Schauspieler René Ifrah lebt in New York und Berlin. Jetzt hat er es in die neue Staffel der US-Erfolgsserie „Homeland“ geschafft

Kaum eine andere US-Fernsehserie hat in den vergangenen Jahren derart für Begeisterung gesorgt wie „Homeland“. Die Geschichte um die CIA-Agentin Carrie Mathison verfolgen auch in Deutschland Millionen. Hier eine Rolle zu ergattern, ist eine Auszeichnung. René Ifrah hat es geschafft.

Der 44-Jährige spricht Deutsch mit leichtem amerikanischen Akzent, nur selten sucht er nach Worten, während er weit ausholt, um zu erzählen, wie er als junger Mann aus Brooklyn Anfang der 90er-Jahre zu einer Rolle in der ZDF-Serie „Mensch, Pia!“ kam, sich seitdem einmal quer durch das deutsche Fernsehprogramm spielte, bis er im vergangenen Jahr für eine Rolle in der fünften Staffel der US-Serie „Homeland“ (sonntags, 23.10 Uhr auf Sat.1) gecastet wurde. Er spielt darin den Dschihadisten Bibi Hamed, der im Auftrag der Terrormiliz IS ein Attentat in Europa verüben soll. Gedreht wurden die zwölf neuen Episoden komplett in Berlin.

Geboren wurde René Ifrah 1972 in Frankfurt am Main als Sohn eines deutschen Models und eines israelischen Sängers. Als er zehn Jahre alt war, zog die Familie, samt der zuvor nach Sizilien ausgewanderten Großeltern, nach New York. Anfangs haben sie dort alle gemeinsam in einer Zweizimmerwohnung gelebt, erinnert sich Ifrah.

Das Deutsch seiner Kindheit hatte er komplett vergessen, bis er mit Anfang 20 zurück nach Deutschland kam und dort über die Anzeige einer Schauspielagentur stolperte. Zuvor hatte er bereits in der Schule Theater gespielt.

Die deutsche Filmbranche ist ihm etwas zu langweilig

„Als ich nach Berlin gekommen bin, habe ich in meiner ungebildeten amerikanischen Arroganz nicht gewusst, dass eine deutsche Filmbranche überhaupt existiert“, sagt er. Nach „Mensch, Pia!“ stand Ifrah neben kleineren Rollen in Hollywood 20 Jahre lang hauptsächlich in deutschen Fernsehproduktionen vor der Kamera. Die deutsche Filmbranche sei ihm trotzdem bis heute ein Rätsel geblieben, sagt er. „Fachlich gibt es unglaublich viele gut ausgebildete Leute. Trotzdem fehlt oft der Mut, etwas wirklich Originelles zu machen, stattdessen wird vieles sehr gut und sauber nachgemacht“, so Ifrah. „Mir fehlt eine gewisse Authentizität.“

Was er an deutschen Produktionen schätze, sei das Zwischenmenschliche. „An einem amerikanischen Set geht es nur um Hochleistung. Das ist eine andere Erfüllung. Es hat nicht das europäische Gemütliche“, sagt er. Dass er beim „Homeland“-Dreh in Berlin das Beste aus beiden Welten miteinander verbinden konnte, sei für ihn der eigentliche Hauptgewinn gewesen. René Ifrah hält die Serie für durchaus realistisch. Einmal im Jahr gebe es in Washington ein Treffen der Macher mit Beratern von Sicherheitsdiensten, sagt er. „Ich denke, dass in der Realität alles noch viel dramatischer ist.“

Einwanderer zu sein, macht ihn besonders stolz

Nach all den Jahren zwischen Deutschland und den USA weiß René Ifrah manchmal selbst nicht genau, welcher Nationalität er sich eigentlich am meisten verbunden fühlt. Er sei Europäer, aber amerikanisch sozialisiert. „Am ehesten würde ich mich als New Yorker bezeichnen. Ich bin sehr stolz auf die Geschichte New Yorks und Brooklyns und darauf, als Einwanderer ein Teil davon zu sein.“

Genau dieses Gefühl habe er in Deutschland lange vermisst. „Deutschland war in meinen Augen bis vor Kurzem noch eine sehr homogene Kultur. Das verändert sich jetzt durch die Flüchtlingsdebatte sehr stark“, sagt er. „Wenn man die Sprache und die Kultur angenommen hat und trotzdem noch als Ausländer bezeichnet wird, ist das sehr frustrierend.“ In den letzten Jahren habe sich das gebessert, sagt Ifrah. Heute überlege er sogar, die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen. Das liege vor allem an Berlin. „Berlin zieht sehr viele interessante Menschen an“, sagt er und meint damit nicht nur Touristen: „Die ,Homeland’-Berater haben uns gesagt, dass es derzeit mehr Geheimagenten in Berlin gibt als zur Zeit des Kalten Krieges.“