lang! Es gab einfach kein Angebot, das mich im Entferntesten interessiert hätte.

Haben Sie die Schauspielerei nicht vermisst?

Stewart: Die ersten Monate gar nicht. Es war ganz gut, dass ich endlich mal ein bisschen Entspannung bekommen habe. Ich will normalerweise immer genau wissen, was in mir und in meiner Umgebung vorgeht. Aber so heilsam diese Ruhe auch war, nach einiger Zeit bin ich fast ausgerastet. Ich war fix und fertig, weil ich etwas Neues zu tun brauchte.

Was gab es denn für Alternativen?

Stewart: Ich spiele Gitarre, schreibe Gedichte. Und das ist mir sehr wichtig. Einerseits verspüre ich immer noch die Sucht, in Filmen mitzuwirken, andererseits möchte ich davon runterkommen.

Moment – Sie haben etwas gegen Ihren Beruf?

Stewart: Es würde meinen anderen Interessenfeldern ganz guttun, wenn ich meine Energien in sie hineinlenken würde. Für mich ist immer das Einfachste, Schauspielerin zu sein, aber ich sollte mir die Zeit nehmen und auch das Selbstbewusstsein haben, mehr Gedichte zu schreiben.

Würden Sie also auf professionelle Dichterin umsatteln?

Stewart: Ich glaube nicht, dass ich ein Buch rausbringen würde, ich verspüre nicht das Bedürfnis, aus meinen Gedichten eine Ware zu machen. Ich finde es immer blöd, wenn Leute ihr Bekanntsein zu Geld machen und irgendetwas verkaufen wollen. Sollte jemand anders meine Gedichte veröffentlichen, sträube ich mich nicht, aber ich glaube eher, ich bringe sie in einem Blog heraus.