London. Die Zahl der Todesopfer bei dem Hochhausbrand steigt auf 17. Die Suche nach weiteren Toten ist schwierig. Noch immer gibt es Vermisste.

Nach dem Hochhausbrand in London ist die Zahl der Todesopfer auf 17 gestiegen. Wie die Londoner Polizei am Donnerstag weiter sagte, wird mit noch höheren Opferzahlen gerechnet. Bisher waren zwölf Opfer bestätigt.

Die Suche nach weiteren Toten stellte die Feuerwehr zwischenzeitlich ein. Die Ränder des 24-stöckigen Grenfell Towers seien nicht sicher, sagte Feuerwehrchefin Dany Cotton. „Ich schicke keine Feuerwehrleute da rein.“ Von vielen Bewohnern fehlte am Vormittag noch immer jede Spur. Mehr als 24 Stunden nach dem Ausbruch des verheerenden Feuers kam am Morgen weiter Rauch aus dem Haus. Es gebe noch Brandnester, sagte Cotton. Die Gefahr eines Einsturzes bestand anscheinend nicht.

65 Menschen aus den Flammen gerettet

Feuerwehr-Chefin Cotton sagte, die Rettungskräfte gingen nicht davon aus, noch jemanden lebend zu finden. Bei dem gewaltigen Brand im Zentrum Londons wurden am Mittwoch 65 Menschen von der Feuerwehr aus den Flammen gerettet, anderen gelang selbst die Flucht.

Nach Angaben der Rettungskräfte wurden mindestens 78 Patienten in Kliniken behandelt, 18 von ihnen seien in einem kritischen Zustand. In dem Sozialbau mit 120 Wohnungen lebten britischen Medienberichten zufolge zwischen 400 und 600 Menschen.

Erst die oberen Stockwerke sichern

Eine Wand mit Beileidsbekundungen für die Opfer des ausgebrannten Grenfell Towers.
Eine Wand mit Beileidsbekundungen für die Opfer des ausgebrannten Grenfell Towers. © dpa | David Mirzoeff

Die Feuerwehr hat nach Angaben Cottons alle 24 Stockwerke kurz durchsuchen können. Für eine gründlichere Suche müssten vor allem die oberen Stockwerke erst gesichert werden. Niemand wisse, wie viele Menschen sich zum Zeitpunkt des Feuers in dem Gebäude aufgehalten hätten, sagte Cotton. Neun Feuerwehrleute hätten sich bei der Suche nach Vermissten leicht verletzt. Sie sei aber mehr besorgt „über die psychische Gesundheit“ ihrer Feuerwehr, sagte Cotton.

Die Ursache des Brands ist noch nicht geklärt. Bürgermeister Sadiq Khan versprach umfassende Aufklärung. „Es wird im Laufe der nächsten Tage viele Fragen zur Ursache dieser Tragödie geben, und ich möchte den Londonern versichern, dass wir dazu alle Antworten bekommen werden.“

Das sind die wichtigsten Regeln bei einem Brand

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    May besucht ausgebranntes Haus

    Premierministerin Theresa May besuchte den Unglücksort.
    Premierministerin Theresa May besuchte den Unglücksort. © Getty Images | Dan Kitwood

    Auch Premierministerin Theresa May kündigte eine „sorgfältige Untersuchung“ an. Wenn aus dem Feuer Konsequenzen zu ziehen seien, würden Maßnahmen ergriffen, sagte May am Mittwochabend. Sie besuchte auch den ausgebrannten Wohnturm und unterhielt sich mit Feuerwehrleuten. Sie habe auch mit Bewohnern des Hochhauses gesprochen, die das Feuer überlebten, hieß es in britischen Medienberichten. Das Treffen sei privat gewesen, Journalisten durften sie nicht begleiten.

    Königin Elizabeth II. drückte ihre Anteilnahme aus. Ihre Gedanken und Gebete seien bei den Familien, die Angehörige verloren hätten, sowie bei den vielen Menschen, die schwer verletzt im Krankenhaus lägen, teilte der Buckingham-Palast mit. Es sei ermutigend, zu sehen, wie viele Freiwillige nun zur Hilfe kämen.

    Versagen beim Brandchutz

    Der britische Brandschutz-Experte Jon Hall nannte den Brand einen Unfall, wie er in der „Dritten Welt“ vorkomme. „Alle Bestandteile der Feuersicherheit und des Gebäudemanagements“ müssten versagt haben, vermutete er auf Twitter. Matt Wrack, der Chef der Feuerwehr-Gewerkschaft, sagte, nach dem Brand hätten die Bewohner des Gebäudes das Recht, kritische Fragen zu stellen – etwa, ob die Fassadenverkleidung die Feuersicherheit beeinträchtigt habe.

    Nach der Katastrophe gilt das Hochhaus im Stadtteil Kensington entgegen ersten Befürchtungen nicht als einsturzgefährdet. Spezialisten hätten den Sozialbau untersucht und für weitere Lösch- und Bergungsarbeiten sicher befunden, teilte die Feuerwehr am Mittwochabend mit.

    Eine Million Pfund Spendengelder

    Viele Menschen spendeten Kleidung, Wasser oder Babynahrung für die Hausbewohner.
    Viele Menschen spendeten Kleidung, Wasser oder Babynahrung für die Hausbewohner. © dpa | Alastair Grant

    Indes spendeten Hunderte Londoner Decken, Kleider oder Babynahrung für die Bewohner. Auch mehr als eine Million Pfund an Spendengeldern kamen zusammen.

    Das Gebäude wurde 1974 erbaut und von 2014 bis 2016 saniert. Es hatte bereits Beschwerden über unzureichenden Brandschutz in dem Hochhaus gegeben. Die Rettungsarbeiten werden noch Tage dauern. Auch in Deutschland werden Rufe nach Konsequenzen laut. (dpa)