Berlin . Hunderte Fremde starren sich minutenlang in die Augen. Das soll mehr Nähe schaffen. Wir sind mit der Video-Kamera dabei.

  • Hunderte Fremde starren sich minutenlang in die Augen
  • Das soll mehr Nähe schaffen
  • Wir sind mit der Video-Kamera dabei

Stumm sitzen sie da und schauen sich einfach nur in die Augen. Der Mund des jungen Mannes verzieht sich, aber er gibt keinen Laut von sich. Sein Gegenüber lächelt ermunternd. Eben waren sie noch völlig Fremde, jetzt ist die Verbindung zwischen den beiden deutlich zu spüren. Hinter ihnen, vor ihnen – überall Menschen, die sich schweigend gegenüber sitzen. Sanftes Klaviergeklimper tönt über die Lautsprecher.

Das „Eye Contact Experiment“ hat in den Hinterhof eines Berliner Hostels geladen. Die Idee: Zwei Fremde setzen sich gegenüber voneinander, sagen nichts, schauen sich nur an, eine Minute oder länger.

„Gibt es dann hinterher einen Gewinner?“, fragt eine Zuschauerin, die zufällig in den Hinterhof gestolpert ist. Nein, den gibt es nicht, denn darum geht es bei dem Experiment auch nicht. „Wir wollen in einer Zeit, wo jeder nur auf sein Smartphone starrt, für etwas zwischenmenschliche Nähe sorgen“, erklärt Katja Wolf, Organisatorin des nicht-kommerziellen Events.

Event in 160 Städten

Das kommt augenscheinlich an. Eigentlich hatten sich über Facebook rund 200 Leute angemeldet, jetzt drängeln sich mehr als 500 Teilnehmer in den Gängen und im Keller des Hostels.

Das „Eye Contact Experiment“ wurde erstmals von Australiern durchgeführt, die Organisation The Liberators hat sogar schon ein weltweites Event koordiniert, bei dem Menschen in mehr als 160 Städten teilgenommen haben. Im Video zeigen wir den Selbstversuch. (jr)