Berlin. Die ZDF-Erfolgsserie ist mit der zehnten Staffel zurück. Für Hans Sigl ist es mehr als ein Heimatfilm: „Es geht um große Emotionen.“

Hirnschrittmacher, Milzriss, Herzinfarkt – beim „Bergdoktor“ ist der Mensch mit jeder Diagnose in den besten Händen. Und nicht nur das: Dieses Allround-Genie mit dem Blick des ewigen Frauenverstehers kann noch mehr: Herzen brechen. Lange mussten Fans auf neue Episoden vor der Kulisse des Wilden Kaisers warten. Jetzt ist Dr. Martin Gruber alias Hans Sigl (47) mit der zehnten Staffel zurück. Ein Gespräch über den Job des Arztes und den des Schauspielers.

Sie spielen einen Arzt, der immer zur Stelle ist. Tag und Nacht. Der ganz in seinem Beruf aufgeht. Wollten Sie auch selbst mal Arzt werden?

Hans Sigl: Nein, ich wollte Lehrer werden. Habe auch fürs Lehramt studiert. Aber dann hat mich das Theater gefesselt.

Aber Sie wirken sehr überzeugend. Sie werfen mit medizinischen Fachbegriffen ja nur so um sich.

Sigl: Ich habe viele Freunde, die Ärzte sind. Von daher ist mir vieles vertraut. Auch die medizinischen Begriffe sind einem dadurch ein wenig geläufig. Aber ich habe auch mal in der Pflege gearbeitet, als Zivi. Ich habe die Leute zum Röntgen gefahren. Ihnen Sauerstoff gegeben. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Es war eines meiner prägendsten Jahre.

Da haben Sie sicher das Zuhören am Krankenbett gelernt. Können Sie eigentlich auch privat so gut zuhören?

Sigl: Ja, ich glaube, das kann ich.

Wieviel Hans Sigl steckt denn in der Rolle des Bergdoktors?

Sigl: Ich glaube, eine ganze Menge. Schließlich spiele ich ihn und durfte bei der Entwicklung der Figur mitwirken.

Sie reden denen also rein?

Sigl: Nein, aber wir arbeiten gut zusammen.

Ist es nicht manchmal nervig, immer diese heile Welt darzustellen?

Sigl: Was für eine Frage! Natürlich nicht, aber apropos heile Welt. Das ist es doch ganz und gar nicht. Bei unseren Fällen geht es meist um Leben und Tod. Es geht um große Emotionen!

Entschuldigung, aber Sie sprechen ja selbst immer wieder vom „Feel-good-Movie“, also einem Wohlfühlfilm. Gut, reden wir lieber über etwas Unverfängliches, übers Wetter. Ist es eigentlich immer so schön dort in Tirol?

Sigl: Manchmal denken wir wirklich, wie sehr uns Petrus lieben muss. Wir haben wirklich sehr oft sehr gutes Wetter beim Drehen. Aber manchmal auch nicht, da wird dann auch geflucht, weil man den Berg nicht sieht.

Haben Sie nicht Angst davor, dass Sie für immer der „Bergdoktor“ sein werden?

Sigl: Ich habe keine Probleme mit Schubläden. Es ist ja nur eine Rolle für mich. Wenn der Dreh beendet ist, bin ich nicht mehr der Bergdoktor, sondern Hans Sigl. Für mich ist Schauspieler genauso ein Beruf wie Lehrer oder Polizist, Anwalt oder Richter.

Klingt nach Lust auf Feierabend.

Sigl: Wenn ich Feierabend habe, habe ich Feierabend. Ich zieh die Rolle mit dem Arztkittel aus. Das ist eine gute Basis für unseren Beruf, um die Bodenhaftung zu behalten. Schließlich müssen wir in viele Persönlichkeiten schlüpfen.

Wie lange drehen Sie?

Sigl: Ein Drehtag dauert 13 Stunden. Wir drehen von Februar bis März, dann wieder von Juni bis Dezember. Drei Wochen Sommerpause. Das war es an Freizeit.

Hätten Sie je gedacht, dass der „Bergdoktor“ so erfolgreich sein wird? „In aller Freundschaft“, der Dauerbrenner in der ARD, hat etwa fünf Millionen Zuschauer. Sie kommen auf sieben Millionen.

Sigl: Ich hatte es mir gewünscht, natürlich. Und ich finde es jetzt schon großartig, dass es gerade das Genre des oft belächelten Heimatfilms ist, der diese Quoten einbringt.

Viele gucken es, geben es aber nicht zu.

Sigl: Das bin ich gewohnt. Es stört mich nicht. Es amüsiert mich eher.

Donnerstag, 12. Januar, 20.15 Uhr, ZDF