Köln/Münchberg. 18 Menschen sterben in einem Reisebus, der binnen Minuten komplett in Flammen stand. Wie kann sich ein Feuer so schnell ausbreiten?

Trotz feuerhemmender Materialien kann sich nach Darstellung eines Experten ein Brand in einem Bus schnell ausbreiten. Bei dem verheerenden Feuer nach dem Auffahrunfall auf der A9 hatte der Reisebus beim Eintreffen der Feuerwehr zehn Minuten nach Alarmierung bereits im Vollbrand gestanden.

Johannes Hübner, Sicherheitsfachmann beim RDA Internationalen Bustouristik Verband, erklärte, dass im Armaturenbrett eines Busses die Elektrik des Fahrzeugs zusammengefasst sei. Dort könnte es zu einem Kurzschluss gekommen sein. Dem Brand war laut Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) ein eher leichter Auffahrunfall vorausgegangen.

Auch wenn die Materialien in einem Bus feuerhemmend seien, breite sich der Brand schnell aus, wenn er nicht sofort gelöscht werde. „Die Beeinträchtigung ist nämlich vor allem der Rauch, der in den Innenraum dringt“, sagte Hübner. Dabei können auch brennbare Gase aufsteigen, es kann zu einer Durchzündung kommen.

Viele Tote bei schwerem Busunglück auf der A9

Auf der A9 bei Münchberg ist es am 3. Juli zu einem sehr schweren Verkehrsunfall gekommen. Ein Reisebus bei dem Unglück brannte aus.
Auf der A9 bei Münchberg ist es am 3. Juli zu einem sehr schweren Verkehrsunfall gekommen. Ein Reisebus bei dem Unglück brannte aus. © dpa | Nicolas Armer
Ein Reisebus war bei dem Unfall auf einen Lkw aufgefahren.
Ein Reisebus war bei dem Unfall auf einen Lkw aufgefahren. © dpa | News5 / Fricke
Danach hatte der Bus mit insgesamt 68 Insassen Feuer gefangen.
Danach hatte der Bus mit insgesamt 68 Insassen Feuer gefangen. © dpa | Nicolas Armer
Nur noch ein ausgebranntes Gerippe des verunglückten Reisebusses ist übrig geblieben.
Nur noch ein ausgebranntes Gerippe des verunglückten Reisebusses ist übrig geblieben. © dpa | Matthias Balk
„Der Bus stand lichterloh in Flammen“, sagte ein Feuerwehrmitarbeiter.
„Der Bus stand lichterloh in Flammen“, sagte ein Feuerwehrmitarbeiter. © dpa | Nicolas Armer
Der Unfallort liegt zwischen den Anschlussstellen Münchberg-Süd und Gefrees.
Der Unfallort liegt zwischen den Anschlussstellen Münchberg-Süd und Gefrees. © dpa | Google
Das Luftbild zeigt die Unfallstelle auf der Autobahn A9 bei Münchberg.
Das Luftbild zeigt die Unfallstelle auf der Autobahn A9 bei Münchberg. © dpa | Bodo Schackow
Und auch diese Aufnahme macht das Unglück sichtbar.
Und auch diese Aufnahme macht das Unglück sichtbar. © dpa | Bodo Schackow
Der komplett ausgebrannte Bus, daneben Feuerwehr- und Rettungswagen sowie Leichenwagen.
Der komplett ausgebrannte Bus, daneben Feuerwehr- und Rettungswagen sowie Leichenwagen. © Getty Images | Getty Images
Experten der Polizei unter einem Zelt neben Särgen und Rettungskräften.
Experten der Polizei unter einem Zelt neben Särgen und Rettungskräften. © dpa | Nicolas Armer
Bei dem schweren Busunfall sind nach Erkenntnissen der Polizei vermutlich 18 Menschen ums Leben gekommen. 30 der 48 Insassen seien verletzt worden, einige von ihnen schwer.
Bei dem schweren Busunfall sind nach Erkenntnissen der Polizei vermutlich 18 Menschen ums Leben gekommen. 30 der 48 Insassen seien verletzt worden, einige von ihnen schwer. © dpa | Nicolas Armer
Die A9 wurde in beiden Fahrtrichtungen gesperrt, so dass vier Rettungshubschrauber auf der Fahrbahn landen konnten.
Die A9 wurde in beiden Fahrtrichtungen gesperrt, so dass vier Rettungshubschrauber auf der Fahrbahn landen konnten. © dpa | News5 / Fricke
Auf der Fahrbahn stauten sich die Fahrzeuge.
Auf der Fahrbahn stauten sich die Fahrzeuge. © dpa | Nicolas Armer
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) reagierte mit Trauer im Landtag in Stuttgart (Baden-Württemberg) auf das schwere Busunglück.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) reagierte mit Trauer im Landtag in Stuttgart (Baden-Württemberg) auf das schwere Busunglück. © dpa | Christoph Schmidt
Auch der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) äußerte sich vor Ort auf der A9 mit Bestürzung gegenüber der Presse.
Auch der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) äußerte sich vor Ort auf der A9 mit Bestürzung gegenüber der Presse. © dpa | Nicolas Armer
Die Bundesregierung hat ihr tiefes Mitgefühl für die Opfer des Busunfalls in Oberfranken geäußert.
Die Bundesregierung hat ihr tiefes Mitgefühl für die Opfer des Busunfalls in Oberfranken geäußert. © dpa | News5 / Fricke
Merkels Dank gehe „an alle Rettungskräfte, Ärzte, Sanitäter, Seelsorger, die im Einsatz waren und sind, um Verletzte zu bergen, um Menschen zu betreuen in einer entsetzlichen Situation.“
Merkels Dank gehe „an alle Rettungskräfte, Ärzte, Sanitäter, Seelsorger, die im Einsatz waren und sind, um Verletzte zu bergen, um Menschen zu betreuen in einer entsetzlichen Situation.“ © dpa | News5 / Fricke
1/17

Automatische Löscheinrichtung wenig wirksam?

Wenn der Fahrer nicht mehr in der Lage war, die hintere Tür zu öffnen, könne das einer der Gäste gemacht haben. Meist würden aber Fenster eingeschlagen. Rauch kann dann noch schneller durch den Bus ziehen. „Mit anderen Worten: Die Situation ist sehr schnell außer Kontrolle“, sagte der Sicherheitsbeauftragte.

Auch eine automatische Löscheinrichtung hätte nach seiner Sicht die Katastrophe kaum verhindern können. „Selbst eine moderne Löscheinrichtung im Bus löscht im Motorraum, im Zweifelsfall auch noch im Gepäckraum und auch noch in der Bustoilette, darf aber nicht im Innenraum löschen“, so Hübner. Die chemischen Löschmittel könnten Passagiere sonst beeinträchtigen.

Deutsche Busunternehmen „vorbildlich“

Generell seien die deutschen Busunternehmen vorbildlich bei der Einhaltung europaweit einheitlicher Sicherheitsstandards. Zwar seien Abstandswarner und Notbremsassistenten noch nicht in Serie eingebaut. Aber Busse müssten alle sechs Monate zu einer Zwischenuntersuchung und jährlich zum TÜV.

Busfahrer könnten wegen auch technischer Kontrollsysteme keine Lenk- und Ruhezeiten mehr überschreiten. Zudem gebe es ein von der EU vorgeschriebenes Nachschulungsprogramm, wobei Fahrer alle fünf Jahre den Führerschein aktualisieren lassen müssen. (dpa)