Istanbul. Ein heftiger Erdstoß hat Menschen in der Türkei und Griechenland in Schrecken versetzt. Auf der Insel Lesbos kam eine Frau ums Leben.

Bei dem Seebeben in der Ägäis ist auf der griechischen Insel Lesbos eine Frau gestorben. Das teilte der Bürgermeister der Insel, Spyros Galinos, am Montagabend auf Twitter mit. Die Frau sei tot in ihrem eingestürzten Haus gefunden worden. Mindestens zwölf weitere Menschen wurden verletzt. Von ihnen sei niemand in Lebensgefahr, teilten die Ärzte des Krankenhauses der Insel mit.

Am schlimmsten wurde nach Angaben des Bürgermeisters die Ortschaft Vrises getroffen. „Mehrere Häuser dort sind schwer beschädigt oder eingestürzt“, sagte er im griechischen Rundfunk. Auch in der Ortschaft Plomari wurden mehrere Häuser – darunter der Glockenturm der Kirche – schwer beschädigt, wie Augenzeugen im Staatsfernsehen berichteten. Zahlreiche Straßen seien zudem nach Erdrutschen unpassierbar, teilte der griechische Verkehrsminister Christos Spirtzis mit.

Menschen sollten in ihren Häusern bleiben

„Die Menschen sind fast alle auf die Straße gerannt“, berichteten Augenzeugen aus Lesbos im Fernsehen. Hotels wurden nicht beschädigt, teilten die Behörden mit. Die Lage beruhigte sich am Montagnachmittag. Seismologen rieten den Menschen, deren Häuser beschädigt sind, im Freien zu bleiben.

Eine Frau reinigt am Montag in einem Geschäft in der Kleinstadt Plomari auf der Insel Lesbos (Griechenland) den mit Scherben übersäten Boden.
Eine Frau reinigt am Montag in einem Geschäft in der Kleinstadt Plomari auf der Insel Lesbos (Griechenland) den mit Scherben übersäten Boden. © dpa | Manolis Lagoutaris

Es bestehe Gefahr, dass sie während eines Nachbebens einstürzen. Der Zivildienst sollte am Abend Zelte in den betroffenen Regionen rund um die Ortschaft Plomari aufschlagen, berichtete das Staatsradio weiter.

Erdstöße bis nach Istanbul zu spüren

Die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad gab die Stärke des Bebens am Montagnachmittag mit 6,2 an. Dem Erdbeben-Monitor des Helmholtz-Zentrums in Potsdam zufolge hatte das Beben eine Stärke von 6,4. Die renommierte US-Erdbebenwarte USGS bezifferte es mit 6,3.

Das Zentrum lag in der Ägäis zwischen der griechischen Insel Lesbos und der türkischen Küstenmetropole Izmir. Die Stöße waren noch in der rund 330 Kilometer entfernten Stadt Istanbul sowie in Griechenland zu spüren. Es kam zu Nachbeben.

„Ich dachte, das Gebäude stürzt ein“

Der Gouverneur der türkischen Provinz Izmir, Erol Ayyildiz, sagte der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu, nach ersten Erkenntnissen gebe es auf türkischer Seite weder Opfer noch Schäden zu beklagen.

Zahlreiche Menschen versammeln sich nach dem Erdbeben in der türkischen Küstenstadt Izmir vor Häusern im Freien.
Zahlreiche Menschen versammeln sich nach dem Erdbeben in der türkischen Küstenstadt Izmir vor Häusern im Freien. © dpa | Mehmet Ozdogru

„So einen Stoß habe ich noch nie erlebt. Ich habe gedacht, das Gebäude stürzt ein“, sagte er mit Blick auf die Bezirksverwaltung. Ihm lägen aber keine Angaben über Opfer oder Schäden vor. CNN Türk berichtete, in Karaburun sei nach dem ersten Beben ein Nachbeben mit einer Stärke von 4,9 verzeichnet worden.

Region anfällig für Erdbeben

Der Seismologie Marco Bohnhoff vom Potsdamer Helmholtz-Zentrum sagte, es habe sich um ein sogenanntes Dehnungsbeben gehandelt, bei dem sich die obere Erdplatte in diesem Fall in Richtung Nord-Süd ausgedehnt habe. Beben dieser Art würden in dieser Gegend etwa zweimal im Jahr registriert.

Im europäischen Raum kommen die meisten Erdbeben in Griechenland, den südlichen Teilen des Balkans sowie im Westen der Türkei vor. Auch Italien und der westliche Balkan sind besonders betroffen. Der größte Teil der schweren europäischen Beben ereignet sich nahe den Rändern von Afrikanischer und Europäischer Platte. Dort kann es zu Spannungen kommen, die zu Beben führen. (dpa)