Berlin. Der Schauspieler Aleksandar Jovanovic schien lange festgelegt auf Rollen in TV-Serien. Jetzt wird er als künftiger US-Export gehandelt.

Mit Anthony Hopkins hat er sich richtig gut verstanden. „Wir haben uns in den Pausen oft und lange unterhalten“, sagt Aleksandar Jovanovic. Er hat den britischen Oscar-Preisträger bei den Dreharbeiten zu „Collide“ kennengelernt – ein in Köln und Umgebung gedrehter Actionstreifen, starbesetzt mit Hopkins, Nicholas Hoult und Ben Kingsley. Jovanovic spielt darin einen Bösewicht.

Für ihn war der Film, der derzeit in den Kinos zu sehen ist, eine neue Erfahrung. Plötzlich spielt der 45-Jährige an der Seite internationaler Superstars. Jovanovic wird als neuer deutscher Hollywoodexport gehandelt. Seine Karriere erinnert an die von Christoph Waltz, der sein Geld auch lange mit TV-Filmen verdiente und schließlich dank „Inglourious Basterds“ zum Hollywood-Star wurde. Kann Jovanovic ähnliches gelingen?

Jovanovic nicht unzufrieden mit Lauf seiner Karriere

Jovanovic ist wandlungsfähig. Man nimmt ihm den finster blickenden Antihelden im Actionfilm ab, vor allem aber ist er bislang als Episodendarsteller in Krimiserien in Erscheinung getreten. „Balko“, „Polizeiruf 110“, „Wolffs Revier“, „Soko“ – seit fast 20 Jahren spielt er in Filmen und Serien, oft war er der Mann für die Nebenrollen. Wer ihn kennenlernt, erkennt ihn erst auf den zweiten Blick. Jovanovic wirkt nicht unzufrieden mit dem Verlauf seiner Karriere: „Ich habe das Glück, als Schauspieler von meinem Beruf leben zu können“, sagt der Wahlberliner. Aber dass er mal in Hollywood gehandelt würde, kommt auch für ihn selbst überraschend. „Es gab Höhen und Tiefen“, erzählt Jovanovic über früher. Wenn Rollenangebote ausblieben, nagte das an seinem Selbstbewusstsein. „Ich habe mich manchmal gefragt, ob ich mit der Schauspielerei weitermachen soll.“

Jovanovic wollte immer auf die Bühne. Schon als kleiner Junge in einem 500-Seelen-Dorf im heutigen Serbien, wo der gebürtige Baden-Württemberger bei seinen Großeltern aufwuchs. In seiner Jugend prägte ihn die aufkommende Hip-Hop-Kultur. „Ich weiß noch, wie ich die 80 Kilometer nach Belgrad gefahren bin, um den Film ‚Breakin‘ im Kino zu sehen. Da wusste ich: Das wollte ich auch.“ Also ging er mit 16 nach Hamburg auf eine Schule für Gesang, Tanz und Schauspiel. Als Jugendlicher ohne Familie in einer fremden Stadt – Jovanovic lässt durchblicken, dass es nicht immer leicht war. Immerhin lernte er damals, allein zurechtzukommen. „Das war eine gute Vorbereitung auf mein späteres Leben.“

Von seiner Zeit bei „Starlight Express“ profitiert er noch heute

Es folgten rastlose Jahre, in denen er mal hier, mal dort lebte, immer auf der Suche nach seiner Erfüllung: ein Jahr in New York als Tanzeleve, ein Jahr als Schauspielschüler in Toronto. Zwischendurch wohnte er in Bochum, spielte im Rollschuhmusical „Starlight Express“. Sein Engagement dort war eines der prägendsten seines Lebens. Er war damals Anfang 20. „Ich war einer der wenigen deutschen Darsteller, die meisten kamen aus Großbritannien“, erzählt Jovanovic. Weil alle fremd waren in der Stadt, wurde „Starlight“ zu einer großen Familie. „Dadurch ist ein Zusammenhalt entstanden, der uns bis heute verbindet.“ Mittlerweile ist Jovanovic in Berlin heimisch geworden, mit seiner Frau, der Schauspielerin Clelia Sarto (42), hat er eine Tochter.

Der Mann, der ein Abo auf die TV-Nebenrollen hatte, ist also auf gutem Wege, als Hollywoodbösewicht Fuß zu fassen. Es sei viel Zufall dabei, ein Engagement ergebe das andere. „Es geht erst jetzt richtig los mit meiner Karriere“, glaubt Jovanovic. „Das ist ein Geschenk.“