Köln. Peter Sloterdijk zeigt sich entsetzt über Tendenzen der Gesellschaft. Er sieht einen Rückfall in die Zeit vor der sexuellen Revolution.

Der Philosoph Peter Sloterdijk sieht die Gesellschaft geprägt von einer „neopuritanischen Grundstimmung“. Er habe es ursprünglich nicht für möglich gehalten, dass in seiner Lebenszeit noch einmal so sittenstrenge Zustände eintreten könnten wie „vor der großen Liberalisierung“ der 60er Jahre, sagte Sloterdijk („Kritik der zynischen Vernunft“) am Samstag beim Philosophiefestival Phil.Cologne in Köln. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die USA, wo Manager teilweise nicht mehr allein mit einer Kollegin in denselben Lift einsteigen dürften.

„Heute sehen wir ganz deutliche neopuritanische Tendenzen“, erklärte er. Es habe gegenüber der Situation von 1968 eine Rückentwicklung stattgefunden. Seine Generation - Sloterdijk ist 68 Jahre alt - sei dagegen wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass die Freiheit immer weiter zunehmen und sich auch auf die nachfolgenden Generationen übertragen würde. Die heutige junge Generation müsse aber „viel weiter hinten anfangen“. Auf der anderen Seite sei die Gegenwart gekennzeichnet von einer „tief greifenden Pornografisierung der Kommunikation“. (dpa)