Berlin. In den vergangenen Monaten gab es mehrere Unfälle mit Flixbus-Fahrzeugen. Politiker und Verbände liefern jetzt Erklärungen dazu ab.
Deutschlands größter Fernbusbetreiber hat die Brisanz schnell erkannt. Nachdem Flixbus-Fahrzeuge in der Nacht zum Mittwoch in gleich zwei schwere Unfälle verwickelt waren, fürchtet das Münchner Unternehmen um seine Reputation. Ein Sprecher versichert am Mittwoch eilig, dass die Sicherheitsausstattung der Busse „weit über die geforderten Standards“ hinausgehe. Flixbus, sagt der Sprecher, bedauere die beiden Zwischenfälle auf der A1 bei Bremen und der A5 bei Karlsruhe.
Trifft die Fahrer eine Mitschuld? Der Gedanke kam vielen Kunden, als sie von den Unfällen hörten. Schließlich ist der Preis- und Zeitdruck in der Fernbus-Branche kein Geheimnis, das Flixbus-Geschäft läuft über Subunternehmen. Die Polizei geht jedoch nicht davon aus, dass die beteiligten Fahrer die Unfälle hätten verhindern können.
Die Frau am Steuer des Busses, der bei Bremen anhalten musste, verhinderte sogar Schlimmeres, als sie ein Feuer im Motorraum bemerkte. Die Fahrerein evakuierte den Bus, noch bevor das Feuer in den Innenraum vordrang. Alle 26 Passagiere blieben deshalb unverletzt.
Auf der A5 in Baden-Württemberg hingegen wurden drei Menschen schwer, drei weitere mittelschwer und und eine Person leicht verletzt. Der Polizei zufolge war der Bus auf dem Weg von München nach Amsterdam wegen einer unglücklichen Verkettung von Umständen auf einen Lkw aufgefahren: Der Laster hatte auf einen Parkplatz fahren wollen. Da ihm ein ungünstig geparkter anderer Lkw den Weg versperrte, zog der Fahrer zurück auf den rechten Fahrstreifen, wo ihm der Reisebus nicht mehr ausweichen konnte.
Flixbus-Unfälle: Grüne sehen lückenhafte Sicherheit auf Autobahnen
Auffällig ist jedoch, „dass es in den letzten Monaten zu so vielen Unfällen mit Fernbussen kam“, wie Daniela Wagner feststellt, Sprecherin für Verkehrssicherheit der Grünen im Bundestag. Mitte Mai etwa kippte ein Flixbus auf der A9 bei Leipzig um, eine Frau kam ums Leben, 57 Menschen wurden verletzt.
„Die Unfälle zeigen, dass die Sicherheit auf Autobahnen lückenhaft ist“, so Wagner. Der Flixbus-Sprecher stellt sich hinter die Mitarbeiter. Die etwa 7000 Busfahrer seien das Aushängeschild der Firma – deshalb sei es „essenziell“, dass sie sich an Standards halten. Sie bekämen eine „umfangreiche Ausbildung“ zu Beginn ihrer Tätigkeit.
Laut EU-Vorschrift dürfen Busfahrer nicht länger als 4,5 Stunden ohne Pause am Lenkrad sitzen – dann müssen sie sich 45 Minuten ausruhen. Tatsächlich halten sich die Flixbus-Fahrer überwiegend daran, wie etwa die Berufsschule für Kraftfahrer Deutschlands bei stichprobenartigen Kontrollen herausgefunden hat.
Auch Christian Wahl vom Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer beruhigt besorgte Passagiere: Die Wahrscheinlichkeit, während einer Busfahrt verletzt zu werden, „ist sehr gering“, auch wegen der verbreiteten technischen Assistenz- und Warnsysteme.
Dass es vermehrt zu Unfällen kommt, liege eher daran, dass immer mehr Deutsche mit dem Bus verreisen: Zwischen 2012 und 2018 stieg die Zahl der Fahrgäste von drei auf 23 Millionen.